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E-Book statt Papierkonserve

E-Book statt Papierkonserve

Titel: E-Book statt Papierkonserve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Michaelis
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anpassten.
    In Mesopotamien war ab etwa 7.000 v. Chr. die Herstellung der Keramik aus Ton bekannt. Ton war als Rohstoff reichlich vorhanden und mit Hilfe der Töpferscheibe gelang es den Sumerern, die Produktion der Keramik zu beschleunigen. Dank der geographisch günstigen Lage und einer umfangreichen Güterproduktion wurde Uruk zu einer zentralen Handelsstadt. Dadurch sahen sich die Städter mit Problemen konfrontiert, die ihre Vorfahren, die Jäger und Sammler, aber auch die Bewohner kleiner Siedlungen nicht hatten: Wie sollten sie einen Überblick über ihr Hab und Gut behalten? Und wie sollten sie sicherstellen, dass das gehandelte Gut über weite Strecken erhalten blieb und nicht abhanden kam? Mit Anwachsen der Stadt hatte sich zudem eine Verwaltung herausgebildet, die Abgaben berechnete. Geld kannten die Sumerer noch nicht, doch Abgaben hatten die Untertanen dennoch zu entrichten – nicht in Heller und Pfennig, sondern in Gebrauchsgütern und Naturalien.
    Unter diesen – in manchen Belangen modern erscheinenden – Bedingungen entwickelten die Sumerer ab etwa 3.200 v. Chr. zusätzlich zur mündlichen Sprache erste schriftliche Merkformen, die der Verwaltung ihrer Güter dienten. Sie formten kleine Gegenstände aus Ton, die jeweils für bestimmte Waren standen, und bewahrten sie in kleinen Tongefäßen auf. So konnten sie immer feststellen, wie viele Güter von der jeweiligen Art sie besaßen oder verwalteten. Wenn beispielsweise eine Schafherde von einem Ort zum anderen getrieben wurde, dann konnte ein versiegeltes Tongefäß mit der entsprechenden Anzahl an Symbolen dem Empfänger der Ware Auskunft darüber geben, ob die Art des Gutes und die Menge stimmten. Zur einfacheren Angabe wurde nach und nach ein Zeichen für das jeweilige Gut außen an dem Tongefäß angebracht. Und schließlich ging man dazu über, das Gefäß mit den Tonelementen durch eine Tontafel mit Zeichen für das jeweilige Gut und der entsprechenden Mengenangabe zu ersetzen. So wurden dann immer mehr Zeichen auf Tontafeln eingeprägt.
    Diese Schrift unterschied sich grundlegend von unserer heutigen Alphabetschrift – Syntax oder Grammatik gab es noch nicht und die Sprache orientierte sich auch nicht am gesprochenen Laut, sondern am Wort beziehungsweise Begriff. Entsprechend viele Symbole benötigten die Sumerer, um sich schriftlich auszudrücken: Forscher gehen davon aus, dass sie in dieser frühen Phase ihrer Schriftentwicklung rund 1.200 Zeichen verwendeten. Diese Symbole bestanden teilweise aus Piktogrammen, die einen bestimmten Gegenstand abbildeten, teilweise aber auch aus Zeichen, die mit dem Ding, das sie benannten, nichts gemein hatten. So war das Zeichen für „Schaf“ einfach ein gleichschenkliges Kreuz. Es ist möglich, dass die abstrakteren Zeichen, die ursprünglich zur Kennzeichnung der Waren dienten, nach und nach auch für andere Zwecke verwendet wurden. Jedenfalls ist es nicht so, dass die frühe Schrift der Sumerer nur aus Piktogrammen bestand und sich dann einfach von konkreten Bildzeichen zu abstrakten Zeichen entwickelte.
    Sicherlich gab es zentrale Entscheider bei der Entstehung der Schrift – so muss eine Instanz die Zeichen festgelegt haben, die dann von einer Generation zur nächsten weitergegeben wurden. Diese Instanzen sind aus den archäologischen Funden nicht bekannt. Viel wichtiger als einzelne große Erfinder oder Entscheidungen war innerhalb der Schriftentwicklung allerdings die gesellschaftliche Praxis: Die Verwaltungen verwendeten Tontäfelchen mit Zeichen. Ob die Tonmasse bei örtlichen Händlern aufgekauft, in den Verwaltungen in kleine Blöcke geschnitten und dann an die Schreiber geliefert wurde? Ob der Schreiber aus einem Klumpen Ton sein Schreibplättchen formte, in das er die Zeichen ritzte, dann das Täfelchen zum Brennofen trug und es brennen ließ? Die genauen Verfahrensweisen sind nicht überliefert. Sicher ist, dass die Tontäfelchen nach dem Einritzen der Zeichen gebrannt wurden, um sie haltbar zu machen.
    Wir sehen, dass sich hier eine ganze Kette von Tätigkeiten – bestimmte Abläufe – sowie Einrichtungen rund um die neue Fertigkeit des Schreibens bildeten. Zudem musste es ja Menschen geben, die Zeichen einritzen und auch lesen konnten. Das stellten örtliche Schreibschulen sicher. Über mehrere Jahre hinweg erhielten die Schüler eine Einweisung in das Metier. Nach und nach entwickelten die Sumerer die Schreibtechnik weiter. Wurden die Zeichen zunächst noch mit einem Griffel

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