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Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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ließ den Deckel aufspringen. »So pünktlich wie du ist noch nicht einmal Yates, der Butler meines Onkels!«
    Lässig stand er so in der Tür, nach der neusten Mode gekleidet wie ein Dandy. Ein junger Herr von Stand, der sein Leben lang auf Kosten anderer lebte – und, fuhr es ihr durch den Kopf, der auch zu nichts anderem taugte, wie Brendan jetzt wohl gesagt hätte.
    Éanna war so aufgeregt, dass sie erst einmal schlucken musste, bevor sie ein Wort herausbringen konnte. »Ich bin gekommen, um mein Versprechen einzuhalten, Mister O’Brien«, sagte sie mit steifer Förmlichkeit.
    Seine dunklen Augenbrauen hoben sich mit seinen Lippen leicht zu einem ironischen Gesichtsausdruck. »Und ich dachte, du wärst gekommen, um mir mit meinem Buch auf die Sprünge zu helfen und mir die Augen für meine bisherige Ignoranz zu öffnen«, erwiderte er spöttisch.
    »Das dürfte wohl auf dasselbe hinauslaufen, Mister O’Brien«, gab sie impulsiv zurück und schlug dann fast erschrocken die Hand vor den Mund, als ihr bewusst wurde, dass ihre Antwort nicht weit von einer Beleidigung entfernt war.
    Er fand an ihrer Erwiderung jedoch nichts Unerhörtes, vielmehr lachte er schallend auf. »Touché! Es geht doch nichts über ein erfrischend klares Wort aus einem hübschen Mund! Jetzt weiß ich auch, was mir die letzten Tage gefehlt hat und warum ich mich so auf dein Kommen gefreut habe!« Amüsiert gab er die Tür frei und machte eine einladende Bewegung. »Aber komm doch bitte erst einmal herein, bevor du auf deine charmante Art fortfährst, mein Selbstbewusstsein zu untergraben. Im Sitzen erträgt sich manches leichter, wie mich die Erfahrung gelehrt hat – die Schreibtischarbeit im Kontor meines Onkels selbstredend ausgeschlossen!«
    Einmal mehr verwirrt von seiner Art, mit Leichtigkeit Scherzhaftes mit ernsten Angelegenheiten zu verbinden und dabei auch noch eine gute Portion Selbstironie zu beweisen, trat Éanna an ihm vorbei in sein Refugium, wie er es nannte.
    Augenblicklich stellte sie fest, dass es eine gewaltige Untertreibung gewesen war, als er in der Kutsche von »einem Zimmer« gesprochen und dabei den Eindruck erweckt hatte, es handele sich lediglich um eine kleine bescheidene Kammer. Denn wie Éanna jetzt sah, bestand sein Refugium in Wirklichkeit aus mindestens zwei großen Räumen, die durch einen breiten Durchgang mit Rundbogen miteinander verbunden waren. Und sie wusste nicht, was sie an der Ausstattung der Räume zuerst bewundern sollte. Sprachlos vor Überwältigung blickte sie sich um.
    Nie zuvor hatte sie so viele wunderbare und teure Dinge gesehen. Ob es die schweren Samtvorhänge mit den dicken Quasten oder die hauchzarten Gardinen vor dem Fenster waren; der schräg zum einfallenden Licht stehende und mit Papieren, Notizbüchern und Zeitungen übersäte Schreibtisch, die halbhohe Holzvertäfelung der Wände und die gestreiften Tapeten; der kostbare Teppich mit dem kunstvollen Muster vor ihren Füßen, der Kamin mit dem Marmormantel zu ihrer Rechten, das Gemälde mit dem Porträt einer jungen Frau, die eine Rose mit einer aufspringenden Knospe in der Hand hielt, der lederbespannte und farbig bemalte Globus in seinem hüfthohen Messinggestell, die herrliche Standuhr in der Zimmerecke, das dunkelrote Samtsofa mit den muschelartigen Füßen und hohen Seitenlehnen an der gegenüberliegenden Zimmerwand, die beiden mit ledergebundenen Büchern vollgestellten Regale rechts und links vom Durchgang, das Messingbett mit der seidenen Überdecke im Nebenraum – egal, worauf ihr staunender Blick auch fiel, jedes Stück musste mehr wert sein, als ihre Familie jemals in Galway ihr Eigen genannt hatte!
    Éanna zuckte zusammen und fuhr aus ihrem sprachlosen Staunen auf, als sie plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Erschrocken fuhr sie zu Patrick O’Brien herum.
    »Was … was wollt Ihr?«, stieß sie hervor und ihr Blick flog zur Tür.
    Es zuckte um seine Mundwinkel, als wüsste er, welche Befürchtung ihr in diesem Moment durch den Kopf schoss. »Nichts Unschickliches, bei meiner Ehre, was immer die wert sein mag! Nur deinen Mantel, Schal und Mütze, wie ich es gerade schon einmal zu dir gesagt habe«, beruhigte er sie. »Es sei denn, du hältst das für anstößig und möchtest hier die versprochene sonntägliche Nachhilfestunde vermummt bis zu den Ohren verbringen? Das dürfte recht ungemütlich werden.« Dabei wies er auf das prasselnde Feuer im Kamin.
    Sie errötete und merkte erst jetzt, wie warm es in dem

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