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E-Book - Geisterritter

E-Book - Geisterritter

Titel: E-Book - Geisterritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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Pfotenabdrücken, die wie eingebrannt im Gras zurückgeblieben waren.
    »Jon?«, hörte ich Alma Popplewell rufen, und diesmal ließ kein schwarzer Nebel ihre Stimme wie von einem anderen Planeten zu mir dringen. »Jon!«
    »Hier! Wir sind im Garten!«, rief ich zurück, erstaunt, dass meine Stimme schon wieder halbwegs normal klang.
    Ella zitterten die Knie bestimmt ebenso wie mir, als wir auf das Haus zugingen.
    »Deine Mutter ist am Telefon, Jon!«, rief Alma uns entgegen. »Ich kann nicht fassen, dass ihr zwei im Garten wart! Habt ihrden Nebel gesehen? Ich frage mich wirklich, was sie da wieder in irgendeinem Garten verbrannt haben!«
    Ella und ich wechselten einen raschen Blick. Wir konnten beide kaum glauben, dass man uns, was geschehen war, nicht vom Gesicht ablas, aber Alma stutzte nur über die Blätter in Ellas Haar und die feuchte Erde an meiner Hose.
    »Da waren zwei Hunde«, sagte ich. »Ziemlich grässliche Biester. Aber wir haben sie vertrieben.«
    »Hunde?« Alma warf einen besorgten Blick durch den Garten. »Oh ja. Manchmal jagen sie die Enten auf dem Fluss und springen dann über die Mauer. Ich finde wirklich, sie sollten verbieten, sie im Park von der Leine zu lassen. Geh ans Telefon im Büro, Jon. Ella kann inzwischen den Pudding probieren, den ich gekocht habe.«
    Pudding. Telefonieren mit meiner Mutter … Das Leben ging tatsächlich weiter.
    Es war sehr merkwürdig, nach dem, was passiert war, Fragen wie: »Hast du schon neue Freunde?« oder »Wie ist das Essen?« zu beantworten. »Mam«, wollte ich stattdessen fragen, »weißt du, wie gefährlich es ist, als dein Sohn nach Salisbury zu kommen?« Aber ich verkniff es mir. Longspee hatte Stourton zur Hölle geschickt und alles war gut.
    Meine Mutter hörte sich glücklich an. Ihr einziger Sohn war zwar gerade dem Mordanschlag eines Geisterlords entkommen, weil sie ihn an den gefährlichsten Ort geschickt hatte, den es für Mitglieder unserer Familie gab, aber sie redete über den Urlaub mit dem Vollbart und darüber, wie nett er zu meinen Schwestern war. Egal. Mir war alles egal. Ich war einfach nur froh, dass ich amLeben und Ella nichts passiert war. Und dass all die Angst nun ein Ende hatte.
    »Jon? Was sagst du dazu?«
    Oh, ich hatte etwas verpasst.
    »Sagen – wozu?«
    »Dass wir zwei uns ein nettes Wochenende machen! Ich komme am Freitag und bleibe bis Sonntagabend. Du weißt, wir haben das Haus voller Handwerker, weil Matt dringend ein Büro braucht, sonst hätte ich dich natürlich lieber hier gehabt. Aber denkst du nicht auch, dass es sogar netter ist, wenn wir ein paar Tage nur für uns haben? Wir könnten nach Stonehenge fahren, spazieren gehen und in der Alten Mühle essen. Als wir uns die Schule angesehen haben, hatten wir ja nur ein paar Stunden Zeit, aber diesmal könnten wir uns vielleicht auch den Abendgesang in der Kathedrale anhören! Ich war noch nie abends in der Kathedrale, es muss wunderbar sein, meinst du nicht?«
    »Bestimmt«, murmelte ich und spürte plötzlich, dass ich sie abscheulich vermisste. Ich wollte ihr alles erzählen, was mir in den letzten Tagen passiert war (auch wenn ich ziemlich sicher war, das sie mir kein Wort glauben würde). Ich wollte ihr Angus und Stu vorstellen und Ella, ja, ganz besonders Ella, obwohl … vielleicht war das keine gute Idee. Mütter konnten entsetzlich peinlich sein, wenn man ihnen Freunde vorstellte. Vor allem, wenn es Mädchen waren. Und plötzlich durchfuhr mich ein anderer Gedanke. Moment mal. Sie konnte nicht kommen! Sie war ein Hartgill – wie ich! Und?, fragte die überlegtere Seite meines Verstandes. Stourton ist tot, fort, aufgelöst, oder wie immer man das bei einem Geistnennt. Der Spuk ist vorbei. Außerdem … hatte Zelda nicht gesagt, dass er nur den männlichen Hartgills nachstellte?
    »Jon?«
    Ich starrte das Telefon an.
    »Ja … ich bin noch da, Mam.«
    »Willst du, dass ich komme?«
    »Klar.« So lange der Vollbart nicht mitkam …
    Entspann dich, Jon Whitcroft! Der Spuk ist vorbei. Keine toten Mörder mehr, keine schwarzen Hunde. Das einzige Problem, das es in deinem Leben noch gibt, hat einen Bart, und sie hat doch gesagt, dass sie ihn nicht mitbringt. Ich betrachtete meine Hand. Sie blutete. Ich hatte sie mir an der Mauer aufgeschürft.
    Ella schob den Kopf durch die Tür. Sie hatte zwei Becher mit heißem Kakao in der Hand. Alma machte sehr guten Kakao. Ihr Pudding war weniger gut.
    »Ich ruf dich Montag an«, sagte meine Mutter. »Sobald ich weiß,

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