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E-Book - Geisterritter

E-Book - Geisterritter

Titel: E-Book - Geisterritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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sie.
    Natürlich.
    Ich wischte mir eine Ameise von der Hose.
    »Longspees Frau … die andere Ella … was weißt du über sie?«
    »Ziemlich viel.« Ella hielt das Gesicht in die Sonne. »Meine Mutter ist besessen von ihr.« Sie verstellte die Stimme: »Ella, stell dir vor. Sie war der erste weibliche Sheriff von Wiltshire! Sie war dabei, als die Magna Carta unterschrieben wurde!«
    Der Wind blies ihr das dunkle Haar ins Gesicht.
    »Löwenherz hat sie mit Longspee verheiratet, als sie noch ganz jung war. Mam sagt, sie wären sehr glücklich gewesen, obwohl er viel älter war als sie. Und dass sie acht Kinder gehabt hätten. Aber dann ist Williams Schiff untergegangen, und weil Ella Gräfin von Salisbury war, wollten sie sie zwingen, wieder zu heiraten. Sie sagte Nein. William ist nicht tot. Ihr werdet schon sehen. Er wird wiederkommen. Und sie hatte recht. Doch als er endlich zurück war, ist er ganz plötzlich gestorben. Und Ella hat sein Herz genommen und es in Lacock begraben. So hat sie es später auch mit dem Herzen ihres jüngsten Sohnes gemacht. Und dann ist sie irgendwann Nonne geworden.«
    Die Sonne verschwand hinter den Bäumen und ich schlug fröstelnd den Jackenkragen hoch. Der Garten hinter uns füllte sich mit Schatten.
    »Na, kein Wunder, dass er so traurig aussieht«, murmelte ich.
    Ella scheuchte eine Wespe von ihrem Knie. »Zelda sagt, alle Geister haben traurige Geschichten, und dass sie sie einfach nicht zu Ende bringen können.«
    Der alte Mann stand auf und ging mit seinem Hund nach Hause. Die Schwäne trieben auf dem Fluss davon, und die Jungen, die Fußball gespielt hatten, waren verschwunden. Ella und ich schienen die einzigen Lebewesen auf der Welt zu sein.
    »Ich muss los«, sagte Ella. »Der Doktor hat gesagt, ich soll darauf achten, dass Zelda nicht zu viel herumhinkt. Als ob sie auf mich hören würde!« Sie legte mir die Hand auf den Arm. »Halt dich heute Abend von offenen Fenstern fern!«
    Ich konnte mir schwer vorstellen, dass geschlossene Fenster Geister aufhalten konnten, aber ich nickte.
    »Ruf mich an«, sagte Ella. »Hier. Das ist Zeldas Nummer und das ist die meiner Eltern. Sie kommen morgen nach Hause.« Diesmal schrieb sie nicht auf meinen Arm, sondern auf ein Stück Papier. Sie drückte es mir in die Hand und rutschte von der Mauer.
    »Jon …«
    Ellas Stimme war plötzlich kaum mehr als ein Flüstern.
    Ich schob den Zettel in die Hosentasche.
    »Was?« Ich drehte mich um.
    Zwei Hunde standen zwischen Alma Popplewells Rosenbeeten. Die Popplewells hatten keine Hunde, geschweige denn zwei, die so schwarz waren wie ein Loch in der Nacht.
    Ella biss sich auf die Lippen. Es war das erste Mal, dass ich Angst auf ihrem Gesicht sah.
    »Ich HASSE Hunde!«, flüsterte sie.
    Ich fand nicht, dass die zwei wie wirkliche Hunde aussahen, doch das behielt ich für mich. Ihr Fell sträubte sich wie das echter Hunde, aber gewöhnlich hatten die keine roten Augen und warenso groß wie Kälber. Was immer sie waren, sie fletschten die Zähne, als hätten sie verstanden, was Ella gesagt hatte.
    In Kilmington sagt man, dass Stourton eine Meute schwarzer Dämonenhunde hat, die seine Opfer zu Tode hetzt .
    Ich war sicher, dass Ella sich auch an Zeldas Geschichte erinnerte. Verdammt!, dachte ich, während ich mir hastig zwei der Holzscheite griff, die Edward Popplewell als Feuerholz vor der Mauer gestapelt hatte. Und es ist noch nicht mal dunkel!
    »Hier!«, flüsterte ich und hielt Ella eines der Holzscheite hin. »Mein Großvater hatte einen ziemlich fiesen Schäferhund. Ramm ihnen das Scheit ins Maul, wenn sie angreifen.«
    Ella warf mir einen entsetzten Blick zu, aber den Scheit nahm sie trotzdem. Ich sah ihr an, dass sie inzwischen ebenso wie ich der Meinung war, dass wir es mit mehr als einem Paar streunender Hunde zu tun hatten.
    »Worauf wartest du noch?«, flüsterte sie. »Ruf Longspee!«
    Die Hunde stießen ein Knurren aus, das uns beide zusammenfahren ließ, und dort, wo sie standen, stieg schwärzlicher Nebel aus der immer noch regenfeuchten Erde. Er trieb in schmutzigen Schleiern durch den Garten und wurde dichter und dichter, bis alles in ihm verschwand: die Bäume, das Haus, die Gartenmauern. Ganz Salisbury löste sich auf in Dunkelheit, und aus den Schatten lösten sich die Pferde, die ich inzwischen so gut kannte. Diesmal waren sie alle gekommen: Lord Stourton und seine mörderischen Knechte, auf der Jagd nach einem weiteren Hartgill. Drei kamen von links, und der vierte kam mit

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