Earth Girl. Die Begegnung
des Sprechers war mit blauen Punkten übersäht, und seine Ohren waren spitz und pelzig, aber ich erkannte trotzdem Kerens Stimme.
«Schnell, haltet den cassandrischen Leoparden auf!», brüllte Rono.
Keren rannte auf den Alpha-Korridor zu, dicht gefolgt von Rono und dem Rest des Teams. Ich schüttelte den Kopf und sah ihnen fassungslos nach, bis ich Playdon lachen hörte.
«Sie brauchen nicht so entsetzt dreinzuschauen, Jarra», meinte er. «Das Cassandra-2-Team muss einfach ein bisschen Dampf ablassen, nach der schwierigen Arbeit in diesem Eden-Labor. Das brauchen sie dann und wann, aber ich sollte jetzt besser gehen und mein Schlagzeug verteidigen.»
Ich sah zu, wie er hinter den anderen herspurtete, und stieß einen irritierten Seufzer aus. «Das Cassandra-Team kommt doch aus dem Alpha-Sektor. Ich dachte immer, Alphas wären so würdevoll!»
Dalmora schüttelte den Kopf. «Zwischen den Planeten im Alpha-Sektor gibt es große kulturelle Unterschiede. Viele von ihnen wurden während der ersten Jahre des Exodus-Jahrhunderts gezielt von speziellen Regionen der Erde besiedelt, während Planeten in den neueren Sektoren normalerweise allen Menschen von der Erde oder den bereits existierenden Koloniewelten offenstehen.»
«Was ist ein Gig?», wollte Fian wissen.
«Ich glaube, er meint, dass die Band auftreten wird», sagte ich.
Amalie kicherte. «Spielt Playdon dann wirklich Schlagzeug?»
«Aber natürlich», antwortete Dalmora. «Rono ist der Leadgitarrist. Stephan am Keyboard und Playdon am Schlagzeug.» Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu. «Und ich spiele Bass.»
«Nein! Echt?» Krath starrte sie an.
«Ja. Ihr Bassspieler ist mit den Tokyo-Grabungsteams drüben auf der anderen Seite von Arche, deshalb hat Rono mich gefragt, ob ich einspringen mag.»
Ich kratzte mit dem Löffel die Reste aus meinem Karton. «Hoffentlich beruhigen sie sich bald wieder, damit ich nachher schlafen kann.»
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27
I ch hatte jegliches Zeitgefühl verloren und wusste nicht mehr, wie spät es nun in Eden war. Den Berichten der Earth Rolling News nach zu urteilen, schien halb Arche in einer neu erfundenen Zeitzone zu leben, die vom Moment der Portalsperre an zählte, während der Rest sich auf riesigen Partys amüsierte und zu vollgedröhnt war, um zu wissen, wo oben und unten, geschweige denn, wie spät es war.
Fian und ich nahmen gerade unser Frühstück auf Kissen am Boden ein, als sich Dalmora, Amalie und Krath mit ihrem Gefolge schwirrender Vid-Bienen zu uns gesellten. Da nach wie vor kein Krieg mit Aliens auszubrechen drohte, war es an der Zeit, mich meinen persönlichen Problemen zu stellen.
«Könnt ihr die Vid-Bienen kurz ausmachen?», bat ich. «Ich muss euch etwas sagen.»
Die drei sahen mich besorgt an, aber sie sammelten ihre kleinen Freunde ein, packten sie beiseite und scharten sich um mich. Fian legte mir den Arm um die Schultern, um mir seine Unterstützung zu signalisieren. Ich wusste die Geste zwar zu schätzen, aber sie schien die Zuhörer noch mehr zu beunruhigen.
Es fiel mir schwer, darüber zu sprechen, aber es musste sein. Sobald wir wieder zurück auf der Grabungsstätte wären, würde die ganze Klasse von meinem Problem erfahren. Die Mitglieder von Team 1 waren meine Freunde, und es würde sie unmittelbar betreffen, deshalb hatten sie ein Recht darauf, es als Erste und direkt von mir zu erfahren.
«Es gibt da einige Nachwirkungen von dem Unfall.»
Fian drückte mich noch fester an sich, während die anderen sich Blicke zuwarfen. Wie immer wurde stillschweigend Dalmora zur Sprecherin auserkoren.
«Wir haben schon gemerkt, dass irgendwas nicht stimmt. Musst du zurück ins Krankenhaus? Noch mal in den Tank?»
«Nein, es ist nichts Medizinisches. Na ja, irgendwie schon, aber …» Ich schüttelte den Kopf und zwang mich dazu, es auszusprechen. «Ich habe einfach Angst.»
Die drei wirkten ziemlich verblüfft. Krath sagte: «Das kann ich dir nicht verübeln. Ich hab gesehen, wie schlimm das aussah …»
Ein Rippenstoß von Amalie brachte ihn zum Schweigen. Dalmora wählte ihre Worte mit größter Vorsicht: «Das verstehen wir gut. Du möchtest also nicht zurück auf eine Grabungsstätte?»
«Der Grabungsort selbst scheint nicht das Problem zu sein. Es ist der Anzug. Ihr wisst doch, was das Magnetfeld für einen Einfluss auf ihn hatte. Was er dadurch mit mir gemacht hat.»
Dalmora streckte die Hand aus. «Gibt es irgendwas, das wir tun können?»
«Das ist lieb, aber
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