EB1021____Creepers - David Morell
weiteren Schritt. Und noch ei‐
nen. Er wickelte das Seil von Hüfte und Schulter los, öffnete
den Knoten und zerrte an einem Ende, um es zu sich herun‐
terzuziehen. Es blieb an irgendetwas hängen. Er machte sich
Sorgen, seine Bemühungen könnten den instabilen Boden wei‐
ter belasten, und trat einen Schritt zurück. Dann zog er wieder.
Das Seil rührte sich nicht.
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Der Lärm, warnte er sich selbst. Ronnie kann ihn nicht überhö‐
ren.
Balenger ließ das Seil los und zog die Pistole. Aber als er in
die grün eingefärbte Galerie zielte, hörte er plötzlich das Tosen
im Inneren des Hotels, den Widerhall des Sturms. Der Lärm
des zusammenbrechenden Fußbodens war nichts als ein Teil
des allgemeinen Getöses. Ronnie hatte ihn wahrscheinlich
nicht weiter verdächtig gefunden.
Balenger musterte den leeren Schacht im Inneren des Ho‐
tels. Der Regen, der durch das zerbrochene Oberlicht herein‐
lief, bildete einen Vorhang. Trotzdem konnte er die Galerie
gegenüber sehen. Flammen schlugen aus der Wand des fünf‐
ten Stocks; Rauch drang aus dem sechsten. Amanda. Vinnie.
Er begann, den Gang entlangzugehen, der zu der Nottreppe
führte. Der Lärm des Sturms übertönte das Geräusch seiner
Schritte, als er die Treppe hinaufstieg. Im fünften Stock schlich
er sich auf die Galerie hinaus, in der Hoffnung, Ronnie über
sich sehen zu können. Keine Spur von ihm.
Etwas baumelte unmittelbar über Balengers Kopf. Wurzeln.
Der Baum, der durch die Decke wuchs. Vor Stunden war er
ihm merkwürdig erschienen. Jetzt kam er ihm verglichen mit
allem anderen, was geschehen war, normal vor.
Er kehrte zu der Nottreppe zurück und ging weiter. Die Tür
stand offen. Er verließ die Treppe und schlich einen kurzen
Gang entlang. Die brennende Galerie gegenüber schien verlas‐
sen zu sein. Die Flammen würden bald das Penthouse erreicht
haben. Trotz seiner wachsenden Unruhe zwang er sich dazu,
langsam zu gehen und sicherzustellen, dass er nicht unvor‐
sichtig wurde. Am Ende des Flurs angekommen, spähte er auf
die Galerie hinaus. Immer noch keine Spur von Ronnie. Mit
Ausnahme der Tür von Danatas Suite stand jede Zimmertür
offen. Ronnie konnte sich in jedem dieser Zimmer aufhalten
und auf Geräusche von oben lauschen. Links von ihm war der
Baum. Vor ihm trieb Rauch durch eine Türöffnung. Balenger
wurde klar, dass Ronnie nicht auf Geräusche von oben lausch‐
te. Er legte das nächste Feuer.
Durch den Rauch erkannte er eine Bewegung. Als eine Ge‐
stalt rückwärts zur Tür herauskam, schloss er den Finger um
den Abzug. Ein großer Mann im Anzug; er trug eine Nacht‐
sichtbrille und hatte eine Pumpgun in den Händen. Ronnie!
Innerlich tobte Balenger bei der Erinnerung an die fruchtlosen
Unterhaltungen vor zwei Jahren. » Und das war das letzte Mal,
dass Sie sie gesehen haben?« – »Ja. Als sie mein Büro gegen Mittag
verlassen hat.« Aber aus irgendeinem Grund sah das Monster
jetzt anders aus – weniger dünn, als Balenger ihn in Erinne‐
rung hatte und als er auf den Überwachungsmonitoren ausge‐
sehen hatte.
Als Ronnie sich in seine Richtung drehte, schoss Balenger
zweimal und traf ihn in die Brust. Die Schüsse fielen mit ei‐
nem Donnerschlag zusammen. Sie schleuderten Ronnie nach
hinten. Bevor Balenger den dritten Schuss abfeuern konnte,
war Ronnie rückwärts gegen den Baum getaumelt. Holz
knackte. Dieser Teil der Galerie war durch die Wurzeln bereits
beschädigt; jetzt brach er zusammen. Zweige brachen, Arme
schlugen um sich; dann stürzten Ronnie und der Baum durch
das Loch. Balenger rannte hin. Und ihm wurde klar, warum
Ronnie nicht so dünn war, wie er sein sollte. Er trägt eine kugel‐
sichere Weste!
Balenger zielte durch das Loch nach unten, entschlossen,
einen Kopfschuss anzubringen, aber er sah nur einen Arm, als
Ronnie außer Sicht rollte. Balenger hatte nur noch drei Schuss
übrig. Er durfte nicht riskieren, eine Kugel zu verschwenden.
Er wusste, bis er die Nottreppe in den fünften Stock hinunter‐
gestürmt war, würde Ronnie nicht mehr zu finden sein – zu
viele Zimmer, zu viele weitere Nottreppen, zu viele Geheimtü‐
ren.
Balenger handelte, bevor ihm klar war, was er tat – er
sprang durch das Loch hinunter auf die Galerie unter ihm. Sie
war unter Ronnies Aufprall nicht zusammengebrochen, also
ging er davon aus, dass sie ihn auch tragen würde. Er kam auf,
beugte die Knie, um den Aufprall abzufedern, und rollte
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