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Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Einbruch der Dunkelheit weitergehen konnte.
    Éanna passierte das Zollhaus und schlenderte am Kai entlang stromabwärts, vorbei an dem ersten großen, rechteckigen Wasserbecken, dem Old Dock.
    Ihr Gang führte sie an hohen, lang gestreckten Warenlagern vorbei, jenen »Kathedralen der Kaufleute«, wie der Volksmund beschönigend die wenig ansehnlichen Gebäude nannte. Fast überall war man damit beschäftigt, Waren in Kisten, Säcken, Tonnen und Ballen in die Magazine zu schaffen oder Fuhrwerke mit ihnen zu beladen. Viel Stadtvolk und nicht weniger Seeleute und Soldaten trieben sich auf den Kais und in den Seitengassen herum, wo Hafentavernen, billige Absteigen für einfache Matrosen und so manches Freudenhaus lagen.
    Das Waschhaus hatte Éanna rasch gefunden. Brendan wartete schon auf sie, und als sie sich umarmten und sich küssten, stieg ihr der frische Duft der Seife in die Nase, mit der er sich nach der Arbeit beim Kohlendock gründlich gewaschen hatte.
    »Du riechst gut«, flüsterte sie ihm ins Ohr und nahm sich vor, gelegentlich auch einen Penny von ihrem Verdienst für einen Gang ins nächste öffentliche Waschhaus auszugeben.
    »Und du schmeckst noch viel besser«, gab er zurück und strich ihr mit der Kuppe seines Zeigefingers über die Lippen, die noch die Feuchtigkeit seines Kusses trugen. »Davon werde ich nie genug bekommen!«
    Sie errötete leicht und lachte verlegen. »Das will ich auch hoffen!«
    »Was hältst du davon, wenn wir uns ein Stündchen ins Warme setzen?«, schlug er vor. »Es gibt dahinten an der Ecke zur Guild Street eine nette Teestube, wo …«
    Sein Satz blieb vorerst unbeendet. Denn in diesem Moment rief eine überraschte Stimme, die Éanna sofort wiedererkannte, hinter ihnen: »Sieh mal einer an, wer sich hier so alles herumtreibt! Wenn das nicht unser einfallsreiches Galway-Mädchen Éanna ist, müssten mich meine Augen schon sehr täuschen!«
    Augenblicklich löste sich Éanna aus Brendans Armen und fuhr herum. Es war niemand anderes als Caitlin, die mit herausforderndem Hüftschwung auf sie beide zukam.
    Ihre einstige Gefährtin hatte sich in den Wochen, die seit ihrem Auszug aus der Pension vergangen waren, sehr verändert – und zwar zu ihrem Vorteil, zumindest was ihre äußere Erscheinung anging. Sie musste in dieser Zeit gut und reichlich zu essen gehabt haben. Denn ihr einst abgemagerter Körper hatte augenfällige weibliche Rundungen angenommen. Das nussbraune Haar unter dem kleinen, mit Nadeln kokett schräg festgesteckten Hut, den man auch mit größter Nachsicht nicht als die richtige Kopfbedeckung für diese Jahreszeit bezeichnen konnte, war hübsch frisiert. Völlig unpassend für die Winterzeit war auch der lächerlich kleine, zusammengerollte Sonnenschirm, dessen verblichener geblümter Stoff erkennen ließ, dass er schon bessere Zeiten gesehen hatte.
    Éanna sah, dass Caitlin sich Augen und Lippen geschminkt hatte, wenn auch nicht übermäßig, und zur Betonung ihrer hohen Wangenknochen auch noch rötlichen Puder aufgetragen hatte. Was jedoch deutlicher als alles andere an ihr zu erkennen gab, welch anrüchigem Gewerbe sie nachging, war ihr auffälliges blau-gelb gestreiftes Mieder, das sie unter ihrem weit offen stehenden Umhang zur Schau stellte. Es war nicht nur eng geschnürt, sondern besaß auch noch einen tief angesetzten Ausschnitt, der unschicklich viel von ihren Brüsten zeigte.
    »So sieht man sich wieder«, sagte Éanna zur Begrüßung reserviert und alles andere als erfreut, der einstigen Weggefährtin ausgerechnet zusammen mit Brendan zu begegnen.
    »Dublin ist eben auch nur ein Dorf, Kleine«, erwiderte Caitlin spöttisch. Dabei schob sie ihren Umhang mit der linken Hand ganz zur Seite und legte die Hand auf ihre Hüfte. »Und? Was treibst du so? Wilderst du vielleicht in meinem Revier, Schätzchen?«
    Éanna fiel auf diese beleidigende Frage so schnell keine passende Antwort ein. Und so kam ihr nur ein verdattertes, lahmes »Wie?« über die Lippen.
    »Na, glaubst du vielleicht, ich spaziere am Sonntag nur so zum Spaß durch die Gegend?«, gab Caitlin vielsagend zurück und warf Brendan einen aufreizenden Blick zu.
    Éanna schoss das Blut ins Gesicht. Caitlins dreiste Schamlosigkeit, mit der sie sich in aller Öffentlichkeit präsentierte, verschlug ihr die Sprache.
    Doch Brendan schien nichts dabei zu finden, denn er lachte belustigt auf.
    Bevor Éanna sich fassen konnte, hatte Caitlin sich auch schon an Brendan gewandt und fragte völlig

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