Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
ein paar Stunden dem Schreiben widmen kann. Kenneth dürfte zurzeit in Ägypten sein und die Pyramiden besteigen oder auf dem Nil schippern. Zum Glück wird es wohl noch etwas dauern, bis er zurückkommt. Ich begleiche indessen pünktlich die Miete. Und bis auf das Porträt meiner seligen Mutter«, er wies dabei auf das Gemälde über dem Kamin, »einen Haufen Bücher und ein paar andere Kleinigkeiten gehört mir von dem ganzen Tand hier nichts.«
    »Tand?« Éanna schüttelte den Kopf. »Ich verstehe Euch immer weniger, Mister O’Brien.«
    Er lachte sie an. »Dann befindest du dich mit meinem Onkel, meiner Tante und ihren beiden wehleidigen Töchtern, die nur noch ihren Debütantinnenball nächstes Jahr in ihren hübschen hohlen Köpfchen haben, in allerbester Gesellschaft«, spottete er. »Aber lassen wir das. Fangen wir mit der Arbeit an! Ich kann es kaum erwarten, dass du mir von deinem Leben erzählst!« Damit griff er zu Notizbuch und Stift. »Am besten fängst du damit an, mir dein Leben und das deiner Familie vor der Zeit der Hungersnot zu beschreiben. Und sei dabei bitte so genau, wie es dir deine Erinnerung nur irgendwie erlaubt. Denn was dir unwichtig erscheint, könnte für mich von Interesse sein!«
    Éanna errötete. Ihr bescheidenes Leben fand sein Interesse. Sie musste lächeln, wusste aber nicht, was sie darauf antworten sollte. Also begann sie zu erzählen, erst stockend, dann jedoch immer flüssiger und mit wachsender Selbstsicherheit. Sie erzählte, wie sie in Galway aufgewachsen und wie ihr hartes, karges Leben auf dem kleinen Stück Pachtland gewesen war. Und sie war bald so in ihren Erinnerungen versunken, dass sie nicht bemerkte, dass Patrick O’Brien zwischendurch immer wieder Stift und Notizbuch sinken und seinen Blick wie gebannt auf ihrem Gesicht ruhen ließ, als könnte er sie gar nicht lange genug ansehen.

Siebtes Kapitel
    Éannas Redefluss wurde jäh unterbrochen. Gerade erzählte sie von jener verhängnisvollen Sommernacht vor bald drei Jahren, in der sie mit ihrer Großmutter Kate die unheimlichen blauschwarzen Nebelschleier beobachtet hatte, die vom Hügel herabgewallt waren und das Kartoffelfeld eingehüllt hatten.
    »Granny Kate wusste schon in dieser Nacht, dass die Kartoffeln in der Erde verfaulen würden und uns ein harter Winter bevorstand«, erinnerte sie sich und ihre Stimme war fast zu einem Flüstern geworden. »Und so kam es dann auch. Der dicke bläuliche Nebel wich drei schrecklich lange Tage nicht vom Land. Und als er sich endlich auflöste, da waren die Kartoffelpflanzen wie kraftlos in sich zusammengefallen. Blätter und Stiele hatten sich schwarz verfärbt und ein entsetzlicher Gestank von Fäulnis …«
    Weiter kam sie nicht. Denn in diesem Moment hämmerte jemand mit einem harten Gegenstand draußen im Hausflur gegen die Tür. Und eine aufgekratzte Männerstimme rief: »Schluss für heute mit dem Geschreibsel für die Ewigkeit, alter Knabe! Irlands schmachvolle Knechtschaft unter dem Stiefel Englands wird nicht mit Feder und Tinte beendet, sondern allein von Männern der Tat!«
    Und eine andere Stimme rief lachend: »Kommt, Freunde! Erobern wir diese sturmreife Bastion schnöder Federkiele und Tintenfässer!«
    Bevor Mister O’Brien »Herein!« rufen konnte, flog die Tür auch schon auf und drei Männer seines Alters und ebenso elegant gekleidet stürmten ins Zimmer. Dabei fuchtelten sie mit ihren versilberten Spazierstöcken durch die Luft, als hielten sie blanke Klingen in den Händen. Doch als sie Éanna sahen, blieben sie abrupt stehen.
    »Schau an, schau an!«, rief einer der Männer überrascht und musterte sie mit einem breiten Grinsen. »In was für ein reizendes Beisammensein sind wir denn da hereingeplatzt?«
    »Reizend fürwahr! Was für ein hübsches Vöglein ist dir da ins Netz gegangen, alter Knabe?« Das kam von dem größeren der drei, der ein goldenes Brillengestell mit runden Gläsern trug. Seine Augen, die in einem herben Gesicht saßen, taxierten sie von oben bis unten.
    »Mir scheint, du hast deinen Geschmack ein wenig gewechselt«, bemerkte nun der dritte im Bunde anzüglich, der von hagerer Gestalt war und einen noch recht spärlichen, aber langen rötlichen Backenbart trug.
    »Hüte deine lockere Zunge, Lovett! Und du auch, Cecil!«, wies Mister O’Brien die beiden ärgerlich zurecht und sprang aus dem Sessel. »Wo habt ihr bloß euren Anstand gelassen? Und hat man euch nicht beigebracht, erst auf das Herein zu warten, bevor man fremde

Weitere Kostenlose Bücher