EB1021____Creepers - David Morell
»Ich hatte Angst,
ich würde den Fensterladen aufmachen, Vinnie nach draußen
schieben und dann hinterherklettern müssen. Wenigstens hät‐
ten wir draußen atmen können, selbst wenn wir uns eine Lun‐
genentzündung geholt hätten oder das verdammte Gebäude
zusammengebrochen wäre.«
»Hilf mir, ihn ins Schlafzimmer zu schaffen. Wir bringen
ihn runter in Danatas Suite.«
»Ronnie. Was ist mit –«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht ist er tot.«
»Vielleicht?«
»Ich hoff’s. Sicher bin ich mir nicht.« Sie legten sich Vinnies
Arme um die Schultern und zerrten ihn zum Schlafzimmer;
jetzt war es nicht mehr wichtig, ob sie Lärm machten.
Sie setzten ihn bei der Falltür im Schlafzimmer ab. Amanda
entriegelte und öffnete die Klappe, während Balenger in den
Schacht zielte. Nur noch zwei Schuss, dachte er. Darf sie nicht
verschwenden. Aber alles, was er sah, war grün gefärbter
Rauch.
Als er den Fuß auf die Treppe setzte, zögerte er. »Warte ei‐
nen Moment.«
Er trat zurück und griff nach dem Klumpen Plastikspreng‐
stoff, den er zur Seite gelegt hatte, als er die Bombe entschärf‐
te.
»Was kann man mit dem anfangen?«, fragte Amanda.
»Weiß ich nicht.«
»Du hast gesagt, ohne Detonator ist der nutzlos.«
»Ist er auch.« Er stopfte den Sprengstoff in seinen Rucksack.
Dann wartete er direkt unter der Luke, während Amanda
Vinnie auf seinen Rücken gleiten ließ. Er trug Vinnie hinunter
in Danatas Wohnzimmer und setzte ihn auf dem Boden ab.
Mit einiger Anstrengung zerrten er und Amanda die schweren
Tische und Stühle von der Tür fort. Er zielte, während Aman‐
da sie öffnete. Flammen stiegen auf der anderen Seite des
zentralen Schachtes auf. Auch aus einem Zimmer auf ihrer
eigenen Seite schlugen die Flammen.
»Ich war jetzt so lang im Dunkeln und habe gedacht, ich
würde alles geben, um sehen zu können.« Vinnie war entsetzt
über den Anblick. »Jetzt wär’s mir wieder lieber, ich könnte es
nicht.«
»Hilf mir, ihn mir wieder auf den Rücken zu heben«, sagte
Balenger zu Amanda. »Vinnie, halt dich an den Gurten von
meinem Rucksack fest. Kannst du das?«
»Meine Beine sind vielleicht hin, aber mit meinen Händen
ist alles in Ordnung.«
Sie traten vorsichtig in den Gang hinaus und erreichten den
Eingang zur Nottreppe. Wieder zielte Balenger. Wieder sah er
kein Ziel. Er stieg, gebückt unter Vinnies Gewicht, so schnell
er konnte, ohne das Gleichgewicht zu verlieren, die Treppe
hinunter. Fünfter Stock. Vierter. Dritter.
»Ich höre Wasser«, sagte Amanda. »So viele Dächer, auf de‐
nen es sich sammelt. So viele Löcher. Der ganze Bau läuft
voll«, erklärte Balenger. Zweiter Stock. Erster.
Sie standen bis zu den Knien im Wasser, als sie eine Tür
aufzerrten. Das Wasser kam ihnen eisig vor, aber erst als sie
das Chaos im Foyer sahen, erstarrten sie. Jetzt verstand Balen‐
ger, warum die Möbel sich in verkeilten Haufen an Säulen und
Türen sammelten. Die Kraft des Wassers, das aus den oberen
Stockwerken herabstürzte, war überwältigend, der Lärm oh‐
renbetäubend. Jeder Gegenstand, der nicht befestigt war,
wurde mitgerissen.
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»Wie kommen wir hier raus?«
Beim Klang der Stimme erschrak Balenger so sehr, dass er
fast geschossen hätte. Sie gehörte einem Mann, der sich durch
die Strömung auf sie zukämpfte. Die Gestalt trug eine Nacht‐
sichtbrille. Die ausgebeulten Taschen zogen sie nach unten.
Tätowierungen überzogen das Gesicht.
»Ich hab’s mit der Tunneltür probiert!«, brüllte Todd. »Der
Dreckskerl hat sie wirklich zugeschweißt! Ich habe jede andere
Tür und jeden Laden ausprobiert, den ich gefunden habe! Wir
sitzen fest!«
»Wir nehmen die Brechstange! Wir versuchen, die Tür auf‐
zuhebeln!«
In dem Augenblick, in dem Balenger in die Strömung trat,
riss sie ihn fast von den Füßen. Sechs Meter weiter rechts don‐
nerte ein Wasserfall herab. »Der ganze Scheißbau bricht zu‐
sammen«, sagte Todd. »Schmeiß die Münzen weg. Wenn du
fällst, ziehen sie dich unter Wasser.«
»Dann falle ich wohl besser nicht.« Balenger sah einen Stuhl
vorbeischwimmen; eine Ratte saß darauf. Er wich ihm aus und
begann unter Vinnies Gewicht zu schwanken.
Amanda packte ihn und hielt ihn aufrecht. Sie wateten an
einer Säule vorbei; Ratten saßen auf einem Knäuel von verkeil‐
ten Möbeln. »Was ist mit ihm passiert?«, fragte Todd.
»Seine Beine sind verbrannt. Ronnie hat die
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