Echo der Angst - Eden, C: Echo der Angst
Sie drückte ihm die Hand auf die Brust. »Ich wurde zur Mörderin.«
»Nein! Du warst ein Kind! Von einer abartigen Bestie gefoltert … «
»Ich hatte in dem Augenblick aufgehört, ein Kind zu sein, in dem sich die Tür seiner Corvette hinter mir schloss; und als ich aus diesem Wald zurückkam, war ich eine Mörderin. Sogar Hyde hatte das begriffen.«
Scheiße. Ihre Haut schien plötzlich ganz kalt. Er küsste sie auf die Schulter und zog sie zu sich, um sie mit seinem Körper zu wärmen.
»Alle wollten mich in die Klapsmühle stecken und den Schlüssel wegwerfen. Nur Hyde nicht.«
Luke kniff die Augen zusammen.
»Er hinderte sie daran.«
Sie war Hyde also etwas schuldig, und das nicht zu knapp.
»Denn er sah mich an und wusste, was ich war und wofür er mich brauchen konnte.« Ihre Stimme klang spröde.
Luke zögerte. »Bist du dir sicher?« Vielleicht steckte ja mehr dahinter. Hyde schien wirklich etwas an ihr zu liegen, soweit er überhaupt fähig war, solche Empfindungen zu entwickeln.
»In der Notaufnahme hat er mir eine einzige Frage gestellt. Alle anderen schrien andauernd auf mich ein, aber er wollte nur eins wissen.«
Luke wartete. Sie würde ihm auch das erzählen, so wie sie ihm alles andere erzählt hatte.
»Wie haben Sie ihn dazu gebracht, dass er Sie am Leben ließ?«, flüsterte sie.
Die Frage aller Fragen. »Was hast du geantwortet?«
»Ich habe mich in ihn hineinversetzt. Ich wurde zu dem, was er wollte und blieb am Leben.«
Die Profilerin, die die Mörder kannte. Das Gerede, das ihr stets gefolgt war, brachte es auf den Punkt.
»Der Staat brachte mich in einer Wohngruppe unter, aber Hyde – er wollte mich nicht ziehen lassen. Er sorgte dafür, dass ich zu einem Seelenklempner ging, den er mir besorgte. Ein paar Jahre lang schickte mich Hyde in Therapie. Fast jeden Tag kam er mich besuchen, und dann gab er mir einen Grund weiterzuleben.«
Den hatte sie dringend nötig gehabt.
»Hyde besorgte mir einen neuen Namen. Er sagte, wenn ich alle Kurse und Prüfungen bestünde, könnte ich Monster jagen. Das brauchte ich. Ich musste die Kontrolle übernehmen, um die Killer aufzuhalten und sie daran zu hindern, Psychospielchen mit mir zu treiben. Diesmal würde ich mit ihnen spielen.«
Sie versetzte sich in den Kopf eines Monsters wie sonst niemand.
»Die psychologischen Tests hatte ich mir schwieriger vorgestellt«, sagte sie. »Aber als es so weit war, wusste ich, welche Antworten man von mir erwartete. Ich wusste, was ich sagen musste. Ich unterschied mich nicht mehr von ihnen. Ich hatte geübt, mich anzupassen und wenn nötig in jede beliebige Rolle zu schlüpfen.«
Dabei war sie kaltherzig geworden. Misstrauisch. Sie hatte sich vom Rest der Welt abgekapselt, aus Angst, jemand würde hinter ihre perfekte Fassade blicken und die Bestie in ihr entdecken.
Aber sie hatte eines nicht verstanden – in ihr steckte gar keine Bestie.
Er küsste sie wieder. Intensiv diesmal. Unnachgiebiger. Er ließ sie seinen Hunger, sein Verlangen spüren, er war schon wieder scharf auf sie.
Er begehrte sie genauso sehr wie zuvor, brauchte sie genauso. Denn Monica hatte einen Stahlkern, der im Höllenfeuer geschmiedet war.
Bestie? Wohl kaum.
»Wer weiß davon?«, fragte er dicht an ihrem Mund.
»Hyde. Du. Eine Handvoll höherer Tiere beim FBI .«
Niemand, der ihr nahegestanden hätte. Keine Freundinnen. Keine Liebhaber. Eine schwere Last, die sie da zu tragen hatte. »Ist das der Grund, warum du mich damals verlassen hast?«
»Es ist der Grund, warum ich dich wieder verlassen werde.«
Mist.
»Mit mir zusammen zu sein ist nicht einfach, Luke. Ich … «
»Du hast ein Schießeisen unter dem Kissen, weil du Angst vor einem Überfall hast. Du lässt im Bad das Licht an, weil du das Dunkel scheust. Du behältst die Kontrolle über die Männer, weil du nie wieder schwach werden willst.« Sie zeigte alle charakteristischen Anzeichen eines Opfers. Er hatte sie gesehen, aber er hätte nie geahnt, wie furchtbar die Verbrechen waren, die man ihr angetan hatte.
Sie summte leise vor sich hin, dann sagte sie: »Ja, das kommt in etwa hin.«
Eine Frage lag ihm noch auf der Zunge. »Was hast du als Erstes getan, nachdem du Hyde und den Seelenklempner los warst?«
»Ich habe mich ficken lassen.«
Wenn sie ihm einen Fausthieb ans Kinn verpasst hätte, wäre seine Überraschung kaum größer ausgefallen.
»Romeo wollte, dass sein braves Mädchen tötet, aber nicht, dass es vögelt. Also habe ich gefickt. Ich
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