E-Book - Geisterritter

Titel: E-Book - Geisterritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke

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Chorist mir erzählt hatte.
    »Vielleicht ist Ella bei ihren Eltern«, sagte ich, während ich Tinkerbell die Treppe hinunter folgte. »Ihre Großmutter versteht sich nicht allzu gut mit ihnen.« Ella hatte mir erzählt, dass Zelda und ihre Mutter sich mindestens dreimal wöchentlich stritten.
    Aber Tinkerbell schüttelte den Kopf. »Nein. Ihre Eltern sind schon wieder auf Tournee. Irgendwo in Schottland, soweit ich weiß.«
    Das war der Moment, in dem ich endlich begriff.
    Irgendetwas war geschehen. Etwas Furchtbares.
    Mein Herz begann, so schnell zu schlagen, dass mir übel davonwurde. Ich vergaß den toten Choristen und das, was er über Longspee gesagt hatte. Konnte er wirklich ein Mörder sein? Mit einem Mal war selbst das egal.
    In meinem Kopf war nur noch Platz für eine einzige Frage:
    Wo war Ella?

12
    Ellas Onkel

    I ch rannte den ganzen Weg zu Zeldas Haus. Mir war egal, ob sie mich aus der Schule warfen, weil ich mich zum zweiten Mal ohne Abmeldung davonmachte. Mir war alles egal. Wo war Ella?
    Zelda saß auf dem Sofa, als ich in ihr Wohnzimmer gestolpert kam, umringt von ihren Kröten, und hielt einen Brief in der Hand. Sie hatte die Brille abgenommen und ihre Augen waren rot geweint.
    »Was ist?« Ich sah Ella von einem Laster überfahren oder ertrunken im Mühlenteich.
    Zelda hielt mir den Brief hin. Die Handschrift sah seltsam ungeschickt aus – als hätte jemand, der eigentlich mit der rechten Hand schreibt, es zur Abwechslung mit links versucht.
    Zuerst verstand ich nicht ein Wort von dem, was ich las, aber als mir die Bedeutung dämmerte, musste ich mich da, wo ich stand,auf Zeldas geblümten Teppich setzen. Die Knie gaben mir einfach nach (und ich zerquetschte fast zwei Kröten).
    Zelda Littlejohn. Bring den Hartgill-Jungen zum Friedhof von Kilmington, sobald es dunkel wird, oder deine Enkeltochter wird bei Sonnenaufgang zur Hölle fahren.
    Unter die Worte war ein Wappen gezeichnet. Es war verschmiert, als hätte ein ungeschickter Finger in die noch feuchte Tinte gegriffen, aber ich erkannte es trotzdem. Das letzte Mal hatte ich es auf der Decke eines toten Pferdes gesehen.
    »Aber … das ist unmöglich!«, stammelte ich. »Er ist tot. Ich mein … diesmal wirklich! Wir haben es gesehen! Longspee hat ihn umgebracht.«
    Zelda putzte sich geräuschvoll die Nase.
    »Longspee? Jon, was habt ihr zwei mir nicht erzählt? Das ist Lord Stourtons Wappen, aber Geister schreiben keine Briefe!«
    Zelda sah mich anklagend an und sie hatte allen Grund dazu.
    Also erzählte ich ihr alles. Wie Ella mit mir in die Kathedrale gegangen war, wie wir Longspee gerufen und er uns vor Stourton und seinen Knechten gerettet hatte. Nur von dem toten Choristen und dem gestohlenen Herzen sagte ich nichts. Ich brachte es einfach nicht über die Lippen, Longspee einen Mörder zu nennen.
    Zelda lauschte mir fassungslos. Und am Ende sah sie mich an, als würde sie mich ebenso gern wie Stourton erschlagen.
    »Wie konntet ihr mir all das nicht erzählen?«, rief sie. »Und was sollte das mit Stonehenge? Ich wette, dort sind wir auch nicht wegen eines Wikingerschatzes gewesen!«
    Ich senkte den Kopf. Ich konnte ihr nicht in die Augen sehen.

    »Das ist eine andere Geschichte«, murmelte ich. »Wirklich. Die hat nichts mit Stourton zu tun.« Ich kam wieder auf die Füße. »Wie konnte er einen Brief schreiben und Ella entführen, Zelda? Er ist ein Geist! Er kann nicht mal einen Stift halten!«
    »Stinkwurz noch mal, was weiß ich?«, rief Zelda. »Die Geister, die ich kenne, jagen keine Kinder oder besitzen Dämonenhunde! Sie lassen ein paar hohle Seufzer hören und verschwinden, wenn man sie anschreit! In was für einen Schlamassel hast du Ella da hineingezogen, Jon?«
    Und damit schluchzte sie wieder in ihr nasses Taschentuch, während ich dastand und den Brief anstarrte, den ich immer noch in der Hand hielt.
    Als es an der Tür klopfte, fuhr ich herum, als hätte Stourton mir seinen knochigen Finger in den Rücken gebohrt. Aber Zelda ließ sichtlich erleichtert das Taschentuch sinken.
    »Das ist mein Sohn«, schniefte sie. »Ich hab ihn gleich angerufen, als ich den Brief bekam. Komm rein, Matthew!«, rief sie, während sie sich mit dem Handrücken über die verweinten Augen fuhr.
    »Ich hoffe wirklich, es ist dringend, Zelda!«, hörte ich eine Stimme hinter mir sagen. »Ich war mitten in einer Wurzelbehandlung, als du angerufen hast! Also, was ist mit Ella?«
    Ich drehte mich um und da stand er.
    Der Vollbart.
    Ich bin