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Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Titel: Echo des Blutes: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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zu Hause?«
    »War er. Er saß an seinem Schreibtisch. Offenbar ist er gestern gleich vom Roundhouse nach Hause gefahren. Er hat seine ganzen Notenblätter und Zeitungsausschnitte geschreddert und sich irgendwann zwischen sechs Uhr gestern Abend und acht Uhr heute Morgen eine Waffe in den Mund gesteckt und abgedrückt.«

48.
    Alles war voller Blut.
    Jessica stand neben den Regalen mit den CDs. Die hellen Kunststoffhüllen waren mit Blut und Hirnmasse bespritzt. Splitter des zerborstenen Schädels klebten auf dem Volant über den Gardinen.
    Joseph Novaks Leichnam hing in einer unnatürlichen Haltung im Schreibtischstuhl. Die Wucht des Schusses hatte seinen Körper in verschiedene Richtungen gedreht. Das obere Drittel des Kopfes fehlte. Nein, dachte Jessica, eigentlich fehlte es nicht. Dieser Teil war nun auf der Wand und der Gardine hinter ihm verteilt. Die Kugel hatte auch die Scheibe zertrümmert. Zwei Kriminaltechniker suchten in diesem Augenblick auf der Straße nach der Kugel.
    War Joseph Novak ihr Mörder? Während der Befragung wirkte er unerschütterlich, aber warum war er gestern weggelaufen? Was hatte er zu verbergen?
    Der Leichnam wurde um zehn Uhr morgens weggeschafft.
    Jessica beobachtete die Kriminaltechniker bei der Arbeit. Sobald der Leichnam abtransportiert worden war, würde die Hausverwaltung eine Reinigungsfirma beauftragen, die auf die Säuberung von Tatorten spezialisiert war, eine Branche, die in den letzten zehn Jahren einen kleinen Wachstumsschub zu verzeichnen hatte. Die Welt drehte sich weiter.
    Alles wies auf einen Selbstmord hin. Deshalb würden vermutlich keine intensiven Ermittlungen eingeleitet werden. Novak hielt die Waffe, einen Colt Commander, noch in der Hand, als er gefunden wurde, und sein Finger krümmte sich um den Abzugsbügel.
    Jessica würde ihrer Vorgesetzten den Bericht präsentieren, die ihn an die Staatsanwaltschaft weiterleitete, die dann eine Entscheidung traf. Falls keinerlei Beweise zwingend auf ein Fremdeinwirken hinwiesen, würden sie diesen Fall als Selbstmord einstufen, und die Mordkommission des PPD wurde nicht länger in den Fall einbezogen.
    Das alles bedeutete aber nicht, dass es keine Verbindung zu der Mordserie in der Stadt gab.
    »Würden Sie mich bitte ein paar Minuten allein lassen?«, bat Jessica die beiden Kriminaltechniker, die gerade die Fingerabdrücke auf den Türen und dem Tisch sicherten.
    Die beiden Kollegen, die nichts gegen eine Pause einzuwenden hatten, unterbrachen ihre Arbeit, traten ins Treppenhaus und schlossen die Tür hinter sich.
    Jessica streifte Handschuhe über und drehte den Laptop zu sich herum. Auf dem Monitor lief der Standard-Bildschirmschoner. Jessica drückte auf die Leertaste, worauf vier kurze Zeilen eines Word-Dokumentes erschienen.
    Klipp-klapp, klipp-klapp,
was für eine Sarabande!
Sie halten sich an den Händen
und tanzen im Kreis …
    Jessica kannte den Text nicht. War das ein Abschiedsbrief?, fragte sie sich. Sie scrollte auf dem Touchpad nach unten, aber es kam nichts mehr. Das Dokument bestand nur aus diesen vier Zeilen. Sie schaute auf die Ecke des Fensters. Der Text war nicht gespeichert.
    Hatte Joseph Novak vorgehabt, dem noch etwas hinzuzufügen? War es eine Botschaft des Toten, eine Art Rätsel, das er für Freunde und Angehörige hinterlassen hatte, damit sie sein gewaltsames Ende verstanden?
    Jessica hatte keine Ahnung. Sie hätte den Laptop liebend gern mitgenommen, doch dazu brauchte sie eine richterliche Genehmigung, und die hatte sie nicht. Sie würde in der Bezirksstaatsanwaltschaft Druck machen, um für den verstorbenen Joseph Novak den Status eines wichtigen Zeugen zu erwirken. Vielleicht konnte sie den Laptop dann unter die Lupe nehmen.
    Sie sah sich um. Es herrschte eine angespannte Stille.
    Jessica musste vorsichtig sein, wenn sie sich den Inhalt des Laptops anschaute. Die Mordkommission hatte kürzlich Anweisungen von der Bezirksstaatsanwaltschaft erhalten, dass sie einen richterlichen Beschluss brauchten, sobald sie auch nur die Maus eines Computers oder eine Tastatur berührten. Wenn auf dem Monitor für jedermann sichtbar etwas zu sehen war, konnte niemand etwas dagegen einwenden, wenn man einen Blick darauf warf. Wenn man aber auch nur ein Fenster vergrößerte oder verkleinerte, ein Programm startete oder eine Webseite aufrief, die im Verlauf aufgeführt war, stand das auf einem ganz anderen Blatt.
    Ein Fall gegen einen Mann, der mit Kinderpornografie handelte, war kürzlich fallen gelassen

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