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Ebbe und Glut

Ebbe und Glut

Titel: Ebbe und Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Burkhardt
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heiß geworden. Genau so musste es sein.
    Mia malte sich diesen Albtraum in den düstersten Farben aus, während sie untätig auf ihrem Sofa lag. Arthur hatte sie belogen und betrogen. Genau wie Frank. In dieser Hinsicht waren wirklich alle Männer gleich. Sollte er es jemals wagen, wieder einen Fuß in ihre Wohnung zu setzen, war Arthur Kessler ein toter Mann, so viel stand fest.
     
    Ihr Zorn half Mia, wieder auf die Beine zu kommen. Energisch trieb sie ihre Genesung voran und zwang sich, ihren Fuß vorsichtig, aber regelmäßig wieder zu belasten. Zwei weitere Wochen Heilung hatte Arthur, der Möchtegernarzt, vorhergesagt. Mia schaffte es bereits nach einer Woche wieder, ohne Krücken die Treppe hinab bis vor die Haustür zu laufen.
    Ihre Eltern kamen endlich aus dem Urlaub zurück und machten sofort einen Krankenbesuch bei ihr. Beruhigt stellten sie fest, dass ihre Tochter schon wieder voller Tatendrang war.
    »Ich habe dir vorhin noch schnell einen Gemüseeintopf gemacht«, sagte Barbara Sommer. »Den kannst du dir …«
    » … ganz bequem aufwärmen«, ergänzte Mia. »Ich weiß. Henny und Annika haben mich auch schon mit Eintopf gemästet.«
    »Verhungert siehst du tatsächlich nicht aus. Und den Eintopf kannst du auch wunderbar einfrieren.«
    »Ich weiß«, sagte Mia erneut und nahm ihrer Mutter den großen Suppentopf ab. »Ehrlich gesagt fällt mir hier ein bisschen die Decke auf den Kopf. Kann ich nicht ein paar Tage mit zu euch kommen?«
    Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie Rudi, der kleine Terrier, durch die Wohnung wuselte und mit den Zähnen einen Hausschuh packte, den er wie eine erlegte Beute hin und her schüttelte.
    »Lass das gefälligst, Walter!«, fuhr Barbara ihn an.
    »Was denn?«, fragte Walter und drehte sich erschrocken um.
    »Ach, du liebe Zeit«, rief seine Frau, »ich meine doch nicht dich. Ich meine den Hund.«
    Walter zog verärgert die Augenbrauen zusammen. »Jetzt verwechselt deine Mutter mich schon mit dem Hund«, sagte er anklagend zu Mia. »Das geht wirklich zu weit, findest du nicht?«
    Mia lachte. »Solange du nicht aus dem Hundenapf essen musst, ist doch alles noch gut. Wie sieht es denn nun aus – kann ich ein paar Tage bei euch wohnen?«
    »Natürlich!« Ihre Mutter legte einen Arm um sie. »Du kannst immer zu uns kommen, Schätzchen, das weißt du doch.«
     
    Es tat Mia gut, verwöhnt zu werden, und das Lauftraining im Lüneburger Garten war erheblich angenehmer als das Bewältigen der vielen Treppen bei ihr zuhause. Der Schnee schmolz immer mehr, erste milde Tage ließen den Frühling erahnen, und Mias Tatendrang wurde immer größer.
    Einmal kam eine SMS von Arthur: »Ich glaube, wir müssen mal reden.«
    Mia löschte sie wütend. Der Mann machte es sich schön einfach. Vermutlich würde er ihr gleich auch noch per SMS mitteilen, dass er sie nicht mehr sehen wollte. Aber Arthur schrieb ihr nicht wieder. Er schaffte es nicht mal, sich mit einer SMS von ihr zu verabschieden, dachte Mia verbittert. Wie armselig.
    Als sie zurück nach Hamburg kam, war sie fast wieder fit, nur an Sport war noch nicht zu denken. Widerstrebend musste sie sich eingestehen, dass Arthur recht behielt. Sie brauchte die vollen zwei Wochen, um ihren Fuß wieder genauso wie vor dem Unfall belasten zu können.
    Arthurs Schweigen hielt an. In Lüneburg fand Mia viel Ablenkung von ihrem Frust, aber nun brach er mit voller Macht wieder über ihr herein. Henny und Annika rieten ihr, Arthur ziehen zu lassen. Er war offenbar ein skrupelloser Betrüger, der mit Mia ein richtig mieses Spiel gespielt hatte. Natürlich war er ihr zu nichts verpflichtet und konnte neben ihr so viele Frauen haben, wie er wollte. Aber dass er ihr seine Ehefrau verschwiegen hatte, ging zu weit. Mia sah das genauso.
    Henny erinnerte sich erstaunlich gut an Carol und auch an Arthur, und enttäuscht dachte Mia, dass es ohnehin keinen Sinn machte, mit einem Mann eine Affäre zu haben, der vor Jahren schon mal mit ihrer Freundin geflirtet hatte. Wer weiß, ob er das nicht wieder tun würde, sobald sich die Gelegenheit bot. Arthur Kessler schien nichts anbrennen zu lassen.
    »Und dabei war er damals schon scharf auf dich«, sagte Henny zu ihrer Überraschung.
    »Wieso? Wie kommst du denn darauf?« Mia war verblüfft. »Er hat doch mit dir geflirtet. Daran erinnere ich mich genau.«
    »Mit mir?« Jetzt war Henny verwundert. Aber dann lachte sie. »Ach, du liebe Zeit, das ist doch der älteste Trick der Welt: Man gibt sich mit der

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