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Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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besorgten Blick zu. »Wir müssen nachher aufpassen, dass wir möglichst unter den Ersten sind, wenn sie uns ins Zwischendeck lassen«, raunte sie ihr zu. »Und am besten suchen wir uns eine Koje in der Nähe von Leuten mit Kindern.«
    Éanna nickte nur. Sie stand noch immer unter dem Schock, Brendan mit Caitlin gesehen zu haben. Waren die beiden jetzt etwa ein Paar? Verzweifelt versuchte sie, die Bilder, die bei dieser Vorstellung vor ihrem geistigen Auge entstanden, zu verdrängen.
    Die Gesundheitsprüfung und die Kontrolle des Gepäcks zogen sich wie befürchtet mehrere Stunden hin. Manche Passagiere hatten große Seekisten, ein paar sogar Fässer als Gepäck an Bord bringen lassen. Eins der Fässer, das angeblich nur Salz und Heringe enthalten sollte, untersuchten die Seeleute näher. Dabei stellten sie es kurzerhand auf den Kopf und schon Augenblicke später schrie jemand von innen um Hilfe. Als man den Deckel öffnete, kroch eine schlaksige Gestalt aus dem Fass, von oben bis unten mit Salz bedeckt.
    Der Mann hatte jedoch Glück im Unglück. Denn seine vier Gefährten, die ihn auf diese Weise auf die Metoka hatten bringen wollen, waren willens und fähig, die Passage für ihren Freund nachträglich zu entrichten.
    Ein anderer Passagier, ein Bursche von etwa sechzehn Jahren, hatte sich nur ein halbes Ticket gekauft und behauptete steif und fest, erst dreizehn zu sein. Er musste sein Bündel packen und das Schiff verlassen, denn er hatte kein Geld, um die Differenz nachzuzahlen. Von Bord gewiesen wurde auch eine Frau mit hohem Fieber, der ihr Ehemann unter stummem Weinen folgte, sowie ein anderer Passagier, der vergeblich versucht hatte, eine Vielzahl eiternder Geschwüre vor den prüfenden Blicken des Bootsmanns zu verbergen.
    Und so kam es, dass es bereits auf die Mittagszeit zuging, als schließlich alle Reisenden auf der anderen Seite der Absperrung standen. Endlich wurde die Luke zum Zwischendeck geöffnet, das für die nächsten vierzig bis fünfzig Tage Schlaf- und Wohnraum für zweihundertfünfzig Männer, Frauen und Kinder sein würde.
    Und das, was sie da sahen, ließ manch einen vor Bestürzung aufstöhnen.

Dreiundzwanzigstes Kapitel
    Es war allen klar gewesen, dass das Zwischendeck nur eine karge Unterkunft bieten würde. Dennoch reagierten viele Reisende entsetzt, als sie in den mit Tranleuchten kläglich erleuchteten Raum traten. Zu beiden Seiten der sich nach außen wölbenden Rumpfwände erstreckten sich lange Reihen von zweistöckigen Kojen, primitive kastenförmige Bettgestelle, die aus billigstem Fichtenholz gezimmert waren. Die Bretter waren rissig und kaum bearbeitet, sodass man leicht Gefahr lief, sich bei einer unbedachten Bewegung über das Holz einen Splitter unter die Haut zu treiben.
    In der Mitte erstreckte sich eine zweite Doppelreihe Kojen über die ganze Länge des Zwischendecks. Die schmalen Durchgänge zwischen den Reihen waren im Nu mit allerlei Gepäck versperrt, sodass kaum noch ein Durchkommen war. Und die Decke mit ihrem dicken, quer laufenden Spantenwerk war so niedrig, dass nur Kinder und Kleinwüchsige aufrecht stehen konnten, ohne sich die Köpfe zu stoßen.
    »Heilige Muttergottes!«, entfuhr es Éanna, als sie stehen blieb, um sich umzusehen.
    »Zwei Leute teilen sich einen Kojenkasten«, rief einer der Seeleute, der das Chaos überwachte.
    Emily lachte bitter auf. »Da hat man ja in einem Sarg noch mehr Platz als hier!«
    »Nur keine Sorge, Herzchen!«, rief ihr ein Matrose spöttisch zu. »Je länger wir auf See sind, desto mehr Platz gibt es!«
    Etliche der Reisenden bekreuzigten sich hastig. Sie wussten nur zu gut, dass einige von ihnen Amerika nie zu Gesicht bekommen würden.
    Éannas Blick suchte in dem Gedränge nach Brendans rötlichem Haarschopf, konnte ihn in dem Halbdunkel jedoch nicht entdecken.
    »Da drüben ist noch eine der oberen Kojen frei!«, raunte Emily Éanna hastig zu. »Die nehmen wir uns! Oben ist besser, als immer jemanden über dem Kopf zu haben. Und wer weiß, wie es nach ein paar Tagen unten am Boden aussieht!«
    Sie ließ einfach den Griff der Kiste los, die sogleich auf die Planken krachte und damit den Durchgang versperrte. Ohne sich um den Protest der von hinten drängelnden Menschen zu kümmern, lief sie schnell zu der unbelegten Koje hinüber und warf ihre Säcke auf das obere Brettergestell, bevor ihr ein anderer zuvorkommen konnte. Dann erst kehrte sie zu Éanna zurück und half ihr mit dem restlichen Gepäck. Die Kiste passte gerade

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