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Éanna - Ein neuer Anfang

Éanna - Ein neuer Anfang

Titel: Éanna - Ein neuer Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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eine Knopf scheint uns entgangen zu sein.«
    »Es wird wohl so sein«, äffte Margaret Kerrigan sie gehässig nach. »Nein meine Liebe. Es ist so! Mir schiebt ihr beiden keine schlampige Arbeit ungestraft unter, lasst euch das gesagt sein!«
    Und um ihnen eine Lehre zu erteilen, fand sie in der Folge weitere drei angeblich nicht fest angenähte Knöpfe. Kopfschüttelnd und mit verkniffenem Gesicht schleuderte sie die entsprechenden Hemden hinter sich in eine große, hüfthohe und mit Leinen ausgeschlagene Kiste, an der ein großes Pappschild mit der Aufschrift Knöpfe! hing. Daneben stand eine zweite Kiste, hier war Nähte! auf das Schild geschrieben worden, eine dritte Kiste beinhaltete Hemden mit Schmutzflecken! . Bei keinem der drei Schilder fehlte das Ausrufezeichen, das den Näherinnen wohl schon beim Betreten der Manufaktur wie eine stumme Anklage in die Augen springen sollte.
    »Lasst das bloß nicht zur Gewohnheit werden, sonst könnt ihr euren Dollar sofort wieder mitnehmen und sehen, wo ihr bleibt!«, herrschte Missis Kerrigan sie an, gab ihnen ihren Lohn abzüglich der missratenen Ware und knallte dann einen neuen Stapel Material für sechzig Hemden auf den Tresen.
    »Seid froh, dass ihr so billig davongekommen seid!«, sagte Kate O’Hara, als sie wenig später mit ihren schweren Kleiderbündeln wieder auf dem Hof standen.
    Éanna verzog das Gesicht. »Vier Cent Abzug, obwohl nicht einer der Knöpfe locker saß, das nennst du billig?«
    »Ja, andere sind nach ihrer ersten Woche mit ganz anderen Beträgen abgestraft worden«, teilte Kate O’Hara ihnen mit. »Fünf bis zehn Cent sind bei ihr der übliche Betrag, den sie den Mädchen und Frauen abzieht. So kann man sich denken, was einem bei wirklich schlampiger Arbeit droht. Heute habt ihr sie an einem ihrer seltenen guten Tage erwischt, das könnt ihr mir glauben!«
    Emily stöhnte gequält auf. »Das kann ja noch heiter werden, jetzt, wo wir beide so viel Arbeit pro Woche schaffen müssen wie vorher zusammen!«
    »Was andere können, könnt ihr auch«, erwiderte Kate O’Hara. »Und ihr habt heute doch schon gezeigt, dass ihr mit der Nadel gut umzugehen wisst. Der Rest ist Übung, Gewissenhaftigkeit und Fleiß.«
    »Und eine Menge Schweiß«, fügte Éanna hinzu, denn der Kraft der Sonne nach zu urteilen, die bereits erbarmungslos auf sie herunterbrannte, stand ihnen an diesem Tag der erste wirklich heiße Sommertag bevor.
    Die Nachbarin lachte. »Du sagst es, Éanna. Viel Schweiß und Muskelschmerzen sind bei dieser Arbeit so sicher wie das Amen in der Kirche. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Es gibt viel Schlimmeres im Leben, als für die Kerrigans zu arbeiten. Und ich denke, auch ihr könnt davon ein bitteres Lied singen.«
    Emily nickte. »Ein ellenlanges sogar!«
    Bei allem Ärger über Margaret Kerrigan waren Éanna und Emily doch sehr stolz, in dieser einen Woche bereits einen Dollar und sechsundsiebzig Cent verdient zu haben. Auch wenn davon, als sie ihre Schulden für Garn, Fingerhüte und Scheren beglichen und einige zusätzliche Rollen Nähgarn für die nächsten Tage gekauft hatten, nicht mehr viel übrig war.
    Die kommenden Wochen wurden den beiden entsetzlich lang und stellten ihre Ausdauer immer wieder auf eine harte Probe. Zehn, zwölf und mehr Stunden täglich über den Stoffen zu sitzen und eine Naht nach der anderen zu setzen, war schon erschöpfend genug und ging an manchen Tagen bis an die Grenzen ihrer Kräfte. Abends brannten ihnen die Muskeln in den Armen, im Rücken und im Nacken wie Feuer.
    Zusätzlich ließ die Sommerhitze, die sich über New York gelegt hatte und die die Stadt in einen Brutofen verwandelte, der sich auch nachts kaum abkühlte, ihre Arbeit im Zimmer zu einer wahren Tortur werden. Wie in einer Waschküche füllte sich der Raum Tag für Tag mit Schwaden feucht-heißer Luft und es half auch wenig, dass sie den Tisch direkt unter das weit geöffnete Fenster rückten. Emily und Éanna konnten kaum so viel Wasser vom nächsten öffentlichen Brunnen herbeischleppen, wie sie ausschwitzten. Und darauf zu achten, dass ja kein Schweiß von ihren Gesichtern auf die Hemden tropfte, erschwerte ihnen die Arbeit zusätzlich. Jedes Hemd, das sie fertigstellten, schien ihnen ein neuer Sieg über die Schmerzen, ihre überanstrengten Augen und die brütende Hitze zu sein.
    Brendan und Liam hatten in diesen Tagen kein leichteres Los zu tragen – völlig erschöpft kamen sie abends aus der Gießerei, die sich bei den

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