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Dylan & Gray

Dylan & Gray

Titel: Dylan & Gray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
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uns einen Hundewelpen«, versucht er mich weiter zu überreden und zählt Rassen auf. Soll es lieber eine dänische Dogge sein, ein Weimaraner, ein schokobrauner Labrador oder ein goldlockiges Zwergwasauchimmer? Mein Wunsch ist ihm Befehl. Mir steigen Tränen in die Augen. Je länger Gray redet, desto stärker wird der Schmerz in meiner Brust. Ich kann es kaum ertragen, ihn zu enttäuschen, aber was bleibt mir anderes übrig?
    »Oder wir könnten Boba adoptieren«, sagt er jetzt. »Ich schenke ihn dir als Einzugsgeschenk anstelle von Brot und Salz. Den Hund mit dem erstaunlichsten Körpergeruch der Welt. Aber das Beste an Albuquerque ist«, endet er schwungvoll, »du hast mich!«
    Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich sprachlos. Gray will mir wirklich seine ganze Zukunft zu Füßen legen. Aber genau darin liegt das Problem. Es ist seine Zukunft, nicht meine. Ich könnte nie den Träumen eines anderen folgen. Das muss er doch einsehen, oder? Kann er nicht verstehen, dass ich siebzehn Jahre lang darauf gewartet habe, endlich mit meinem eigenen Leben anzufangen?
    Als die Stille drückend wird, beginnt Gray ohne Punkt und Komma vor sich hin zu reden. Lieber schwatzt er sinnlos weiter, als eine Antwort zu hören, die er nicht ertragen kann.
    »Stell dir nur vor, was bei unseren nächsten Roadtrips alles in Reichweite liegt«, sagt er. »Utah, der Grand Canyon, Colorado, Las Vegas … «
    Dann sagt er, in Vegas könnten wir sogar heiraten. Ich bleibe wie angewurzelt stehen und starre ihn an.
    »Du machst Witze.«
    »Ich meine es völlig ernst«, behauptet er. »Dylan, ich liebe dich. Kapierst du nicht, um was es hier geht? Genau auf dich habe ich gewartet. Wir beide passen so perfekt zusammen, das kann nur Schicksal sein. Ich möchte jeden Tag meines Lebens mit dir verbringen und dir dein Traumhaus auf dem Camelback Mountain bauen. Okay, dazu muss ich erst Millionär werden«, fügt er hinzu.
    Ich habe einen Kloß im Hals.
    Das hier ist die Chance unseres Lebens, sagt Gray, auf die andere Leute Jahrzehnte vergeblich warten. Uns wurde ein fantastisches Glück geschenkt. So etwas lässt man sich nicht durch die Finger gleiten, nur weil das Timing schlecht ist. Was wir mit unserer Zukunft anfangen, ist schließlich unsere Entscheidung. Wir sind die Herren über Zeit und Raum!
    »Gray … «
    »Wenn du mich heiraten willst, kann ich dich hier und jetzt um deine Hand bitten. Oder wir können erst shoppen gehen und Ringe aussuchen. Was immer dir lieber ist.«
    »Hast du ernsthaft vor, mir einen Antrag zu machen?«, frage ich und hoffe inständig, dass er den Kopf schüttelt und lacht. Ich schicke ein Stoßgebet an alle Heiligen, die für Geistesverwirrung und emotionales Chaos zuständig sind.
    Mit erhobenem Kopf sagt Gray einfach Ja. Genau das hat er vor. Sein Blick taucht tief in meinen.
    »Dylan, willst du mich heiraten?«, fragt er.
    Ich kann ihn nur anstarren. Meine Füße sind vor Schock wie festgefroren. Boba zerrt an der Leine und reißt mir fast die Schulter aus. Er beginnt mich den Weg entlang zu schleifen, als würde er sich für Grays Antrag fremdschämen. Ich stelle zu meiner eigenen Überraschung fest, dass ich weder mit Freude noch Erstaunen reagiere, nicht einmal mit Schock. Stattdessen werde ich wütend. Fuchsteufelswild.
    »Das ist doch total lächerlich!«, sage ich. Ich werfe ihm vor, dass er einfach nur Angst vor Veränderung hat. Deshalb will er sich bei seinem Umzug an etwas Bekanntes klammern.
    Er widerspricht und redet wieder von Liebe. Für ihn gibt es auf der Welt nichts Wichtigeres als mich. Seine Stimme wird kratzig.
    »Ich will dich nicht verlieren«, sagt er.
    Da weiß ich plötzlich, welche Antwort ich ihm geben muss. Ich bleibe abrupt stehen und sage: »Man kann nur verlieren, was einem gehört. Ich bin nicht dein Besitz, Gray.«
    Gray
    Ich starre sie an, während ihre Worte langsam in mein Bewusstsein dringen.
    Ihr Blick ist zornig und traurig zugleich. So habe ich ihre Augen noch nie gesehen und es raubt mir fast den Atem. Erst jetzt wird mir klar, dass sie niemanden an ihren Schmerz heranlässt. Ich durfte in ihrer Gegenwart alles sein – wütend, verletzt, einsam, depressiv – , aber sich selbst hat sie keine Traurigkeit erlaubt. Den ganzen Sommer nicht. Ihr Blick lässt mich verstummen. In ihren Augen schimmert es feucht und wer will schon einen Engel zum Weinen bringen? Ich weiß bereits, wie ihre Antwort lautet, als ich einen letzten Versuch unternehme.
    »Willst du nicht wenigstens

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