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Éanna - Ein neuer Anfang

Éanna - Ein neuer Anfang

Titel: Éanna - Ein neuer Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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dann tief in sich eine Wehmut, die fast an Sehnsucht grenzte. Und sie fragte sich, welche Erfahrungen er wohl seit ihrer Ankunft in New York gemacht hatte. Ob es ihm gelungen war, einen Verleger für sein Manuskript zu finden? Oder hatte man sein Buch vielleicht sogar schon gedruckt? Lag es bereits in den Geschäften aus? Und wieder nahm sie sich dann vor, die Buchhandlung Templeton aufzusuchen – um sich gleich darauf für ihre törichten Gedanken zu schämen.
    Dennoch war sie schon zweimal zu Templeton’s Finest Books geeilt, wenn sie allein unterwegs gewesen war. Sie war einfach so neugierig zu erfahren, was aus Mister O’Briens Buch geworden war! Aber beim ersten Mal war das Geschäft noch geschlossen gewesen und bei ihrem zweiten Versuch vor knapp einer Woche hatte es zwar wieder geöffnet, doch vor der Tür war sie dann plötzlich unsicher geworden. Schließlich hatten Patrick O’Brien und sie nun jeder ein eigenes Leben und gingen getrennte Wege, genau wie sie es sich bei ihrer Ankunft in Amerika gewünscht hatte. Würde er es nicht unweigerlich erfahren, wenn sie nun die Buchhandlung betrat und nach seinem Buch fragte? Und würde er dann nicht alles daransetzen, erneut Kontakt zu ihr aufzunehmen? Wollte sie das wirklich? Jetzt, wo sie endlich glücklich hier in New York war – an der Seite von Brendan?
    Sie hatte sich letztlich dazu entschieden, das Geschäft nicht zu betreten, und war weitergeeilt, während sie an ihren Freund aus Dubliner Zeiten dachte. Von ganzem Herzen wünschte sie ihm, dass er als Schriftsteller in Amerika mehr Anerkennung erfuhr als in seiner Heimat. Eines Tages, dessen war sie sich sicher, würde sie sein Buch in ihren Händen halten und lesen, was von ihren Erzählungen über ihr eigenes Leben, über ihre Familie und Freunde hineingeflossen war! Mit diesem glücklichen Gedanken schlief Éanna in vielen Nächten ein.
    So verflogen die heißen Sommermonate Juni und Juli. Und gerade, als die vier Einwanderer an ihre neu gewonnene Sicherheit zu glauben begannen und ihnen das geregelte Einkommen, die neue Wohnung und das fremde Land selbstverständlich wurden, brach aus heiterem Himmel erneut das Unglück über sie herein. Es kam ohne Vorankündigung an einem mörderisch heißen Tag Anfang August und nistete sich für eine lange Zeit bei ihnen ein.
    Als Brendan und Liam schon am frühen Nachmittag und damit Stunden vor dem regulären Feierabend in der Gießerei mit grimmig-finsteren Mienen nach Hause kamen, blickten Emily und Éanna alarmiert von ihren Näharbeiten auf.
    »Was ist passiert?«, zögernd legte Éanna die Nadel aus der Hand.
    Brendan mied ihren Blick. »Wir haben unsere Arbeit verloren. Jackson, dieser Dreckskerl, hat uns rausgeschmissen«, erklärte er mit zorniger Stimme und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    »Nein!«, stießen die Mädchen erschrocken und wie aus einem Mund aus.
    Liam verzog das Gesicht. »Ich wünschte auch, es wäre nicht wahr, aber leider ist es so.«
    »Aber warum?« Éanna konnte nicht glauben, was sie da hörte. »Ihr habt doch immer wieder gesagt, dass er mit eurer Arbeit zufrieden ist!«
    Brendan zuckte die Achseln. »Es hat eben Streit gegeben«, murmelte er zögernd.
    »Was für einen Streit?«
    »Na, Streit mit Jackson eben.«
    »Mein Gott, muss man dir denn jede Einzelheit Stück für Stück aus der Nase ziehen?« Éanna fühlte, wie sie ohnmächtige Wut überkam. »Nun erzählt schon, was das für ein Streit war und worum es dabei ging!«
    Brendan saß jetzt wie ein Häufchen Elend auf dem Stuhl und blickte kurz zu Liam hoch. »Erzähl du es ihnen. Du hast ja alles mitbekommen. Denn wenn ich es sage, glaubt mir Éanna vielleicht nicht, dass es wirklich so gewesen ist.«
    Plötzlich ahnte Éanna, was nun kommen würde. Ungläubig wartete sie auf Liams Erklärung.
    Der holte tief Luft. »Also, die Sache war so«, begann er und räusperte sich. »Brendan und ich mussten eine von diesen Loren, die man aus der Halle der Gießerei zu den Fuhrwerken im Hof schieben muss, mit schweren Eisenteilen beladen. Wir haben das auch richtig gemacht, so wie immer. Aber dann ist plötzlich eine Achse durchgebrochen, die Lore ist zur Seite gekippt und die Eisenteile haben sich über den Boden verstreut. Da ist dann Jackson auf uns losgegangen und hat uns vorgeworfen, wir hätten die Lore zu schwer beladen oder nicht darauf geachtet, dass die Ladung auf beiden Seiten gleichmäßig verteilt war.«
    »Was überhaupt nicht stimmte!«, warf Brendan hastig

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