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E-Book - Geisterritter

E-Book - Geisterritter

Titel: E-Book - Geisterritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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Büchern wesentlich besser als im wirklichen Leben auskannte, und konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie er uns gegen Stourton helfen sollte. Aber Zelda war wohl einfach niemand Besseres eingefallen. Ein Zahnarzt, eine alte Frau und ein Elfjähriger. Arme Ella!
    Der Vollbart hatte den Brief auf den Teppich fallen lassen. Eine Kröte hatte sich draufgesetzt. Ich schubste sie zur Seite und las den Brief noch einmal.
    »Was sitzen wir hier noch länger herum? Wir sollten sofort nach Kilmington fahren!«, sagte ich. »Vielleicht finden wir Ella ja, bevor es dunkel wird!«
    Doch Zelda schüttelte nur resigniert den Kopf. »Ich bin sicher, Stourton wird erst mit ihr auf dem Friedhof auftauchen, wenn die Sonne untergeht.«
    »Aber wo hält er sie dann fest?« Meine Stimme zitterte wie die eines Erstklässlers, was mir vor dem Vollbart ziemlich peinlich war, doch ich konnte es nicht ändern. Ich stellte mir Ella in irgendeinem finsteren Keller vor, bewacht von einem dieser schwarzen Hunde, und wünschte mir erneut, Longspee hätte mir beibringen können, sein Schwert zu benutzen, damit ich Stourton aus all seinen Häuten schneiden und für alle Zeit hätte zur Hölle schicken können.
    »Ich bin immer noch sicher, dass er einem Bauern Angst eingejagt und ihn so zu seinem Helfershelfer gemacht hat«, sagte Zelda. »Also ist Ella vermutlich in seinem Haus. So hat Stourton es auch mit deinen Vorfahren gemacht, Jon. Erst hat er sie auf einer Farm gefangen gehalten und dann …« Sie brachte den Satz nicht zu Ende.
    »Warum suchen wir dann nicht einfach nach dem Haus?«, rief ich.
    »Wie?«, gab Zelda zurück. »Indem wir an jede Tür in Kilmington klopfen und sagen: »Entschuldigen Sie bitte, haben Sie ein elfjähriges Mädchen entführt, weil ein Geist Sie erschreckt …«
    »… oder ermordet hat«, beendete der Vollbart ihren Satz – und fing sich dafür erneut einen strengen Blick ein.
    Dann saßen wir alle da und schwiegen. Es war furchtbar. Ich hatte das Gefühl, Ella im Stich zu lassen, und das, nachdem ich ihr all den Ärger eingebrockt hatte. Dass wir uns gestritten hatten, als wir uns zuletzt gesehen hatten, machte es nur noch schlimmer.
    Es war Zelda, die das Schweigen brach.
    »Also gut, Matthew«, sagte sie. »Jon hat recht. Was sitzen wir hier noch herum? Lass uns nach Kilmington fahren. Ich will meine Enkelin zurück.«
    Der Vollbart schluckte, aber schließlich nickte er und stand auf.
    »Du gehst besser zur Schule zurück, Jon«, sagte er. »Womöglich haben sie deine Mutter schon angerufen, und sie fragt sich, wo du bist.«
    »Hast du den Brief nicht gelesen?«, fuhr ich ihn an. »Sie geben Ella nur raus, wenn Zelda mich mitbringt! Ich komm mit!«
    Zelda warf dem Vollbart einen ratlosen Blick zu.
    »Ich komm mit!«, wiederholte ich. »Keine Diskussion.«
    Zelda sah mich an und wischte sich die Tränen aus den Augen.
    »Danke, Jon!«, murmelte sie. »Disteldreck, nun beschlagen mir wieder die Brillengläser.«
    »Aber du kannst ihn nicht mitnehmen!«, protestierte der Vollbart. »Seine Mutter wird mich umbringen! Es ist zu gefährlich, Zelda!«
    »Matthew, wenn Jon nicht mitkommt, wird, wer immer diesen Brief geschrieben hat, Ella umbringen!«, erwiderte Zelda.
    Darauf fiel dem Vollbart keine Antwort ein. Nicht mal eine dumme.
    »Vielleicht sollten wir doch die Polizei benachrichtigen«, sagte er schließlich mit wenig überzeugter Stimme.
    »Polizisten glauben nicht an Geister, Matthew«, sagte Zelda und humpelte zu dem Schrank, in dem sie ihre Autoschlüssel aufbewahrte. »Außerdem heißt es, wir sollen allein kommen.«
    »Und was ist mit seinem Ritter?« Der Vollbart zog sich die Jacke an.
    »Natürlich!« Zelda fuhr herum und sah mich hoffnungsvoll an. »Jon! Warum hast du Longspee noch nicht gerufen?«
    Ich wusste nicht, wo ich hinsehen sollte. »Weil er vielleicht auch ein Mörder ist«, brachte ich schließlich hervor. »Und davon werden wir heute Abend wohl schon genug haben, oder?«

13
    Die Kirche der Hartgills

    D er Friedhof von Kilmington liegt am Ende einer schma- len, verschlafenen Straße, die wahrlich nicht so aussieht, als ritten nachts tote Mörder an den Häusern vorbei. Zu seiner Rechten steht immer noch das Haus, in dem einst die Hartgills wohnten. Natürlich hat es sich in den letzten fünfhundert Jahren verändert, aber was uns alle für einen Moment erstarren ließ, war das »ZU VERKAUFEN«-Schild, das vor dem Gartentor stand. Ich bin sicher, jeder von uns dachte

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