Echo des Blutes: Thriller (German Edition)
Stacy die Schlüssel, die auf dem Trockner lagen, und schlich sich aus der Waschküche.
Als Stacy aus dem Aufzug stieg, sah sie den Mann, der nur ein paar Schritte von der Wohnungstür der Pennells entfernt am Ende des Korridors stand, vermutlich nicht.
Später wurde Stacys Leiche gefunden. Sie war brutal ermordet und ihr war die Kehle von einem Ohr zum anderen durchgeschnitten worden. Von Sergio erfuhr sie, dass Stacys Körper sogar Bisswunden aufwies.
Das geschah in Zimmer 1208.
Das konnte kein Zufall sein, dachte Lucy. Es konnte einfach nicht sein. Der Mann in Zimmer 1208 war aus einem bestimmten Grund hier. Vermutlich würde noch einmal einem kleinen Mädchen etwas zustoßen.
War der Mann, der Stacy Pennell ermordet hatte, derselbe Mann, der sie entführt hatte?
Plötzlich fror Lucy. Sie kletterte wieder in ihr Zimmer und schloss das Fenster. Dann ging sie zum Schrank, öffnete die Tür, setzte sich hinein und wartete darauf, dass die Dunkelheit über sie hereinbrach.
46.
F REITAG , 29. O KTOBER
Als Jessica unter der Dusche stand, dachte sie an die vergangene Nacht. Vincent hatte sich ihre wohlüberlegte Rede aufmerksam angehört. Er schien erstaunlich empfänglich für den Gedanken zu sein, Carlos zu adoptieren, wenn man bedachte, dass Vincent allen Veränderungen nicht gerade besonders aufgeschlossen gegenüberstand.
Sie machten es ein zweites Mal, und dieses Mal war es der ruhige, zärtliche Sex eines Paares, das sich liebte, aber schon auf eine langjährige Ehe zurückschaute. Währenddessen sah Jessica etwas in Vincents dunklen Augen schimmern, das darauf hindeutete, dass sie es vielleicht tatsächlich tun würden. Später sagte Vincent ihr im Halbdunkeln, ehe sie einschliefen, dass er Carlos natürlich zuerst kennenlernen wolle, ehe er auch nur darüber nachdenke, eine Entscheidung zu treffen. Vielleicht will er mit dem Jungen eine Männerfreundschaft schließen, dachte Jessica. Den Kleinen zu einem Spiel der Flyers mitnehmen, ein paar Drinks kippen und ein Exemplar des neuen Maxim durchblättern.
Als sie angezogen war, stellte sie fest, dass Vincent das Bett gemacht hatte – etwas ganz Neues. Und auf ihrem Kissen lag eine Blume. Okay, eine Seidenblume, die Vincent aus dem Strauß vom Esszimmertisch genommen hatte. Doch es war die Geste, die zählte.
Marcel’s Costume Company befand sich in der Market Street nahe der Dritten. Dieses Geschäft, das es schon seit 1940 gab, führte das volle Programm für Halloween-Kostüme, professionelles Make-up, Perücken und Accessoires. Marcel’s entwarf auch Kostüme für Shows in regionalen TV-Sendern und wurde oft beauftragt, die Garderobe für Philadelphias boomende Filmindustrie bereitzustellen, falls unvorhergesehen zusätzlicher Bedarf bestand.
Doch heute drehte sich alles nur um Halloween. Marcel’s hatte in dieser Woche rund um die Uhr geöffnet, und sogar um halb sieben war der Laden halb voll.
Als sie mit Sophie das Geschäft betrat, sah Jessica Rory hinter der Theke. Rory Bianchi, ein Junge aus ihrem alten Viertel, war seit jeher in sie verknallt. Seit dem neunten Schuljahr flirteten sie miteinander, aber mehr war daraus nie geworden.
»Die beiden hübschesten Mädels von Philly«, sagte Rory. »In meinem Geschäft!«
»Hi, Rory«, sagte Sophie.
»Hallo, mein Schatz«, erwiderte er. »Bist du bereit für den großen Abend?«
Sophie nickte. Ein Kind in einem Kostümladen. Abgesehen von einem Süßwarengeschäft gab es nichts Cooleres. Jessica erinnerte sich an einen Besuch bei Marcel’s als kleines Mädchen, als Wonder Woman gerade groß in Mode war.
»Ich hab genau das Richtige für dich«, sagte Rory.
Hier gab es alles, was man sich nur vorstellen konnte – auch Disneyfiguren wie Arielle, die Meerjungfrau , Sophies Lieblingsfilm. Doch Sophie suchte sich etwas anderes aus, nämlich Fairy, die Schneeflockenfee. Jessica erklärte Sophie, Halloween sei ein Feiertag im Herbst, aber ihre Worte stießen auf taube Ohren. Im Gegensatz zu ihrer Mutter liebte Sophie den Winter und ganz besonders Schneeflocken. Sobald es Dezember wurde, schnitt Sophie unermüdlich Schneeflocken aus Bastelpapier aus und übersäte die ganze Wohnung damit.
»Möchtest du auch die Flügel und den Zauberstab?«, fragte Rory.
Das war eine dumme Frage, doch Jessica warf Sophie dennoch einen Blick zu. Sophie schien in eine Märchenwelt entrückt zu sein. In ihren großen braunen Augen spiegelte sich weißer Satin.
»Klar«, sagte Jessica.
»Das Diadem nimmst du
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