Dylan & Gray
auf ihrem Gesicht ein beruhigtes Lächeln aus. »Gar nicht ladylike. Genau deshalb liebe ich dich so.«
Sie sagt, dass sie schon eine Weile über Sex nachgedacht hat, aber auf den richtigen Moment warten wollte, um mich zu überraschen.
Okay, das ist gut. Ich hatte schon befürchtet, das Ganze sei eine ihrer spontanen Ideen. Aber wenn sie sich die Sache länger überlegt hat, kann ich sicher sein, dass sie es wirklich will. Wir betreten die Eingangshalle, und ich versuche, den Mann am Empfang nicht breit anzugrinsen. Die Versuchung ist groß, lauthals zu krähen: »Ich habe gleich Sex! Mit dieser umwerfenden Frau! Sie will mit mir Sex haben. Ich musste nicht mal fragen. Sie wollte einfach Sex. Mit mir! Kaum zu fassen, oder?« Ich atme mehrmals tief durch und versuche nicht daran zu denken, dass dieser Moment das Highlight meines Lebens ist. Mich mit dem Empfangschef abzuklatschen, würde wahrscheinlich keinen coolen Eindruck machen.
***
Durch den Flur steuern wir auf den Fahrstuhl zu, der uns in den dritten Stock bringt. Wir gehen Hand in Hand und meine Finger sind schweißnass, während sich ihre völlig entspannt anfühlen. Gibt es eigentlich nichts, was dieses Mädchen aus der Ruhe bringt?
Ich habe Schwierigkeiten, die Magnetkarte in den Türschlitz zu stecken, aber schließlich gelingt es mir. Eine Meeresbrise lässt die Vorhänge ins Zimmer wehen. Ich hänge das ›Bitte, nicht stören‹-Schild an die Klinke, bevor ich grinsend die Tür schließe. Das wollte ich immer schon mal tun.
Dann drehe ich mich um und schaue Dylan an. Sie steht nur ein paar Schritte entfernt und mustert mich mit einem kleinen Lächeln. Ab diesem Moment wird es heikel. Wie geht es denn nun weiter? Soll ich mich wild auf sie werfen? Oder möchte sie es lieber langsam und vorsichtig? Ziehe ich mich selbst aus, oder warte ich, bis Dylan das übernimmt? Vielleicht sollte ich aufhören, wie ein ahnungsloser Idiot herumzustehen, bevor sie ihre Meinung ändert.
Sie setzt sich aufs Bett und schaut mich unverwandt an. Dabei zieht sie sich in Zeitlupe die Schuhe von den Füßen. Oh, Gott. Seit wann ist Dylan so unverschämt sexy? Und wieso rühre ich mich nicht? Ich komme mir vor wie eine zwei Meter große Salzsäule.
Krächzend behaupte ich, dass ich auf Toilette muss, und flüchte ins Bad. Ich ziehe die Tür zu und versuche zu pinkeln, aber mein Penis steht schon senkrecht in die Höhe. Na toll. Ich bin sicher, dieses kleine Detail ist ihr nicht entgangen. Dabei haben wir uns noch nicht mal geküsst. Kopfschüttelnd gebe ich mir Mühe, ein paar Tropfen loszuwerden. Dann ziehe ich die Hose wieder hoch, sodass mein Ständer weniger offensichtlich ist. Ich starre mich selbst im Spiegel an und halte kurz mein Gesicht unter kaltes Wasser, um mich abzuregen. Mein Gesicht ist hitzig rot.
Ich konzentriere mich auf eine entscheidende Aufgabe. Durchhalten, Gray. Du musst möglichst lange durchhalten. Nicht zwei schnelle Stöße und Schluss. So ein Loser bist du nicht. Du hast deinen Körper im Griff.
Sieh es als sportliche Herausforderung.
Denk an die Tabelle der Baseball-Liga.
Zähl alle Süßigkeitsmarken auf, die du kennst.
Denk nur nicht daran, wie sich ihr Körper anfühlt. Denn sobald das passiert, ist die Show vorbei.
Okay, ich höre mich an wie ein Motivationstrainer. Schluss mit den Anfeuerungsreden. Ich atme tief durch. Jetzt ist der Moment. Geh da raus und mach, wozu du geboren wurdest.
Ich öffne die Badezimmertür und Dylan sitzt immer noch auf dem Bett. Sie hat die Beine gekreuzt, lehnt sich auf ihren langen Armen zurück und versprüht ein so entspanntes Selbstbewusstsein, dass man damit Aufklärungsbroschüren bebildern könnte. Ich bin ein bisschen neidisch. Neben ihr auf dem Bett liegen die Kondome. Ich schaue auf die Packung und beiße mir auf die Lippen. Ob sie mir eines davon überstreifen will? Okay, das stelle ich mir seltsam vor. Vielleicht weiß sie nicht richtig, wie es funktioniert, und ich muss ihr alles Schritt für Schritt erklären wie mein Biolehrer in Sexualkunde? Ich starre Dylan an und zögere. Wieso bin ich so nervös? Komm schon, Gray! Benutz deine animalischen Instinkte.
»Bist du wirklich sicher?«, frage ich noch einmal.
Ich will nicht, dass sie sich gedrängt fühlt. Manche Mädchen entscheiden sich im letzten Moment anders. Geraten in Panik. Das kann ich gut verstehen. Sie müssen uns schließlich in sich reinlassen, nicht umgekehrt. Und beim ersten Mal kann der Schmerz größer sein als die Lust.
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