Earth Girl. Die Begegnung
meinte Dalmora.
«War ja klar, dass du auf seiner Seite sein würdest», beschwerte sich Krath. «Du bist … Aua!» Er sah Amalie vorwurfsvoll an. «Warum hast du mich gehauen?»
Amalie schüttelte bloß den Kopf. Fian warf den beiden einen seltsamen Blick zu und sagte dann hastig:
«Playdon tut das Richtige. Jarra setzt sich selbst schon genug unter Druck, auch ohne dass jemand anderes das noch verstärkt.»
«Ich jedenfalls werde Jarra ihren Platz als Tagger nicht streitig machen.» Krath warf seinen leeren Fizzup-Becher in Richtung des nächsten Mülleimers, verfehlte aber sein Ziel.
«Da bin ich ja erleichtert», kommentierte Amalie. «Du wärst eine echte Bedrohung.»
Krath erhob sich übertrieben mühsam, warf den Becher in den Müll und setzte sich wieder. Da klingelte sein Lookup. Er warf einen Blick darauf und stöhnte. «Mein Vater schickt mir dauernd Mails, in denen er sich darüber beschwert, dass ich in Arche bin. Er behauptet, ich würde damit die Militärpropaganda unterstützen.»
«Und wie sollst du seiner Meinung nach von hier wegkommen?», fragte Fian. «Das Portalnetzwerk der Erde ist schließlich komplett gesperrt. Da würdest du dich durch massiven Granit nach oben graben müssen.»
«Mein Dad hat keine Ahnung», meinte Krath. «Ganz schön peinlich, wenn ich mir vorstelle, dass ich früher das ganze Zeug geglaubt habe, das er mir erzählt hat, und ihm sogar bei seinen schrumpfhirnigen Vid-Sendungen geholfen habe.»
Ich sah ihn mitfühlend an. «Mein ProDad ist auch ein echter Idiot.»
«Da habe ich mit meinen Eltern wirklich Glück», stellte Amalie fest. «Wenn wir aus Arche rauskommen, muss ich Playdon fragen, ob ich für ein paar Tage nach Hause kann. Ich habe gerade erfahren, dass mein ältester Bruder bei Colony Ten angenommen wurde, und ich möchte ihn gerne noch mal sehen, bevor er aufbricht.»
«Colony Ten.» Krath riss die Augen auf. «Genial! Wo geht er denn hin?»
Amalie lachte. «In den Kappa-Sektor natürlich, aber ihm wurde noch kein spezieller Planet zugewiesen. Er ist total aus dem Häuschen, dass sie ihn genommen haben, aber ihr kennt ja die Vorschriften, wenn Planet First einen neuen Planeten für die Colony-Ten-Phase freigibt. Die ersten Siedler dort stehen zehn Jahre lang unter Quarantäne, außer sie finden auf dem Planeten irgendwas ganz Schlimmes. Wir werden ihn zwar anrufen können, aber wir sehen ihn erst nach diesen zehn Jahren wieder.»
«Das ist trotzdem eine tolle Chance», meinte Krath. «Die Bonuszahlungen an die ersten Siedler sind riesig, vor allem wenn sie Kinder bekommen, und dann gibt es außerdem noch die Grundbesitzförderung und das gesellschaftliche Ansehen. Auch wenn es natürlich nicht dasselbe wie ein Adonis-Ritter ist, wird dein Bruder trotzdem zu einer der Gründerfamilien auf seiner Welt gehören, und das …»
Amalie gab ihm mit der flachen Hand einen Klaps auf den Kopf. «Ihm geht es viel mehr um die Chance, eine Frau zu finden, als um das Geld oder das Ansehen. Colony Ten siedelt immer je fünfhundert Männer und Frauen auf einem neuen Planeten an. Zu Hause kommen auf jede unverheiratete Frau zehn unverheiratete Männer.»
«Das betonst du immer wieder», beschwerte sich Krath. «Ich hab’s schon kapiert. Du brauchst nur mit den Fingern zu schnipsen, und schon werfen sich dir ein Dutzend Männer zu Füßen und betteln darum, dich heiraten zu dürfen. Könnte dein Bruder nicht einfach in einen anderen Sektor gehen und dort ein Mädchen kennenlernen?»
«Könnte er», antwortete Amalie. «Aber die will dann vielleicht nicht in den Epsilon- oder Kappa-Sektor ziehen, und er möchte nicht von der Grenze weg. Eine neue Welt aufzubauen, ist einfach was ganz Besonderes.»
«Dann bist du fest entschlossen zurückzugehen?», wollte er wissen.
«Sobald ich meinen Abschluss habe, ja.»
«Ach verdammt!» Krath ließ sich nach hinten auf seine Kissen fallen.
Ich hatte den Eindruck, dass Krath und Amalie diese Unterhaltung besser ohne Publikum führen sollten. Dalmora war offensichtlich derselbe Gedanke gekommen, denn sie stand auf.
«Ich spiele ja demnächst Bass beim … Gig, deshalb sollte ich mich lieber mal darauf vorbereiten.»
Nachdem sie gegangen war, wechselte ich einen Blick mit Fian, während ich versuchte, mir eine plausible Erklärung auszudenken, weshalb auch wir uns verabschieden mussten. Doppeltes Klingeln von unseren Lookups ließ mich zuerst nervös zusammenzucken und dann erleichtert aufseufzen.
«Playdon hat uns
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