_ebook - GER_ - Francesca Shaw - Allerliebste
klammerte sie sich an ihn, in ihr unbekannten Wonnen schwelgend, überwältigt von dem Gefühl der Sicherheit, das seine starken Arme ihr vermittelten.
Sie stöhnte leise und sehnsuchtsvoll auf und schmiegte sich noch enger an ihn.
Er löste sich von ihr und schaute ihr in die Augen. „Ich denke, es ist besser, wenn ich Sie jetzt nach Haus bringe.“
„Nach Haus?“ wiederholte sie und hatte unvermittelt das starke Bedürfnis, von ihm nach Brightshill getragen zu werden.
„Ja. Ihre Gesellschafterin wird sich fragen, wo Sie so lange bleiben“, antwortete er ruhig und hielt ihr die Tür auf. „Wo ist Ihr Pferd?“ Der jähe Übergang zu konventionell-schicklichem Benehmen unterstrich noch, wie unziemlich Antonias Gebaren gewesen war. „Ich bin zu Fuß hergekommen. Sie müssen mir das Verhalten, das ich soeben bekundet habe, nachsehen, Mylord. Ich war verängstigt und nach dem ersten Schreck von Erleichterung überkommen.
Normalerweise würde ich nicht …“
„Ich habe volles Verständnis“, erwiderte Marcus kühl. „Normalerweise fürchten Sie sich nicht vor kopflosen Geistern.“
Man hatte das Haus verlassen. Er schloss die Tür ab und gab Miss Dane den Schlüssel. Dabei berührten seine Finger flüchtig ihre Hand. Sein Pferd, dessen Zügel er über einen Ast geworfen hatte, stand grasend auf der Wiese.
„Ich werde mit Ihnen nach Rye End Hall zurückgehen“, verkündete er und nahm die Zügel an sich.
Sein kühler Ton trieb ihr wieder die Röte ins Gesicht, und die Fülle der auf sie einstürmenden Gefühle verwirrte sie. Sie hatte angenommen, ihn gekränkt zu haben, indem sie ihm zu verstehen gab, der einzige Grund, weshalb sie seinen Kuss erwidert hatte, sei in der Erleichterung darüber zu sehen, dass er kein Vagabund war. Aber er hätte sie überhaupt nicht küssen dürfen! Sie hatte nicht die Absicht, sich bei ihm zu entschuldigen. Schließlich hatte er sich jetzt schon zum zweiten Mal mit ihr Freiheiten erlaubt.
„Es ist nicht nötig, mich zu begleiten, Lord Allington“, sagte sie nicht minder kühl.
„Doch, das ist nötig.“ Er schloss sich ihr an. „Selbst wenn es hier keine Geister gibt, können im Wald sehr wohl unerwünschte Personen sein. Da auf Ihrem Land die Jagdaufsicht nicht ausgeübt wird, kann jedes Gesindel sich dort herumtreiben.“ Beleidigt erwiderte Antonia gereizt: „Hören Sie auf, mir meine Torheit unter die Nase zu reiben, Mylord! Haben Sie nie eine Gruselgeschichte gelesen und sich dann geängstigt, wenn es nachts irgendwo knarrte?“
„Nein, für solchen Unsinn habe ich keine Zeit.“
Antonia zog es vor zu schweigen, während sie mit Seiner Lordschaft auf dem unebenen Weg bis zum Tor von Rye End Hall herging.
„Auf Wiedersehen, Lord Allington. Vielen Dank für die Sorge, die Sie sich um meinen Besitz machen“, sagte sie höflich, aber in verabschiedendem Ton und hielt Seiner Lordschaft die Hand hin.
Er ließ sich nicht abweisen und ergriff auch nicht ihre Hand. „Ich möchte mit Ihnen über etwas reden, Miss Dane, sofern Sie die Fassung wieder gefunden haben sollten.“
„Falls ich die Fassung verloren habe, Mylord, dann ist das nur Ihnen zuzuschreiben“, erwiderte sie frostig und merkte sogleich, wie zweideutig die Antwort war.
Er lächelte matt. „Dennoch wäre es mir lieb, Sie hätten einen Moment Zeit für mich.“
„Also gut, Lord Allington. Noch sind wir einige Minuten vom Haus entfernt.“
„Ich wünschte, Sie würden mich mit meinem Vornamen ansprechen. Schließlich sind wir Nachbarn, das heißt, falls Sie die Absicht haben sollten, hier wohnen zu bleiben.“ Er ließ den Blick über den verwahrlosten Park schweifen und sah ein Reh an den Resten eines Rosenstrauches knabbern. „Sie müssen ein starkes Gefühl der Anhänglichkeit verspüren, um all die Widrigkeiten Ihrer Lage überwinden zu wollen.“
„Welche Widrigkeiten?“ wollte Antonia in hitzigem Ton wissen.
„Sie haben keine Freunde, wohnen in einem Haus, das über Ihnen zusammenbricht, leben auf einem vernachlässigten Besitz, aus dem Sie kein Einkommen erwirtschaften können. Entschuldigen Sie, dass ich so freimütig bin, aber das sind doch etliche Widrigkeiten, nicht wahr?“
„Das Haus bricht nicht über mir zusammen. Es ist nur ein wenig feucht, doch dem kann bald Abhilfe geschaffen werden.“
Marcus nickte bedächtig. „Dann ist es zweifellos die ins Haus gedrungene Feuchtigkeit, die Sie davon abhält, es zu möblieren?“
„Woher wollen Sie wissen, in welchem
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