Echo der Angst - Eden, C: Echo der Angst
wegkommen.«
»Gut.« Sie ging neben ihm her. Der Rückweg war einfacher, aber Luke hielt seine Waffe trotzdem schussbereit, für alle Fälle. Je eher sie von diesem Totenhaus wegkamen, desto besser.
Nein: Je eher sie diesen Täter verhafteten, desto besser.
Monica blieb neben dem Haus stehen und sah an ihm hoch. »War wahrscheinlich mal ein unbeschwerter Ort.« Sie schüttelte den Kopf, dann setzte sie sich wieder in Bewegung. »Ich rufe Hyde an und lasse ihn wissen, was wir herausgefunden haben, damit wir ein noch genaueres Profil erstellen können. Vielleicht können wir einen Durchsuchungsbeschluss für Mays Haus bekommen und finden ein paar handgeschriebene Briefe, um die Schrift zu vergleichen. Das wäre genial.«
Luke blieb stehen. Sein Blick wanderte zum SUV . Irgendetwas stimmte nicht. Der Knoten, den er plötzlich im Magen spürte, sagte ihm, dass etwas Übles auf sie zukam.
Etwas an dem Bild, das sich ihm bot, war falsch. Was nicht stimmte, konnte er noch nicht erkennen, aber … »Das ist es also.« Vorsichtig trat er noch ein paar Schritte näher. »Hurensohn.« Die Reifen waren zerschlitzt, und zwar alle vier.
Kein Wunder, dass der SUV seltsam ausgesehen hatte; er lag viel zu tief.
»Er ist hier draußen«, wisperte Luke. Aber das brauchte er Monica nicht zu sagen. Er wusste, dass sie bereits die richtigen Schlüsse gezogen hatte.
Er beobachtete sie. Versteckte sich im Dunkeln und beobachtete sie.
»Möglicherweise war es auch jemand anders«, hörte er Monicas Stimme. Unaufgeregt. Leise. »Dies ist ein bekannter Drogentreffpunkt. Es könnte jeder gewesen sein.«
In der Nähe der Beifahrertür funkelte Glas auf dem Boden. Zentimeterweise schob Luke sich weiter. Vielleicht hatte sie recht. Vielleicht hatte jemand die Stereoanlage mitgehen lassen oder das GPS oder …
Auf dem Fahrersitz lag ein Briefumschlag, und die Stereoanlage war noch da. Das GPS auch.
»Das war der Killer.« Verdammt, in dem Briefumschlag war bestimmt wieder eine seiner verqueren Botschaften. Oh nein. Erst die Anrufe auf Monicas Mobiltelefon und jetzt das …
Sie drängte sich an ihm vorbei.
»Warte – was tust du … «
Sie hatte die Handschuhe angezogen. Während sie die Tür öffnete und den Umschlag herausholte, hielt Luke die Waffe schussbereit, wobei er so dicht neben ihr stand, dass seine Schulter ihre streifte. Das Licht im SUV war angegangen, und er sah, dass es die bereits bekannte Krakelschrift war.
Der Bastard.
Aber der Name auf dem Umschlag war nicht Monicas.
Nein, nicht sie war die nächste Angstmarionette des Killers. Sein Name stand auf dem Umschlag.
Agent Luke Dante.
Schweiß lief ihm den Nacken hinunter. »Nur zu, du Bastard. Nur zu. Dann spielen eben wir«, flüsterte er. Nur, dass du nicht weißt, wovor ich Angst habe, nicht wahr, du Monster? , setzte er in Gedanken hinzu.
»Mach ihn auf«, sagte er laut und beobachtete weiter die Umgebung.
»Wir müssen Verstärkung anfordern. Wir sitzen in der Falle … «
»Mach den gottverdammten Umschlag auf.«
Papier zerriss unter ihren Fingern. Etwas flatterte zu Boden. Er bückte sich, doch sie kam ihm zuvor. Luke drehte sich zur Seite, den Rücken zum Auto, und versuchte, ihr Deckung zu geben.
»Glaubt der, er kann mir Angst machen?«, grollte er.
Schweigen.
Er warf ihr einen wütenden Blick zu. In dem Umschlag war keine handgeschriebene Notiz. Nein, was sie in den Fingern hielt, war ein Zeitungsausschnitt. Er war gefaltet gewesen und zerknittert. Sie hatte ihn gerade auseinandergefaltet, und er sah die große, fette Überschrift:
›Romeo‹ verhaftet. Ein Opfer überlebt.
Unter der Überschrift war ein körniges Foto eines gutaussehenden, grinsenden Mannes, der gerade hinten in einen Polizeiwagen geschoben wurde.
»Was soll das?«
Sie schob den Zeitungsausschnitt zurück in den Umschlag. »Wir können nicht hier draußen bleiben.« Ihre Stimme zitterte, und ihre Hände ebenfalls. »Gehen wir näher ans Haus, da finden wir bessere Deckung. Wenn dieses Schwein uns beobachtet, sollten wir kein Risiko eingehen.«
Im Augenblick waren sie leichte Ziele. Sie brauchten unbedingt Deckung, um den Killer ausfindig machen und jagen zu können.
Allerdings entsprach es nicht der Vorgehensweise des Täters, aus der Ferne zu schießen. Er war eher der Typ, der seinem Opfer gegenüberstehen wollte. Jemand, der sich gern die Hände schmutzig machte – oder blutig.
Romeo? Der Serienmörder? Luke schüttelte den Kopf. Das ergab überhaupt keinen Sinn.
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