Earth Girl. Die Begegnung
Lehrlingen. Wenn er dich hätte verhaften wollen, hätte er den Sicherheitsdienst gerufen, noch bevor du den Raum verlassen hast.»
«Hoffentlich hast du recht», erwiderte Fian. «Ich hatte einfach das Gefühl, darauf hinweisen zu müssen, dass die Aliens inzwischen vielleicht viel weiter fortgeschritten sind als zu dem Zeitpunkt, als sie die Kugel gebaut haben. Aber ich habe meine Zeit verschwendet. Leveque hat mit sichtlichem Vergnügen darauf hingewiesen, dass ich nur ein Geschichtsstudent bin und kein Physiker, und dann auch noch sarkastische Witze über Zeitreisen gemacht.»
Ich hatte Fian schon einmal in dieser niedergeschlagenen Verfassung erlebt, nachdem seine Schwester für eine Auszeichnung nominiert worden war. Ich hatte mir ernsthaft Sorgen gemacht, bis ich begriff, was los war. Fians Verwandte waren allesamt brillante Naturwissenschaftler. Fian hingegen hatte seinen Kopf durchgesetzt und sich aus Leidenschaft für ein Geschichtsstudium entschieden. Doch er wusste, dass seine Familie ihn deshalb für einen Versager hielt. Leveques Kommentare hatten ihn nun an seinem wunden Punkt getroffen. Ich versuchte, ihm gut zuzureden.
«Ich habe gesehen, wie Leveque dich beobachtet hat. Er hat dir sehr genau zugehört und dich auch ernst genommen.»
Fian schüttelte den Kopf. «Niemand interessiert sich für das, was ich zu sagen habe. Der Colonel hat mich nur hierhergebracht, weil ich dein Freund bin. Nach dem, was er nach der Solar-5-Rettung zu dir gesagt hat, mochte er deine Großmutter wohl sehr gern. Du bist ihr Ehrenkind, deshalb interessiert er sich für uns. Er wusste, dass es auf diesem Stützpunkt nur so von Offizieren wimmelt, die das Mädchen mit dem Artemis-Orden bewundern, und er wollte mir die Gelegenheit geben, ein Auge auf meine Freundin zu haben.»
«Das ist doch lächerlich. Die Offiziere werden sich nicht für mich interessieren, und ich interessiere mich ganz bestimmt nicht für sie. Warum sollte ich auch, wo ich doch mit dir zusammen bin.»
«Wir haben schon die Hälfte unseres dreimonatigen Paaringsvertrags hinter uns, aber wir tragen immer noch keine Ringe», erwiderte Fian spitz.
Mir wurde ganz elend zumute. «Das haben wir doch schon besprochen, und ich habe dir erklärt, dass ich einfach nicht der richtige Typ für Schmuck bin.»
«Könntest du denn nicht wenigstens versuchen, die richtige Frau für meinen Paaringsring zu sein?»
Die größten Chancen, einer weiteren Ringdebatte zu entkommen, hatte ich durch Überrumplungstaktik. Ich schätzte Fians Position im Verhältnis zur Couch ein, packte seine Beine und katapultierte ihn über die Schulter nach hinten, sodass er genau auf den Polstern landete. Dann stürzte ich mich auf ihn und überwältigte ihn. Er leistete keinerlei Gegenwehr, und seine anfänglich überraschte Miene wurde abgelöst von einem breiten Grinsen.
«Weißt du, weshalb du dir keine Sorgen machen musst, dass ich mich für andere Männer interessieren könnte?», fragte ich ihn.
«Warum?»
«Weil du den knackigsten Hintern des ganzen Militärs hast.»
«Jarra!» Der arme kleine Delta wirkte völlig geschockt. «Das ist echt … unanständig.»
«Es gab Vorgeschichtszeiten, da konnte man dieses Wort in einer höflichen Unterhaltung benutzen», erklärte ich ihm süffisant. «Hast du die uralten Vids von vor dem Exodus nie gesehen? Die haben nicht nur die Bezeichnungen für verbotene Körperregionen verwendet, sie haben diese Stellen manchmal sogar gezeigt!»
«In Delta waren solche Vids zensiert», sagte Fian. «Man hat unangemessene Worte herausgeschnitten und die Körperteile bedeckt.»
Ich musterte ihn argwöhnisch. «In der Schule habe ich auch nur zensierte Versionen gesehen, aber jetzt, wo wir Geschichtsstudenten sind, haben wir schließlich Zugriff auf die Originale. Hast du dir am Anfang des Kurses nicht auch welche angeschaut? Ich weiß, dass Krath es gemacht hat, weil ich mal gehört habe, wie er Joth von einem Vid erzählt hat, in dem es jede Menge Schwimmbadszenen gibt.»
«Ich habe nie verstehen können, weshalb Krath und Joth so gut befreundet sind», meinte Fian. «Krath besitzt keinerlei soziale Kompetenz, aber praktische Dinge hat er ziemlich gut drauf. Bei Joth ist es genau umgekehrt.»
Jetzt war ich noch misstrauischer. «Fian Andrej Eklund, du weichst meiner Frage aus!»
Er seufzte und verkündete mit moralisch überheblichem Tonfall: «Was die Menschen in vorgeschichtlichen Zeiten gesagt oder getan haben, spielt keine Rolle.
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