Echo des Blutes: Thriller (German Edition)
sofort schicken, aber die Ergebnisse des DNA-Tests einzuscannen wird ein paar Minuten dauern. Der Scanner ist an einen anderen Computer angeschlossen.«
Jessica gab ihm ihre E-Mail-Adresse. Dreißig Sekunden später erhielt sie die Datei auf ihrem iPhone. Jessica klickte die Datei an und öffnete sie.
Cole hatte ihr vier Fotos geschickt, unter anderem eines von der Eingangshalle, in der sie sich gerade aufhielt. Der Gedanke, dass dieses Foto vor zwanzig Jahren an der Stelle, an der sie nun stand, aufgenommen worden war, jagte ihr einen kalten Schauer über den Rücken.
Das Foto der Küche glich einem Horrorszenario. Gabriel Thornes Leichnam lag ausgestreckt auf den weißen Küchenfliesen in einer Blutlache neben der Kochinsel. Er schien regelrecht hingemetzelt worden zu sein.
Jessica lief den breiten Korridor hinunter bis zur Küche und schaltete das Licht ein. Der Raum hatte sich nicht verändert. Dieselbe Kochinsel, dieselben weißen Fliesen, dieselbe Beleuchtung. Während Jessicas Blick zwischen dem Foto und der Küche hin und her wanderte, verglich sie die einzelnen Teile miteinander. Es war fast unheimlich, aber bis hin zur Farbe der Handtücher an dem Handtuchhalter neben der Spüle stimmte alles überein.
Die beiden anderen Fotos zeigten den Flur, der von der Küche in die Speisekammer führte, und das Musikzimmer, das neben der Speisekammer lag. Auch das Musikzimmer glich dem Foto fast aufs Haar, nur dass jetzt kein Blut auf dem Cello klebte.
Der kurzen Zusammenfassung zufolge, die den Fotos beigefügt war, ging man davon aus, dass Christa-Marie Schönburg im Musikzimmer auf Gabriel Thorne eingestochen hatte und ihm dann in die Küche gefolgt war. Als er zusammenbrach, stach sie weiter auf ihn ein.
Jessica versuchte sich vorzustellen, was in jener Nacht geschehen war. Es gelang ihr nicht. Sie wusste aber, was sie tun musste. Da sie das Haus gleich verlassen und hinter sich abschließen würde, hielt sie es für ratsam, die Dutzende von Kerzen, die im Musikzimmer brannten, zu löschen. Sie pustete sie nacheinander aus. Der Geruch des verbrannten Wachses stieg ihr in die Nase.
Als der Raum nur noch vom Licht der Gaslampen auf der Veranda an der Rückseite des Hauses erhellt wurde, lief Jessica zurück in die Eingangshalle und schaute auf die Uhr. Wo zum Teufel blieb Josh? Sie rief ihn an, doch es meldete sich nur die Mailbox.
Noch ehe Jessica eine Entscheidung treffen konnte, klingelte ihr Handy. Als sie sich meldete, hörte sie nur ein Rauschen. Sie lief auf die Eingangstür zu, bekam aber auch dort kein Signal. Als sie das große Zimmer durchquerte, verstand sie endlich alles, was Robert Cole sagte.
»Haben Sie die Fotos bekommen?«, fragte er.
»Ja.«
»Ich habe Probleme, die Ergebnisse der DNA-Tests einzuscannen. Ich kann es noch einmal versuchen, oder ich lese Ihnen die Ergebnisse vor. Was ist Ihnen lieber?«
»Lesen Sie sie am besten vor.«
Cole las ihr den Bericht vor. Jessica stockte der Atem. Wie sich herausstellte, klebte auf der Mordwaffe und dem Küchenboden nicht nur das Blut von Gabriel Thorne und Christa-Marie, sondern es waren noch zwei andere eindeutige DNA-Profile gefunden worden.
Mit anderen Worten, es hatten sich noch zwei weitere Personen in der Mordnacht in diesem Haus aufgehalten.
Was bedeutete das für den Fall? Was bedeutete es für Christa-Maries Schuld in jener Nacht vor zwanzig Jahren?
Als Cole ihr die restlichen Angaben durchgab, bekam sie Gänsehaut auf den Armen.
Jessica bedankte sich und beendete das Gespräch. Sie war vollkommen durcheinander.
Das änderte alles.
Jessica ging zur Eingangstür, öffnete sie und erwartete, einen Streifenwagen vom Vierzehnten Revier am Tor stehen zu sehen. Dort stand aber keiner. Das war seltsam. In den nächsten vierundzwanzig Stunden würde das Haus nicht auf Spuren untersucht werden, und da war ein Streifenwagen Standard.
Sie rief über Funk die Einsatzzentrale an. Keine Antwort.
Was ging hier vor?
Sie schloss die Tür und kehrte in die Eingangshalle zurück.
Und da hörte Jessica Balzano die Musik.
99.
Als Jessica durch den großen Salon schritt, wurde die Musik lauter. Sie erinnerte sich an das Stück, Chopins Nocturne , das sie in Byrnes Van zum ersten Mal gehört hatte.
Die Musik kam aus dem Musikzimmer, doch sie hörte sich nicht wie eine Aufnahme an, sondern so, als würde jemand live spielen. Es hörte sich an, als spiele dort jemand Cello.
»Das Haus ist sauber, Ma’am«, hatte der Officer gesagt.
Jessica
Weitere Kostenlose Bücher