E-Book - Geisterritter

Titel: E-Book - Geisterritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke

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ich gebe zu, ich war stolz, als meine Geschichte mit einem mitfühlenden Schulterklopfen (vom Schuldirektor) und zwei tränenreichen Umarmungen (von Mrs Cunningham und Alma Popplewell) akzeptiert wurde. Die Wahrheit hätte bestimmt nicht annähernd diese Wirkung gehabt. Ein Elfjähriger, der versucht, den Liebhaber seiner Mutter durch Gebete aus der Welt zu schaffen, ist weit weniger beunruhigend als das Erscheinen eines toten Ritters.
    Meine einzige Strafe waren ein Aufsatz über die Wichtigkeit von Regeln und deren Befolgung sowie die Auflage, das Wochenende ohne Ausgang und unter der Aufsicht der Popplewells zu verbringen.
    Ella allerdings war alles andere als begeistert, als sie davon hörte. Schließlich wollte sie dabei sein, falls Longspee Stourton zur Hölle schickte. Sie hatte Zelda schon überredet, uns beide in ihrem Haus übernachten zu lassen, in der Hoffnung, meine Verfolger würden so vielleicht dort auftauchen. Aber mein Hausarrest machte diesen schönen Plan zunichte.
    Ella hatte keinen Hausarrest bekommen. Zelda gab sich mit der Erklärung zufrieden, dass mich ihre Enkelin in so bedauernswertem Zustand in der Kathedrale gefunden hatte, dass Ella Stunden darauf verwandt hatte, mich zu beruhigen und dabei aus Versehen eingeschlossen worden war. Ja, ich weiß, Zelda kann ziemlich leichtgläubig sein.
    Von Longspee erzählte Ella ihr kein Wort.
    »Wozu?«, sagte sie, als ich sie danach fragte. »Zelda würde ihnnur treffen wollen, und dann würde sie ihm all diese Fragen über sein Leben und seine Frau stellen! Sie ist manchmal schrecklich peinlich!«
    Stu und Angus waren übers Wochenende zu ihren Familien gefahren, und so saß ich den ganzen Samstag allein in unserem Zimmer, starrte den Abdruck in meiner Hand an und wusste nicht, ob ich den Abend fürchten oder herbeisehnen sollte.
    Ella kam gegen vier zu Besuch. Sie ärgerte sich immer noch über meinen Hausarrest.
    »Na, danke schön!«, sagte sie, als wir unten am Fluss auf der Gartenmauer saßen und die Enten, die vorbeitrieben, mit trockenem Toast fütterten. »Also wirst du all den Spaß allein haben.«
    »Spaß?«, fragte ich. »Definier Spaß. Longspee muss es immer noch mit vier Geistern aufnehmen. Vielleicht bin ich so tot wie er, wenn wir uns das nächste Mal sehen!«
    Ella kommentierte das nur mit einem Jon-Whitcroft-für-wie-dumm-hältst-du-mich-Blick. Ja, ich gebe zu. Ich war auch ziemlich optimistisch, was William Longspees Beschützer-Qualitäten anging.
    »Ich brauch noch eine gute Erklärung, warum ich Freitag nach der Schule verschwunden bin«, sagte ich, um vom Thema abzulenken. »Die mit dem Beten in der Kathedrale war perfekt für die Erwachsenen. Aber wenn sich das in der Schule rumspricht, ist mein Ruf für Monate ruiniert.«
    »Das ist leicht«, sagte Ella, während sie die Brötchen auspackte, die Zelda ihr mitgegeben hatte. (Zelda hatte ihnen Augen ausZwiebeln aufgesteckt, damit sie wie Kröten aussahen). »Erzähl ihnen einfach die Wahrheit. Lass nur den Teil mit Longspee weg. Sag, ich hätte dir die Kammer hinter der Tür gezeigt und dass wir zu spät gemerkt hätten, dass sie uns eingeschlossen haben. Erzähl meinetwegen, dass wir uns geküsst haben. So was wollen Jungs doch zu gern hören.«

    Natürlich wurde ich so rot wie die Salami, mit der Zelda die Brote belegt hatte, und murmelte, dass mir das bestimmt keiner glauben würde.
    »Natürlich werden sie es glauben«, sagte Ella. »Jungs sind so dumm. Mit Ausnahmen«, setzte sie gnädigerweise hinzu.
    Es war zur Abwechslung ein sonniger Tag, was wirklich guttat nach all dem Regen, und wir saßen auf der alten Mauer, blickten auf den Fluss, aßen Zeldas Krötenbrötchen und schwiegen. Ella glaubte bestimmt, dass ich an Longspee und Stourton dachte, aber ich malte mir aus, wie Stu dreinblicken würde, wenn ich behauptete, Ella Littlejohn geküsst zu haben.
    In dem Park auf der anderen Seite des Flusses spielten ein paar Jungen Fußball. Zwei Schwäne trieben vorbei und auf einer Bank saß ein alter Mann und teilte sich ein Eiscremehörnchen mit einem ziemlich fetten Hund. Es war kein schlechter Nachmittag, und ich erinnere mich, dass ich dachte, dass Salisbury vielleicht doch kein so übler Ort war. Ich strich über den Löwenabdruck in meiner Hand. Die Haut fühlte sich immer noch wie erfroren an.
    »Ella?«, fragte ich. »Du glaubst doch auch, dass er wirklich kommen wird, oder?«
    Ella leckte sich den Ketchup von den Fingern.
    »Natürlich«, sagte