Echo des Blutes: Thriller (German Edition)
Problem.«
»Das ist mir jetzt wirklich peinlich. Mea culpa.«
Jessica bedankte sich noch einmal höflich für Duchesnes Mühe. »Mr. Duchesne – Frederic –, ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar für die Informationen. Ich gebe sie an die anderen Detectives weiter, die an dem Fall arbeiten. Man weiß ja nie. Vielleicht bringt uns das weiter.«
Duchesne wirkte ein wenig nervös. Vermutlich war er es nicht gewohnt, abgeblockt zu werden. Er war kultiviert und gebildet und sah nicht schlecht aus, ein bisschen wie Julian Sands. Wahrscheinlich eine verdammt gute Partie in seinen Kreisen. »Sie können mich jederzeit anrufen, wenn Ihnen noch etwas einfällt, was uns weiterhelfen könnte«, sagte Jessica.
Duchesnes Miene hellte sich ein wenig auf, obwohl er mit Sicherheit durchschaute, dass Jessica nur die Situation zu retten versuchte.
»Versprochen.«
»Ach, übrigens … was führt Sie denn heute Abend hierher?«
Duchesne zog seinen Besucherausweis aus der Tasche und heftete ihn an sein Sakko. »Ich habe ab und an audiologische Gutachten für die Polizei erstellt. Nur auf Honorarbasis. Mein Fachgebiet sind physikalische Charakteristika und Messungen akustischer Stimuli.«
Manchmal wundert man sich doch, dachte Jessica und reichte ihm die Hand. »Viel Vergnügen.«
Als sie Duchesne nachsah, der den Raum durchquerte, vibrierte ihr Handy. Sie schaute aufs Display. Es war Byrne.
»Kevin. Wo bist du?«
Jessica hörte nur ein leises Rauschen. Sie wusste nicht, ob die Verbindung noch bestand. »Es müssen weitere Untersuchungen durchgeführt werden«, sagte Byrne dann.
Jessica wusste nicht, was er meinte. »Wovon sprichst du?«
Wieder eine Pause. »Sie haben mein MRT ausgewertet. Und jetzt müssen noch ein paar Untersuchungen gemacht werden.«
»Haben sie dir gesagt, warum?«
»Wenn alles in Ordnung wäre, müssten keine weiteren Untersuchungen gemacht werden, Jess.«
»Okay. Das kriegen wir schon hin. Ich komme mit.«
Wieder Stille. Dann hörte Jessica eine Klingel am anderen Ende der Leitung. Kündigte die Klingel einen Aufzug an? »Wo bist du?«
Keine Antwort.
»Kevin?« Die Stille machte sie verrückt. »Wann musst du denn wieder …?«
»Die ersten Morde. Die ungelösten Fälle. Wir hätten es sehen müssen. Ich habe es erst begriffen, als ich über den Parkway gefahren bin.«
Byrne meinte den Benjamin Franklin Parkway.
»Was meinst du damit? Was ist auf dem Parkway?«
»Ich bin an dem Hotel vorbeigefahren, und da wurde mir auf einmal alles klar. Man weiß nie, was einen Sinn ergeben oder wann es passieren wird. Das verbindet die Fälle miteinander.«
Jessica hörte lautes Rauschen. Byrne sagte noch etwas, aber sie verstand es nicht. Sie wollte ihn gerade bitten, es zu wiederholen, als sie plötzlich wieder deutlich hörte, was er sagte.
»Beim Portier liegt ein Päckchen für dich.«
Beim Portier?
»Kevin, du musst …«
»Es ist die Musik«, fuhr Byrne fort. »Es ging immer um die Musik.«
Und dann brach die Verbindung ab. Jessica rief Byrne umgehend zurück, doch es meldete sich nur die Mailbox. Sie versuchte es noch einmal – wieder ohne Erfolg.
Beim Portier liegt ein Päckchen für dich.
Jessica verließ den Crystal Room, lief durch die Lobby und sprach den Portier an. Er hatte tatsächlich ein Päckchen für sie. Es waren zwei DIN-A4-Umschläge, auf denen ihr Name in Byrnes Handschrift stand. Sie trat zur Seite und schaute in die Umschläge. Sie enthielten Dokumente, Notizen, Fotos und Grafiken. Offenbar stammte all das nicht aus der offiziellen Akte, sondern aus einer zweiten Akte, die Byrne angelegt hatte.
Sie funkte Josh Bontrager an. Ein paar Minuten später trafen sie sich in einem kleinen Besprechungszimmer im Erdgeschoss. Jessica schloss die Tür und erzählte Bontrager von ihrem Telefonat mit Byrne. Dann öffnete sie den ersten Umschlag und legte das Material auf den Tisch.
Die ersten vier Seiten auf dem Stapel waren Fotokopien der Todesurkunden von Lina Laskaris, Marcellus Palmer, Antoinette Chan und Marcia Jane Kimmelman.
Warum hatte Byrne ihr diese Informationen zukommen lassen? Sie kannte diese Dokumente. Worauf wollte er sie hinweisen?
Jessica überflog die Seiten und speicherte die relevanten Daten ab: Name, Geburtsdatum, Adresse, Eltern, Todesursache, Todesdatum.
Todesdatum.
Ihr Blick wanderte über die Dokumente.
»Es sind die Daten, Josh«, sagte Jessica. »Sieh mal.«
Bontrager strich mit dem Finger über die Seiten und schaute sich die Todesdaten an.
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