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Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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denn sie hatten viele Wochen Zeit, alles aus der Welt zu schaffen, was zwischen ihnen stand. Und hier auf dem Schiff würde er ihr auf Dauer nicht aus dem Weg gehen können!
    Freude und Hoffnung fielen jedoch jäh in sich zusammen, als sie sah, wer dicht hinter Brendan auftauchte. Scharf sog Emily die Luft ein, denn auch sie hatte Caitlin erkannt. »Ich glaub es nicht!«, stieß sie empört hervor. »Wie kann sie es nur wagen, uns unter die Augen zu treten! Und dann auch noch an der Seite von Brendan!«
    Éanna hörte es kaum. Denn in diesem Moment fing Brendan ihren Blick auf. Er hielt ihm stand, ohne dass sich nur ein Muskel in seinem Gesicht rührte. Dann wandte er sich ab und reihte sich auf der anderen Seite der Abtrennung in die Menge ein.
    Caitlin dagegen genoss ihren Auftritt sichtlich. Sie hob die Hand, winkte ihnen fröhlich zu und machte sogar einen kleinen Bogen, um in ihre Nähe zu kommen und ihnen scheinheilig zuzurufen: »Éanna! … Emily! Wie schön, dass wir jetzt wieder zusammen sind wie in alten Zeiten. Wird mit euch an Bord bestimmt nett werden. Na dann, bis später!« Damit eilte sie Brendan nach und legte ihm mit demonstrativer Vertraulichkeit ihre Hand auf die Schulter.
    »Ich bringe diese tückische Schlange um!«, zischte Emily wutentbrannt.
    »Wenn ich dir da nicht zuvorkomme«, murmelte Éanna mit zittriger Stimme und wachsbleichem Gesicht.
    Es dauerte noch eine ganze Weile, bis alle Zwischendeckpassagiere an Bord waren und sich mit ihrem teils sehr sperrigen Gepäck hinter das Tau begeben hatten. Der Kontorvorsteher mit dem Nasenkneifer kam als Letzter die Gangway hoch und händigte dem Ersten Offizier der Metoka, einem sehnig schlanken Mann namens Christy Cavendish, die mehrseitige Liste der Auswanderer aus.
    Zur selben Zeit zeigte sich auch zum ersten Mal Captain Caleb Crimshaw. Er war ein Mann um die fünfzig, von gedrungener Gestalt und mit wettergegerbtem Gesicht, schmalen Lippen, scharf geschnittenen Zügen und kühlen Augen. Die blank polierten Messingknöpfe seines nachtblauen Rockes blitzten wie aufgenähte Goldstücke. Er hielt Distanz zu der dicht gedrängten Menge armselig gekleideter und abgemagerter Auswanderer. Steif wie ein Ladestock, mit auf dem Rücken verschränkten Armen und völlig ausdruckslosem Gesicht stand er oben auf dem Achterdeck vor dem Ruderhaus und verfolgte das Geschehen mittschiffs. Er würde auf See oberster Richter und Herr über Leben und Tod sein, ein Master under God, wie man die Kapitäne nannte. Auch einige der im Achterschiff untergebrachten Kabinenpassagiere versammelten sich, um das nun folgende Schauspiel zu beobachten.
    »Wessen Name aufgerufen wird, der tritt mit seinem Gepäck vor Mister Sarfield, händigt sein Ticket aus, folgt seinen Anweisungen und begibt sich nach der Leibesvisite auf die andere Seite der Abtrennung!«, teilte ihnen der Erste Offizier mit schneidender Stimme mit.
    »Bei allen seligen Märtyrern, das kann ja Stunden dauern!«, stöhnte jemand.
    Und ein anderer versicherte trocken: »Das wird es auch.«
    Christy Cavendish rief den ersten Auswanderer auf. »Phelim Gillespie! Vortreten!«
    Ein älterer Mann in Lumpen, der schwer an seinem Gepäck zu tragen hatte, drängte sich durch die Menge nach vorn.
    »Nun komm schon und zeig deine Knochen!«, rief der Bootsmann ihm ungeduldig zu.
    Viel mehr als Haut und Knochen hatte Phelim Gillespie auch nicht vorzuweisen.
    »Mach den Mund auf!«, forderte ihn der Bootsmann auf. »Und streck die Zunge heraus! Zeig deine Hände! … Leg Mantel und Unterkleider ab, damit ich deinen Hals und deine Brust sehen kann!«
    Diese Gesundheitsprüfung sollte gewährleisten, dass keine ansteckenden Krankheiten an Bord eingeschleppt wurden. Selbst Frauen und unverheiratete Mädchen, von denen die meisten gemäß den Sitten ihres Landes noch nie gegenüber Fremden auch nur den Ansatz ihrer Brust entblößt hatten, mussten diese erniedrigende Prozedur über sich ergehen lassen.
    Als zwei junge, alleinstehende Schwestern das sahen, begannen sie zu weinen und zu jammern. Nie würden sie sich dieser Schändung ihrer Ehre aussetzen.
    Worauf jemand bissig bemerkte: »Guter Gott, wenn die jetzt schon gleich in Ohnmacht fallen, weil sie ihre Ehre für beschmutzt halten, was soll denn erst werden, wenn sie sehen, dass sie mit fremden Männern ihre Betten teilen müssen. Oder glauben diese naiven Dinger vielleicht, sie hätten da unten einen hübschen Vorhang um ihre Koje?«
    Emily warf ihrer Freundin einen

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