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Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Titel: Echo des Blutes: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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wieder heraus und begann noch einmal von vorn. Wenn ein einziger Tropfen auf die Zeitung fiel, würden weitere folgen.
    Mit der Polizei war es genauso.
    Wenn sie genug gegen einen in der Hand hatte, war man dran.
    Kenny hatte das gesamte Diebesgut in einem Lagerraum in der Linden Avenue versteckt. Zum Glück war er wenigstens so clever, nie etwas mit nach Hause zu schleppen. Sharon hatte keine Ahnung, was er im Augenblick in dem Lagerraum aufbewahrte, und das war auch gut so. Je weniger sie wusste, desto besser.
    Sharon versuchte angestrengt zu verdrängen, was Kenny dem Mädchen 2002 angetan hatte. Kein Gericht der Welt würde sich davon beeindruckt zeigen. Sie waren einmal ungeschoren davongekommen, aber nun, da Kenny tot war, spürte sie die ganze Last auf ihren Schultern. Allein würde sie es nicht schaffen. Sharon kannte mindestens ein Dutzend Leute, die Kenny gerne um die Ecke gebracht hätten, ein Dutzend Leute, die einen Groll gegen ihn hegten. Sobald die Polizei das herausbekam, würden sie die Verbindung zu ihr herstellen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie sich erneut mit dem Fall von Antoinette Chan beschäftigen würden. Bei Einbrüchen blieb die Polizei hartnäckig. Sie gab nicht auf, bis der Täter in einer Zelle saß.
    Und bei einem Mord ließ sie schon gar nicht locker.
    Sharon rannte die Treppe hinauf. Sie würde alles, was hineinging, ins Auto packen und Jason suchen. Dann würde sie die Schlüssel für das Sicherheitsschloss an der Tür des Lagerraumes in den Delaware River werfen. Wenn die Polizei hier noch mal auftauchte, wären sie und ihr Sohn längst verschwunden.
    Aber wohin sollten sie gehen? Zu ihrer Schwester in Toledo konnten sie nicht fahren. Da würde die Polizei sie als Erstes suchen. Sharon besaß genau achthundertsechsundzwanzig Dollar auf ihren Namen. Dazu kamen das Kleingeld, das sie in einem Glas sammelte, und die Tankfüllung.
    Sharon war erst vierundvierzig, im Grunde noch recht jung, und sie sah noch ganz gut aus, obwohl … eine echte Schönheit war sie nie gewesen. Sie würde ein neues Leben beginnen und einen Mann kennenlernen, der sein Geld mit ehrlicher Arbeit verdiente.
    Kenny war tot.
    Ehe sie ihre Sachen aus den Schubladen im Schlafzimmer im ersten Stock nehmen konnte, hörte sie ein Geräusch.
    »Jason?« Keine Antwort.
    Sie lauschte einen Augenblick, hörte aber nichts mehr. Das waren bestimmt die Gören von nebenan, dachte sie. Einmal hatten sie drei Stunden lang einen Basketball an die angrenzende Mauer geworfen. Sharon würde sie nicht vermissen.
    Sie holte die beiden abgewetzten Koffer aus dem obersten Fach des Schlafzimmerschrankes und stopfte Kleidung hinein. Schnell stellte sie fest, dass sie ein paar große Plastikmülltüten brauchte, um alles einzupacken.
    Sharon lief die Treppe hinunter und dachte angestrengt nach. Als sie um die Ecke bog und auf die Küche zuging, sah sie den Schatten an der Wand. Sie blieb stehen und wirbelte herum. Ihr Herz klopfte laut. »Jason, wir …«
    Es war nicht Jason.

13.
    In dem Gebäude Ecke Einunddreißigste und Market Street, wo alte Polizeiakten aufbewahrt wurden, befanden sich früher die Verlagsräume des Evening Bulletin . Das Bulletin , das von 1847 bis 1982 erschien, war mal die größte Abendzeitung in den Vereinigten Staaten.
    Jetzt war das große, täuschend harmlos aussehende Gebäude eingezäunt und wie Fort Knox gesichert. An den Seiten, die an öffentliche Bereiche grenzten, sorgte Stacheldraht für zusätzlichen Schutz. Die Mauer zum Parkplatz hin war drei Stockwerke hoch und hatte nur fünf kleine Fenster unter dem Dach. Etwa ein Dutzend Lampen ragten wie verrostete Bugspriete aus der Mauer und beleuchteten den Parkplatz.
    Jessica unterschrieb an der Pforte, fuhr hinein und parkte den Wagen. Sie kam ungefähr zwanzig Minuten zu spät, aber sie sah nirgendwo Byrnes Van. Sie beschloss, im Wagen zu warten.
    Ehe sie losgefahren war, hatte sie Sharon Beckman und Jason Crandall durch die Datenbanken laufen lassen. Im letzten Jahr war gegen Jason wegen Drogenbesitzes Anklage erhoben, aber wieder fallen gelassen worden, nachdem er Sozialstunden absolviert hatte.
    Gegen Sharon Beckman lag nichts vor.
    Jessica dachte darüber nach, wie sich der Fall entwickelt hatte. Der sonderbare Zustand von Kenneth Beckmans Leichnam stellte sie noch immer vor ein Rätsel. Alles wies darauf hin, dass tief im Herzen des Mörders eine Wut schwelte, die eine persönliche Kränkung hervorgerufen und ihn zu dieser Wahnsinnstat

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