EB1021____Creepers - David Morell
bis
ganz nach oben zur Nummer dreihundertachtundsechzig.«
»Ich denke, wir wissen jetzt, was hinter den Türen zu die‐
sen Zimmern liegt. Der Schacht von Carlisles Privataufzug.«
»Die Lichter hier drin«, sagte Vinnie. »Vielleicht kann man
die von außen sehen. Vielleicht kommt irgendwer und hilft
uns.«
»Nein«, sagte Amanda. »Niemand kann die Lichter sehen.
Ronnie hat damit geprahlt, dass das Penthouse vollkommen
abgedunkelt ist.«
Balenger fluchte und rannte zu der Falltür im Schlafzim‐
mer.
»Ich hab mir angesehen, wie du’s gemacht hast«, sagte Vin‐
nie zu ihm. »Ich gehe und nehme mir ein paar von den ande‐
ren Kästen vor. Langsam und vorsichtig.«
»Verlass dich darauf.«
»Todd?«, brüllte Balenger.
»Ich bin im Überwachungsraum und seh mir die Bildschir‐
me an!«
Balenger ging zu der Tür auf der anderen Seite des Schlaf‐
zimmers hinüber und warf einen Blick hindurch. Eine Reihe
von Monitoren zeigte grün gefärbte Nachtaufnahmen.
Todds Gesichtstätowierungen waren starr vor Konzentrati‐
on. »Vielleicht erwischen wir einen Blick darauf, was dieser
Knallkopf gerade treibt.« Die oberste Reihe von Bildschirmen
zeigte das Äußere des Hotels aus unterschiedlichen Blickwin‐
keln, aber der Regen fiel so dicht, dass Balenger Schwierigkei‐
ten hatte, auch nur die Mauern und eisernen Fensterläden zu
erkennen. Eine Reihe weiter unten zeigten die Monitore der
dunklen Innenräume: das Foyer, die zusammengebrochene
Treppe, die Nottreppe und den Heizungskeller, in dem eine
versteckte Kamera auf die Tür des Tunnels gerichtet war,
durch den sie das Gebäude betreten hatten. Die Tür stand of‐
fen, was Balengers Vermutung bestätigte, dass Todd und seine
Freunde sie nicht wieder hinter sich geschlossen hatten, als sie
ihnen in das Hotel gefolgt waren.
»Bisher hab ich nichts gesehen außer Ratten, Vögeln und
einer ziemlich ekligen Katze mit drei Hinterbeinen«, sagte
Todd.
»Die Katze kommt mir inzwischen schon vergleichsweise
normal vor.« Eine der Innenaufnahmen kannte Balenger nicht;
es war ein verlassener Garagenraum, in dem die Kamera auf
eine metallene Tür gerichtet war. »Das muss Ronnies Eingang
zu dem Hotel sein«, sagte Balenger. Er ging rasch zurück ins
Schlafzimmer, wo er die Drähte vom Hebel der Falltür ent‐
fernte. Er hob den Deckel des Metallkastens und trennte den
Detonator vom Sprengstoff. »Zwei weniger.«
»Drei«, hörte er Vinnie aus einem anderen Zimmer sagen –
»Vier«, sagte Cora aus noch größerer Entfernung.
»Das ist er«, sagte Amanda.
Balenger war sich nicht sicher, was sie meinte. Während der
Regen aufs Dach hämmerte, sah er auf und stellte fest, dass sie
ein gerahmtes Foto in der Hand hielt. »Ronnie«, sagte sie,
während sie auf das Foto zeigte. »Das ist Ronnie.«
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Mit einem Gefühl plötzlicher Kälte stand Balenger langsam
auf, den Blick wie erstarrt auf das Bild gerichtet, das Amanda
ihm zeigte. Auf dem Schwarzweißfoto stand ein älterer Mann
im Anzug neben einem jungen Mann, der einen Pullover trug.
Die breiten Schultern des alten Mannes mussten früher einmal
kraftvoll ausgesehen haben. Die breite Brust musste einmal
massiv gewirkt haben. Trotz der tiefen Falten war dem Gesicht
mit seinem kantigen Kinn noch etwas von seiner jugendlichen
Attraktivität geblieben. Der Kopf mit dem dicken weißen Haar
erinnerte Balenger an Billy Graham in seinen späteren Jahren.
Tatsächlich erinnerte ihn alles und jedes an dem alten Mann
und vor allem der durchdringende Blick an einen Prediger.
»Morgan Carlisle«, flüsterte er. »Genau so hat Bob ihn be‐
schrieben. Diese hypnotischen Augen.« Auf dem Foto lächelte
Carlisle, ebenso wie der junge Mann neben ihm, der kaum
zwanzig Jahre alt war. Ein schmales Gesicht, ein dünner Kör‐
per. Selbst das Haar, seitlich kurz geschnitten, am Oberkopf
aber voll, betonte noch seine Magerkeit. Im Gegensatz zu Car‐
lisles Augen waren die des jungen Mannes nicht ausdrucks‐
voll. Ebenso wenig war es sein Lächeln; es schien einzig und
allein an der Oberfläche zu existieren. »Ronnie«, sagte Aman‐
da angewidert. Balenger sah sich das Foto genauer an. Die mit
dunklem Holz vertäfelte Wand im Hintergrund entsprach der
Inneneinrichtung des Hotels. Trotz der Zuneigung in Carlisles
Lächeln hielt der ältere Mann einen gewissen Abstand zu dem
Jüngeren; beide Arme hingen an seinen Seiten herab. Der Pul‐
lover des jungen Mannes
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