Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
E-Book - Geisterritter

E-Book - Geisterritter

Titel: E-Book - Geisterritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
Vom Netzwerk:
seinem Herrn von dort, wo eben noch das Haus der Popplewells zu sehen gewesen war.
    »Jon!«, zischte Ella. »Worauf wartest du?«
    Ja, worauf? Fünf, flüsterte es in mir. Fünf. Was soll ein Mann ganz allein gegen fünf Mörder ausrichten? Aber ich schloss die Faust trotzdem über dem Löwenmal, während die Dämonenhunde hechelnd zu ihrem Herrn aufsahen, als bettelten sie um den Befehl, uns zu hetzen.
    Bitte, William Longspee. Hilf mir.
    Er erschien, sobald sich meine Finger auf das Mal pressten. Sein Kettenhemd schimmerte so hell, dass die Dunkelheit plötzlich mit Licht getränkt schien. Die Geisterpferde scheuten zurück, und die schwarzen Hunde kauerten sich ins Gras, während Longspee sein Schwert zog und sich zwischen uns und die Reiter stellte.
    »Sieh an, fünf Mörder«, sagte er, ohne die Stimme zu heben. »Ist euch das Wild ausgegangen, dass ihr nun Kinder jagt?«
    Die blassen Pferde schnaubten und die Dunkelheit umgab sie wie giftiger Rauch.
    »Geh uns aus dem Weg.« Stourtons Stimme klang so heiser, als drückte ihm die Schlinge, die ihm um den Hals hing, immer noch die Kehle zu. »Hast du dich in der Zeit verirrt? Die Tage der Ritter waren schon vorbei, als ich noch Fleisch und Blut auf den Knochen hatte.«
    »Und was ist mit deinen Tagen?«, gab Longspee zurück. »Wie man sieht, hat ein Seidenstrick sie beendet. Kein sehr rühmlicher Tod!«
    Die schwarzen Hunde knurrten, als fühlten sie den Zorn ihres Herrn, und Stourton bleckte die Zähne, als wäre er einer von ihnen. Ich spürte, wie Ella neben mir schauderte. Ich war froh, dasssie neben mir stand, doch zugleich wünschte ich mir, sie wäre weit fort – in Zeldas Haus, wo die einzige Gefahr, die einem drohte, die war, über eine Kröte zu stolpern.
    »Ah! Jetzt weiß ich, wer du bist!«, stieß Stourton hervor, während seine Knechte ihre Pferde an seine Seite trieben. »Du bist der Königsbastard, den sie in der Kathedrale begraben haben. Was tust du noch hier? Ich dachte, du wärst geradewegs zum Himmel gefahren, bei all dem Edelmut, den man dir zuschreibt!«
    »Und warum bist du noch nicht in der Hölle?« Longspee ließ Stourtons Knechte nicht aus den Augen. »Man sollte annehmen, der Weg ist leicht zu finden für einen feigen Mörder wie dich. Oder wollte dich selbst der Teufel nicht?«
    Stourton richtete sich im Sattel auf. Sein blutleeres Gesicht leuchtete wie eine giftige Blüte, und die Dunkelheit liebkoste ihn mit schwarzen Händen, als wäre er ihr Prinz.
    »Ich werde wie ein König in die Hölle einziehen«, knurrte er. »Aber erst, wenn es keine Hartgills mehr unter der Sonne gibt.«
    Die Hand, die er hob, war knochig wie die des Todes selbst, und als seine Knechte die Schwerter zogen, triefte wieder Blut von den Klingen. Ich glaubte, Alma Popplewell irgendwo in der Ferne meinen Namen rufen zu hören, aber die Welt, in der es Hausmütter und andere harmlose Wesen gab, schien weiter entfernt als der Mond. Longspee machte einen Schritt zurück, und ich sah, wie seine Hand sich fester um den Schwertknauf schloss. Sie waren fünf! Fünf gegen einen! Ich hatte plötzlich solche Angst um ihn, dass ich losstolpern und mich an seine Seite stellen wollte. Aber Ella hielt mich zurück.
    »Nein, Jon!«, flüsterte sie.
    Im selben Moment trieb Stourton sein Pferd auf Longspee zu.
    Ich schrie auf, als er mit dem Schwert ausholte, aber Longspee war schneller. Er wich der Klinge aus und stieß dem Gehängten das Schwert in die Seite. Stourtons Pferd bäumte sich auf, als sein Herr fiel. Er stürzte in das feuchte Gras, und ich sah ein schwarzes Herz, das ihm wie eine Kohle hinter den Rippen glühte. Mit einem heiseren Fluch kam er wieder auf die Füße. Blut rann ihm über die schimmelweißen Kleider, es war so geisterbleich wie seine Haut. Er scheuchte seine Männer mit einem wütenden Bellen zurück, während die Dunkelheit sich um ihn ballte wie ein Mantel. Die schwarzen Hunde duckten sich mit gesträubtem Fell an seiner Seite und entblößten die Zähne.
    William blickte sich zu uns um. Ich war nicht sicher, was ich auf seinem Gesicht sah. Gab es Angst nach dem Tod? Wenn ja, dann war es Angst um uns.
    Stourton schwankte immer noch, aber er klaubte sein Schwert aus dem Gras, und hinter ihm warteten seine Knechte.
    »Noch einmal. Geh mir aus dem Weg, du Narr!«, fuhr er Longspee an. »Der Junge gehört mir! Er gehört mir, seit Hartgillblut mir den Strick um den Hals gelegt hat.«
    Die Abendsonne wärmte mir den Nacken, aber sie gehörte zu

Weitere Kostenlose Bücher