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Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Titel: Echo des Blutes: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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dass ihnen nicht viel entging.
    Einer der Männer trug mindestens drei Strickjacken in verschiedenen Brauntönen. Der andere hatte einen Anglerhut mit einem Button auf, auf dem stand: Kiss Me I’m Italian , doch die meisten Buchstaben waren schon verblasst. Aus zwei Metern Entfernung konnte man nur noch Kiss It erkennen. Jessica fragte sich, ob das nicht vielleicht sogar beabsichtigt war. Sie zeigte den Männern ihre Dienstmarke und stellte sich und Kevin Byrne vor.
    Als die beiden erfuhren, dass sie von der Polizei waren, setzten sie sich kerzengerade hin.
    »Sind Sie jeden Tag hier?«, fragte Jessica.
    »Jeden Morgen und jeden Nachmittag«, sagte der Mann mit den Strickjacken. »Bei Regen und bei Sonnenschein. Wenn es regnet, sitzen wir da hinten.« Er zeigte auf ein altes Geschäft mit einem Vordach aus Metall.
    »Im Winter treffen wir uns im Mulroney’s«, fügte der Mann mit dem Anglerhut hinzu.
    Mulroney’s war eine Kneipe hinter dem Spielplatz, eine Art Institution, die es schon seit der Truman-Regierung gab.
    Jessica fragte die Männer, ob sie am Vortag irgendetwas gesehen hatten. Zuerst lieferten sie ihnen eine kurze Zusammenfassung der gestrigen Ereignisse. Ein Auslieferungswagen des Philadelphia Inquirer hatte einen Platten. Irgendein Idiot schrie seine Frau oder Freundin am Handy an und lief beinahe in die Autos auf der Federal Street hinein. Ein Hund klaute eines ihrer Lunchpakete, das unter ihrem Stuhl lag. Schließlich kamen sie zu dem, was sie am oder in der Nähe des Tatorthauses gesehen hatten.
    Nichts.
    »Sie haben niemanden gesehen, der sich verdächtig verhalten hat, niemanden, den Sie vorher noch nie in dieser Gegend gesehen haben?«, fragte Byrne.
    »Nee«, erwiderte der Strickjackenmann. »Wir sind die einzigen verdächtigen Typen hier in der Gegend.«
    Jessica notierte sich die mageren Informationen.
    »Die Polizei war heute Morgen verdammt schnell da«, fügte er hinzu.
    »Wir waren gerade in einem Donut-Laden gleich um die Ecke«, sagte Jessica. »Es lag auf dem Weg.«
    Der Strickjackenmann lächelte. Er mochte sie.
    »Nicht so wie beim letzten Mal«, warf der Mann mit dem Anglerhut ein.
    Jessicas Blick wanderte zu Byrne und zurück zu dem Mann. »Wie bitte? Wie beim letzten Mal?«
    »Ja. Die andere.«
    »Die andere?«
    »Die andere Leiche , die sie da gefunden haben.« Er zeigte auf das Tatorthaus und sagte das in einem Ton, als gehöre es zur Allgemeinbildung.
    »In diesem Haus wurde schon einmal eine Leiche gefunden?«, fragte Jessica.
    »Oh, ja«, sagte er. »Der Ort ist ein richtiger Schlachthof.«
    Jessica wechselte wieder einen Blick mit Byrne. Es wurde von Minute zu Minute besser. Oder schlimmer. »Wann war denn das?«
    »2002«, sagte der Mann mit dem Anglerhut. »Im Frühjahr 2002.«
    »Nee«, widersprach der Strickjackenmann. »Es war 2004.«
    Sein Kumpel sah ihn an, als hätte er gerade gesagt, der Papst sei eine Frau. » 2004? Bist du betrunken? Es war 2002. Am 21. März. Mickey Quindlens Enkel hat sich den Arm auf dem Spielplatz gebrochen. Der Bruder meiner Frau kam aus Cinnaminson und rammte mit seinem Scheißauto unser Haus.« Er warf Jessica einen Blick zu. »Entschuldigen Sie meine krasse Ausdrucksweise.«
    »Damit hab ich kein Problem«, sagte Jessica.
    »Gegen Mittag kamen die Uniformierten. Die Anzugträger tauchten erst gegen Mitternacht auf. Ich glaube, das kann ich sagen, ohne Angst vor Konsequenzen haben zu müssen.«
    Sein Kumpel nickte zustimmend.
    »Uniformierte? Anzugträger?«, hakte Jessica nach. »Waren Sie früher bei der Polizei?«
    »Polizei? Nee. Ich hab am Hafen gearbeitet. Einundvierzig Jahre. Ich schaue mir nur gerne Law & Order an. Der Typ mit den großen Zähnen redet ständig so.«
    »Er ist jetzt tot«, sagte der Strickjackenmann.
    Der Mann mit dem Anglerhut musterte seinen Kumpel. »Tatsächlich? Seit wann?«
    »Schon lange.«
    »In der Serie war er aber nicht tot.«
    »Nein. In der Serie nicht, aber im richtigen Leben.«
    »Verdammt.«
    »Ja.«
    Die Gruppe schwieg einen Augenblick respektvoll.
    »Er war auch Hafenarbeiter«, sagte er und zeigte mit dem Daumen auf den Strickjackenmann. »Damals haben alle in unserer Gegend am Hafen gearbeitet. Alle. Von der Oregon Avenue bis zur South Street, Front Street, Third Street. Nicht wie heute. Jetzt wohnt ein Anwalt bei mir nebenan. Ein Anwalt. Das ist aus dem Viertel geworden.«
    Jessica machte sich noch ein paar Notizen, während der Strickjackenmann Byrne intensiv musterte. »Sie kommen mir bekannt

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