Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
fröhlich vor sich hin pfeifender und summender Mann aus der Menge heraus, an dem schnell der ebenso spöttische wie bezeichnende Spitzname Dirty O’Riley hängen blieb. Hose, Hemd und Rock waren so mit Dreck und Erde verkrustet, dass sie ganz steif von seinem hageren Leib abstanden. Aber auch Hände, Gesicht, Bart und Kopfhaar waren mit einer Dreckschicht bedeckt.
    »Dieser O’Riley trägt an sich ja mehr Erde aus Irland mit sich herum, als in unseren größten Kochtopf passt«, sagte Emily fassungslos, als sie ihn das erste Mal zu Gesicht bekam, und das traf es sehr genau. »Der will wohl sein gesamtes ehemaliges Pachtland mit nach Amerika bringen!«
    Als einer seiner Kojennachbarn ihn nach Tagen anredete und ihm zu verstehen gab, dass es nun wirklich an der Zeit sei, sich zu waschen, drohte ihm Tam O’Riley mit seinem dreckigen schwarzen Zeigefinger, wenn auch mit einem Augenzwinkern: »Du willst wohl, dass ich todsterbenskrank werde und Captain Crimshaw meinen Leichnam zu den Fischen schickt!« Und dann schlenderte er auch schon unter fröhlichem Pfeifen weiter über das Hauptdeck.
    Die beiden Schwestern, die bald »die beiden unzertrennlichen Jungfern« genannt wurden, machten auf andere Art und Weise auf sich aufmerksam. Man sah sie immer nur zusammen, wo immer sie sich auch aufhielten und wohin sie auch gingen. Stets hielten sie sich mit verängstigter Miene an den Händen, als fürchteten sie, jeden Moment auseinandergerissen, über Bord geworfen oder gar Opfer eines Überfalls zu werden. Und wenn sie miteinander redeten, dann nur im Flüsterton, als bestünden all ihre Gespräche aus Geheimnissen.
    Einer der wenigen Auswanderer, die sich mit einer natürlichen Autorität, dabei jedoch gutmütig und bescheiden unter den Mitpassagieren bewegten, war der Schmied Sean McDaid aus Ballymara in Galway. Er war groß wie ein Baum, hatte kohlrabenschwarze Haare, einen breiten Rücken und seine Hände waren so breit wie Bärentatzen. Dass alle ihn wegen seines Aussehens nur Big Black nannten, schien ihm nichts auszumachen. Es gab wohl kaum etwas, was ihn aus der Ruhe bringen konnte – mit einer Ausnahme, und das war der Deckskoch Jack Slocum.
    Big Black war der Einzige, der es wagte, ihm die Stirn zu bieten. Als Slocum wieder einmal jemanden grob zur Seite stieß, um einen seiner Günstlinge vorzulassen, griff der Schmied ein. Er trat aus der Reihe, schritt gemächlich zu ihm nach vorn und baute sich mit seiner vollen beeindruckenden Größe und Körperkraft vor ihm auf.
    »Mir scheint, du bist gerade nicht ganz bei der Sache gewesen und hast dir da einen Patzer erlaubt, der dir, wenn du über dein Verhalten nachdenkst, sicherlich leidtun wird«, sprach er ihn an, ohne dass in seiner Stimme oder in seiner Haltung eine Drohung lag. »Diese arme Frau da ist jetzt an der Reihe. Und dem da«, er deutete mit dem Kopf auf den Mann, der sich hatte vordrängeln wollen, »wirst du sagen, dass er sich gefälligst wie alle anderen hinten anstellen soll.«
    Der Deckskoch kniff die Augen zusammen. »Du musst besoffen sein, Ire!«, bellte er und versuchte dabei mühsam, seine Angst zu verbergen. »Und mit meinem Denken klappt es noch sehr gut!«
    Big Black blieb die Gelassenheit in Person. »Mag sein, dass ich betrunken bin, Slocum. Aber morgen bin ich wieder nüchtern und dann wird es hier einen anderen Deckskoch geben.« Dass er, Jack Slocum, dann nämlich nicht mehr an Bord sein würde, sparte er sich. Es war auch nicht nötig, diese Drohung auszusprechen.
    Denn der Deckskoch wusste auch so, was ihm blühte, wenn er der ruhigen Aufforderung des Schmieds nicht folgte.
    »Spiel dich bloß nicht so auf!«, fauchte er, gab aber augenblicklich der verschüchterten Frau einen Wink, an die Kochstelle zu treten. Und seinen Günstling schrie er an, was ihm bloß einfalle, einfach so an die Spitze der Schlange zu spazieren.
    Von Stund an bezähmte Jack Slocum seine Willkür mit finsterer Miene, wann immer sich Big Black in der Nähe der Kochstelle aufhielt. Und der Schmied suchte sich sehr oft genau dort auf dem Vorschiff einen Platz aus, um stundenlang an seinen Schiffsmodellen zu schnitzen. Dafür konnte er sich der Gunst und Dankbarkeit der Auswanderer sicher sein.
    Neben einigen anderen recht seltsamen und besonders ins Auge stechenden Gestalten war da auch noch der schlaksige junge Mann, der kaum den Mund aufmachte, barfuß ging und zerlumpte Hosen und einen viel zu großen schwarzen Rock trug, dessen Schwalbenschwänze fast bis

Weitere Kostenlose Bücher