Earth Girl. Die Begegnung
Ich bekam Ärger für die Enten.
Später beschwerte ich mich bei Keon, denn schließlich war er für die Enten verantwortlich gewesen. Er meinte aber, das zuzugeben wäre ihm zu anstrengend. Inzwischen entwirft Keon statt Entenbildern unglaublich coole Laserlichtskulpturen, aber er versucht noch immer, mit möglichst wenig Aufwand durchs Leben zu kommen.
Jetzt fielen mir all die Fakten wieder ein, die Evans uns damals eingetrichtert hatte. Sobald Planet First intelligente Lebewesen mit eigener Technologie entdeckte, würde das Alien-Kontakt-Programm aktiviert werden. Eine dadurch ausgelöste Militäroperation sorgte für die Umverteilung von Truppen und Ressourcen. Zivilisten auf einer ständig aktualisierten Liste von Experten erhielten Notrufmails, die sie mit sofortiger Wirkung zum Dienst unter den Befehlshabern des Alien-Kontakt-Programms einbestellten. Das Programm besaß absolute Priorität über alles und jeden, da die Begegnung mit einer hochentwickelten außerirdischen Spezies entweder die größte Chance der Menschheitsgeschichte oder die größte Bedrohung für unser Überleben darstellen konnte.
Evans war es mit seiner monotonen Stimme tatsächlich gelungen, etwas dermaßen Dramatisches langweilig klingen zu lassen. Als Fian und ich nun quer durch die afrikanische Transitstation 3 hetzten, dicht gefolgt von einer hüpfenden Schar Schwebekoffer, ging mir dieser Satz immer wieder durch den Kopf: «Die größte Bedrohung für das Überleben der Menschheit.»
«Ach verdammt», murmelte ich, als wir an den Informationstafeln über interkontinentale Portalgebühren vorbeiliefen. «Das ist einfach zu schrumpfhirnig.»
«Ich weiß.» Fian blieb stehen, um sich umzusehen. Die Erde ist die einzige Welt mit mehr als einem bewohnten Kontinent, deshalb verwirrten ihn die Transitstationen und interkontinentalen Portalreisen immer noch.
«Hier entlang», sagte ich. «Diese Station hat ein festes Portal, das ständig auf Amerika eingestellt ist, also können wir einfach durchspazieren.»
Dem Portal blieb nicht einmal genug Zeit, seinen Vortrag über Militärverkehr abzuspulen, da waren wir auch schon in Amerika. Unser Gepäck folgte eine Sekunde später. Ich sah mich nach dem Standortschild um. Wir befanden uns in der amerikanischen Transitstation 2. Also packte ich Fian am Arm und zog ihn vorbei an den großen Schildern mit der Aufschrift ‹Ab diesem Punkt gelten reguläre Portalgebühren›.
«Warum könnt ihr nicht alle auf einem Kontinent leben?», maulte er. «Dann könnte man sich diese ganzen Zwischenstopps sparen.»
«Nach dem Exodus-Jahrhundert waren nicht mehr genügend Menschen übrig, um die großen Städte aufrechtzuerhalten. Nach und nach wurden die Städte verlassen, und stattdessen ließen sich die Leute in kleinen Siedlungen in der Nähe nieder. Es schien einfach sinnlos, alle auf einen einzigen Kontinent umzusiedeln. Wenn die Menschheit wächst, wird auch die Bevölkerung auf der Erde zunehmen, und dann brauchen wir sowieso mehr als einen Kontinent.»
«Klar, stimmt natürlich», meinte Fian. «Ein Tausendstel der Menschheit wird immer hier leben müssen.»
Natürlich war es in Wirklichkeit mehr als ein Tausendstel. Einige wenige Eltern mit behinderten Kindern begleiteten ihren Nachwuchs, und die normalen Kinder von behinderten Eltern durfte man schließlich auch nicht vergessen. Das Risiko, ein behindertes Kind zu bekommen, war eins zu zehn, wenn beide Eltern selbst behindert waren, eins zu hundert bei einem behinderten und einem normalen Elternteil, und eins zu tausend bei zwei normalen Eltern. Aber es war mir zu peinlich, diese Fakten mit Fian zu diskutieren. Wenn er mit mir zusammenblieb, wäre das Risiko für unsere Kinder eins zu hundert.
Wir erreichten ein lokales Portal, Fian gab den Code ein, und das Portal meldete: «Achtung! Ihr Zielort liegt in einer Militärsicherheitszone.» Wir warfen uns einen nervösen Blick zu, während die Stimme die bereits bekannten Informationen über kostenlosen Militärverkehr aufsagte.
«Könnten wir jetzt überallhin umsonst reisen?», wollte Fian wissen. «Egal, in welchen Sektor?»
Ich nickte. «Angehörige des Militärs dürfen kostenlos reisen, damit sie den Kontakt zu Familie und Freunden halten können.»
«Ich wünschte, wir könnten einfach nach Epsilon abhauen.»
«Mir würde es schon reichen, in eine Alphasektorwelt zu teleportieren, ohne dabei tot umzufallen», meinte ich bitter.
Fian seufzte mitfühlend und zählte dann unsere
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