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Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2]

Titel: Eanna - Stürmische See - Éanna ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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begannen nun Teller, Töpfe und Pfannen zu klappern und es setzte ein wahrer Ansturm auf die Kochstelle auf dem Vordeck ein.
    Dort hatte die Mannschaft einen primitiven Herd für die Zwischendeckpassagiere errichtet, der sich Caboose nannte und der fortan die einzige Feuerstelle für zweihundertfünfzig Menschen sein sollte. Er bestand aus einem rechteckigen Eisenkasten, der aus einem großen Fass mit Kohlen gefüllt wurde und an drei Seiten von Bretterwänden umschlossen war. Die Innenwände hatten die Seeleute mit einer Lage Ziegelsteine verkleidet. Obenauf lag ein Eisengitter, auf dem gerade mal ein halbes Dutzend Töpfe oder Pfannen Platz fand.
    Die Kohlen wurden am frühen Morgen von einem stiernackigen Seemann namens Jack Slocum entzündet, der sich Deckskoch nannte und auch so angesprochen werden wollte. Dabei rührte er nicht den kleinsten Finger, was das Kochen anging. Seine Aufgabe bestand allein darin, morgens mit wichtigtuerischer Miene das Feuer zu entzünden und dann dafür zu sorgen, dass sich alle ordentlich hinter ihm anstellten und keiner am Herd herumtrödelte. Und obwohl erst um sieben Uhr abends das Kohlenfeuer mit einem Kübel Wasser gelöscht wurde, erhielten Dutzende von ihnen keine Gelegenheit, auf dem Herd ihr Porridge anzurühren, Reisplätzchen zu backen oder Kartoffeln zu kochen.
    Jack Slocum genoss seine Macht über die Auswanderer, die sich mit ihrem Kochgeschirr hungernd und geschwächt in langen Schlangen hinter ihm drängten. Freundlichkeit oder gar Mitgefühl waren ihm fremd. Wer ihm aus irgendeinem nichtigen Grund oder aus einer Laune heraus missfiel, den stieß er grob zurück. Wer ihm schmeichelte, dem gewährte er gelegentlich den Vortritt. Und wer noch die Mittel besaß, ihn bestechen zu können, der konnte sich gleich vorn an den Herd stellen. Um das zu erreichen, ließ sich so manches junge Mädchen dazu hinreißen, ihm schöne Augen zu machen.
    Jack Slocum zog schnell den Hass der Zwischendeckpassagiere auf sich.
    »Wenn ich die Kraft dazu hätte, ich würde diesem Teufel das Kreuz brechen, der Herr ist mein Zeuge!«, stieß ein Mann, der vor Éanna in der Reihe stand, mit ohnmächtigem Zorn hervor.
    Von allen Seiten kamen, wenn auch nur geflüstert, ähnliche Verwünschungen.
    »Noch nie hat ein lasterhafterer Mann als dieser Jack Slocum ins Licht der Sonne geschaut!«
    »Du sagst es, Seamus! Er ist der übelste Schurke, der jemals dem gerechten Strick des Henkers entkommen ist!«
    »Pest und Krätze über ihn!«
    Bis zur späten Mittagsstunde musste Éanna warten, bis sie endlich vorgerückt war und ihren Topf auf das Feuer stellen konnte. Das lange Anstehen hatte sie viel Kraft gekostet. Und sie wollte besser nicht daran denken, wie es denen ergehen mochte, die noch weit hinter ihr standen und von denen viele sich in einem körperlich schlechteren Zustand befanden als sie. Denn nicht wenige ihrer Mitpassagiere waren immer noch von der Hungersnot, der sie entkommen wollten, gezeichnet.
    Éanna schwor sich, fortan nichts unversucht zu lassen, um die tägliche Wartezeit auf ein einigermaßen erträgliches Maß zu bringen. Und das bedeutete, schon in aller Herrgottsfrühe aus der Koje zu kriechen. Nur wenn sie zu den ersten zwei, drei Dutzend Leuten gehörte, die darauf warteten, dass Slocum die Kohlen anzündete, mussten Emily und sie nicht bis in den Nachmittag hinein auf etwas Warmes zu essen warten.
    »Wir werden uns mit dem Anstellen und Kochen abwechseln«, versicherte Emily, als Éanna ihr am ersten Tag den Porridgebrei reichte, den sie mit ein wenig Melasse schmackhafter gemacht hatte. »Du wirst sehen, ich bin morgen schon wieder auf den Beinen!« Und gottlob behielt sie damit recht.
    In den Stunden, die Éanna morgens auf ihre Kochzeit warten musste, bekam sie reichlich Gelegenheit, ihre Mitpassagiere zu beobachten. Da war etwa der Bauer aus dem Hinterland von Mayo, der sich im Zwischendeck offensichtlich von Dieben umgeben wähnte. Denn er trug nicht nur in mehreren Lagen übereinander alles am Leib, was er an Kleidung besaß, sondern auch sein sonstiges Hab und Gut. Seine Decke hatte er sich als Rolle auf den Rücken geschnallt und an mehreren Stricken, die er sich um Brust und Hüfte gewickelt hatte, hingen Becher, Töpfe, Pfanne, Werkzeug, Besteck, Beutel mit Tee, Salz und Zucker und noch vieles andere mehr. Und jeden, der ihn anzusprechen wagte, funkelte er feindselig an, als fürchtete er, von ihm beraubt zu werden.
    Auf ganz andere Art stach ein immer

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