Earth Girl. Die Begegnung
schafft noch mehr Vorräte nach Arche, damit die Leute weiter dort ausharren können, und die Normkinder bleiben erst einmal in ihren Schulen in den Alpha-Sektor-Welten, aber stell dir nur mal vor, wie das funktionieren soll, falls diese Situation monatelang andauert.»
«Das ist doch aber nicht deine Schuld, Jarra.»
Ich wandte mich ihm zu. «Aber es ist meine Verantwortung. Ich trage die Uniform, ich leite diese sinnlose Ausgrabung, und wenn wir nichts finden …» Ich machte eine kurze Pause, ehe ich mich zwang, es auszusprechen. «Fian, wir müssen reden.»
Er ließ sich einen Moment Zeit, bevor er antwortete. «Und da dachte ich, die Gefahr eines Alien-Kriegs wäre schon beängstigend genug, aber wenn ich höre, dass meine Jarra mit mir reden will … Geht jetzt das Universum unter?»
Normalerweise hätte ich darüber gelacht, aber nicht in diesem Moment. «Du sagst dauernd, dass ich meine Probleme mit dir besprechen soll, und du hast recht. Am besten, wir setzen uns.»
Wir nahmen einander gegenüber Platz, während ich noch nach Worten suchte. «Morgen wird die gesamte Menschheit zusehen, wie es uns nicht gelingt, dieses imaginäre Artefakt der Aliens zu finden. Wenn das passiert, werde ich persönlich dafür zur Verantwortung gezogen werden und dastehen wie die größte Idiotin der Geschichte und Vorgeschichte zusammen.»
Fian runzelte die Stirn. «Das ist nicht fair. Du hast doch bloß eine mögliche Antwort vorgeschlagen. Und dann hat das Militär es so eingerichtet, dass alle Menschen dabei zusehen und ihre Hoffnungen darauf setzen.»
«Das Militär hatte keine andere Wahl. Als Gaius Devon an die Öffentlichkeit ging, mussten sie so tun, als hätten sie eine echte Lösung parat. Denn wenn nicht, wären sie gezwungen gewesen, die Kugel anzugreifen, und dann … Dann hätte die Menschheit entweder eine unglaubliche Quelle an Wissen verloren, oder es hätte einen Krieg ausgelöst. Du erinnerst dich doch noch an den Vorfall, als Dragos Fighter getroffen wurde?»
«Natürlich.»
«Als ich die Nachricht bekam, dass sie den Kriegszustand ausgerufen hatten … Das war zum Glück nur falscher Alarm, aber ich werde nie vergessen, wie ich mich gefühlt habe, während ich zum Stützpunkt zurückgehetzt bin. Die Menschheit befand sich im Krieg. Die Erde würde der erste Planet sein, der angegriffen wurde. Wenn wir die Erde verlieren würden, müssten alle, die ich kenne und die mir wichtig sind, sterben. Alle Behinderten würden sterben und alle behinderten Babys, die in Zukunft geboren werden, auch.»
Ich brach ab, um meine Stimme wieder unter Kontrolle zu bringen. «Weil Drago einen kühlen Kopf bewahrt hat, haben wir die Kugel damals nicht angegriffen, und das dürfen wir auch jetzt nicht tun. Wenn allein ihre Meteoritenabwehr schon so stark ist, mag ich mir gar nicht vorstellen, was die Kugel bei einem echten Angriff tun könnte.»
Fian zog eine Grimasse und nickte zustimmend.
«Das Bedrohungsanalyseteam sagt, dass diese Ausgrabung bereits ein Erfolg war, weil sie den Menschen Zeit gegeben hat, sich zu beruhigen», fuhr ich fort. «Es ist extrem wichtig, dass sie Ruhe bewahren und ihr Vertrauen ins Militär nicht verlieren, selbst wenn wir nichts finden sollten. Sie müssen mir allein die Schuld geben, egal ob das fair ist oder nicht. Ich würde bereitwillig mein Leben opfern, wenn ich damit auch nur das geringste Risiko eines Krieges verhindern könnte. Ich muss aber nicht sterben, sondern nur weiterleben und wie ein Idiot dastehen.»
«Aber du musst dafür doch nicht alleine geradestehen!»
«O doch, Fian. Ich bin sicher, Colonel Torrek würde höchstpersönlich die Verantwortung dafür übernehmen, aber das kann ich nicht zulassen. Die Leute müssen ihm und dem Militär weiterhin vertrauen, deshalb müssen sie mir die Schuld in die Schuhe schieben. Gaius Devon wird überall herumkrakeelen, dass er mit dem dummen Affenkind eben doch recht hatte, und es wird jedermanns Meinung über die Behinderten bestätigen, aber selbst das ist immer noch besser, als die Kugel anzugreifen.»
Ich zuckte mit den Schultern. «Ich werde extrem unbeliebt sein, aber ich bin mir sicher, das Militär wird alles dafür tun, um mich vor den Newzies abzuschirmen, und einen Ort finden, wo ich mich verstecken kann, bis …»
«Da wirst nicht du alleine sein, Jarra», unterbrach mich Fian, «sondern wir beide. Ich werde bei dir bleiben.»
«Genau deshalb muss ich jetzt mit dir reden. Ich muss den Schaden begrenzen, den ich
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