Echo der Angst - Eden, C: Echo der Angst
vorbereitet, und wir müssen es auch sein.«
Die Gesichter vor ihr waren angespannt. Manche Deputys nickten bei ihren Worten grimmig; ein paar antworteten: »Ja, Ma’am.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Dann los. Ich werde nicht zulassen, dass Samantha Kennedy stirbt.«
***
Sie erbrach Wasser. Dreckiges braunes Wasser, das ihr aus Mund und Nase schoss. Holz bohrte sich in ihre Handflächen, als sie versuchte, sich vom Steg abzustoßen.
Sie war zu schwach.
Immer mehr Wasser quoll aus ihrem Mund. Ihre Augen brannten. Sie konnte nichts sehen. Alles war völlig verschwommen, und sie hatte Schmerzen. Überall.
Sie hörte ihn lachen.
Ihre Arme gaben nach, und sie fiel auf den Steg.
»Das hat Spaß gemacht. Kurzzeitig hatte ich Angst, du würdest es nicht schaffen, dich von den Stricken zu befreien.« Er machte sich über sie lustig.
Sie würde ihn töten.
Plötzlich musste sie so heftig husten, dass ihr ganzer Körper erzitterte.
»Sieht aus, als täte das weh«, murmelte er, und dann hörte sie die Holzbohlen unter seinen Schuhen knirschen.
Sie riss den Arm nach vorn, erwischte seine Beine und stieß zu. Er stolperte und knallte mit dem Hinterkopf auf die Planken.
Lauf!
Samantha kam torkelnd auf die Füße. Wasser troff von ihrem Körper, als sie losstolperte. Nur weg von ihm.
Weg vom Wasser.
Sie hatte sich mit letzter Kraft aus ihrem nassen Grab befreit. Um keinen Preis wollte sie dorthin zurück. Wer hier ins Gras beißen würde, war er.
In dem Augenblick, als sie vom Steg auf das sandige Ufer sprang, warf er sich auf sie. Sie fielen zu Boden, und schon hatte sie den Mund voller Sand. Er hatte ihre Hände gepackt, drückte ihren Körper nach unten und hielt ihre Beine mit seinen umklammert.
»Oh, süße Sam … « Sein Atem strich über ihr Ohr. »Du hast doch nicht geglaubt, dass ich das Ganze schon so bald beende, oder? Das Spiel hat gerade erst begonnen.«
Sie bäumte sich auf und rammte ihm den Hinterkopf ins Gesicht.
»Schlampe!«
»Arschloch«, krächzte sie heiser. »Lassen Sie mich … «
Er drehte sie um. Für einen Augenblick war er eine verschwommene Masse über ihr. Auf seinem Haar saß eine Art Kappe. Dunkles Hemd. Sein Gesicht konnte sie nicht erkennen – es tauchte nur kurz vor ihr auf, und im nächsten Augenblick kam eine Faust auf sie zugeschossen.
Die Faust traf sie am Kinn. Einmal. Zweimal.
»Du hältst dich wohl für verdammt gescheit, wie?«, spottete er, als ihr Kopf nach hinten sank. »Du bist schwach, genau wie die anderen. Schwach und verängstigt. Ein unglückliches kleines Mädchen, das um Hilfe schreit, die nicht kommen wird.«
Er presste ihre Handgelenke zusammen und zog sie Richtung Wasser. »Diesmal drücke ich dich unter Wasser. Mal sehen, wie lange es dauert, bis du aufhörst zu atmen – und vielleicht, vielleicht werde ich dich wiederbeleben und es noch mal machen.«
Sie wand sich, trat um sich und wirbelte jede Menge Sand auf.
»Ich werde spüren, wie du stirbst.«
Wasser plätscherte ihr entgegen. Ein Schauder lief ihr über den Rücken. »Nein, nein, du Bastard!« Sie hatte schreien wollen, aber ihre Kehle war zu wund. »Lass los! Lass … «
»Schrei. Ich mag es, wenn sie schreien.« Er sprach mehr mit sich selbst als mit ihr.
Dann stieß er sie mit dem Gesicht voran ins Wasser. Seine Hände gruben sich in ihr Haar und drückten sie nach unten. Ihr Mund stand offen, Wasser drang in ihre Lunge.
Verzweifelt klammerte sie sich an seine Hände. So nicht …
Er zog sie hoch. »Luft holen. Mal sehen, wie lange du durchhältst.«
Sam schluckte. Rang verzweifelt nach Luft, und wieder schlug das Wasser über ihr zusammen.
***
Der Suchtrupp machte sich auf den Weg. Kaum waren sie aus dem Polizeirevier getreten, fielen die Medienleute über sie her. Luke ging als Erster, und schon stand er im Blitzlichtgewitter. Kameras nahmen ihn aufs Korn, Mikros reckten sich ihm entgegen. Verdammt, mit so etwas konnte er nicht gut umgehen.
»Stimmt es, dass der Watchman eine FBI -Agentin in seiner Gewalt hat?«, wollte eine vorlaute Blondine wissen.
»Müssen die Menschen in Jasper sich Sorgen machen?«, fragte ein großer Mann mit einem reichlich geschmacklosen Haarteil, und seine Frage klang ganz schön heuchlerisch. »Können Sie die Bevölkerung vor dem Watchman schützen?«
Luke versteifte sich.
»Kein Kommentar«, erklang hinter ihm Kentons laute Stimme. »Lassen Sie uns durch, oder ich schwöre, Sie kriegen von mir erst wieder Informationen,
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