Echo des Blutes: Thriller (German Edition)
Ermittlern die Möglichkeit, ihre Beweise und Spuren mit allen anderen Fällen in der Datenbank zu vergleichen und nach Ähnlichkeiten zu suchen.
Jessica durchforstete die Datenbank nach den markantesten Punkten des Falles. Dazu gehörten die Signaturen der Rasur der Opfer und der Papierstreifen, mit dem ihnen die Augen verbunden worden waren.
Sie fand einen ähnlichen Fall aus dem Jahr 2006 in Kentucky. Ein Mann hatte drei Prostituierten die Haare abrasiert, sie erstochen und die Leichen am Ufer des Cumberland River abgelegt. Hier waren nur die Köpfe der Opfer und die Augenbrauen rasiert worden, nicht aber der ganze Körper. In Eureka, Kalifornien, gab es 1988 einen anderen Fall, bei dem ein Mann ein sonderbares Muster in die Schädel seiner Opfer rasiert hatte. Durch das Geständnis des Mannes erfuhren sie später die Bedeutung dieser Muster. Es waren seiner Meinung nach die ersten vier Buchstaben eines fremden Alphabetes.
Es gab eine Reihe von Morden, bei denen dem Opfer die Augen verbunden worden waren. Zumeist handelte es sich dabei um regelrechte Hinrichtungen. Es gab außerdem zahlreiche Fälle von Verstümmelungen vor oder nach dem Eintritt des Todes. Jessica fand aber keinen Mord, der mit ihrem aktuellen Fall übereinstimmte und der alle drei Signaturen aufwies.
Jessica wollte gerade alles ausdrucken, was sie brauchte, als im Büro die Hölle losbrach. Sie trat zur Seite, als ein halbes Dutzend Kollegen aus der Fahndungsabteilung den Gang entlang, durch die Tür und zur Treppe liefen. Ihnen folgten drei Männer in den Blousons der US-Marshals.
Warum waren die US-Marshals hier? Zu ihrem Aufgabengebiet gehörte unter anderem die Ergreifung von Flüchtigen, der Transport von Häftlingen und der Schutz von Zeugen.
Jessica drehte sich um und sah, dass Dana Westbrook auf sie zukam. »Was ist passiert?«, fragte sie ihre Chefin.
»Wir hatten einen Ausbruch.«
»Hier im Roundhouse?« Im zweiten Untergeschoss des Roundhouse waren die Zellen des Philadelphia Police Departments untergebracht. Bewachung und Versorgung der Häftlinge fiel in den Aufgabenbereich des Sheriff-Büros des Countys und nicht in den der Polizei.
Westbrook schüttelte den Kopf. »Aus der CF.«
Die Curran-Fromhold Correctional Facility in der State Road war eine Justizvollzugsanstalt im Nordosten von Philadelphia. Jessica hatte während ihrer gesamten Karriere bei der Polizei noch nie von einem Ausbruch aus der CF gehört. »Was ist passiert?«
»Bis jetzt wissen wir noch nichts Genaues, aber es sieht so aus, als hätte der Gefangene irgendwoher einen Besucherausweis und Straßenkleidung aufgetrieben. Auf dem Video ist zu sehen, wie er aus dem Besucherbereich hinausspaziert.«
In der CF herrschten strenge Sicherheitsstandards, und das bedeutete, dass der geflohene Häftling einen Komplizen haben musste. Jessica wusste, welche Maßnahmen jetzt ergriffen wurden. Die Fahndungsabteilung des Police Departments arbeitete sowohl mit den US-Marshals als auch mit Beamten der Staatspolizei von Pennsylvania zusammen. Sie würden Motels, Bahnhöfe und Busbahnhöfe absuchen und natürlich die Wohnungen des Insassen und die seiner bekannten Kontaktpersonen überwachen. Vermutlich würden in der Curran-Fromhold ein oder zwei Köpfe rollen.
»Die Kollegen von der Fahndung suchen ihn bereits, und wie Sie sehen, werden sie von den Marshals unterstützt«, sagte Westbrook. »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn haben. Der Captain wollte, dass ich Sie informiere.«
»Mich? Warum?«, fragte Jessica verwundert.
»Der Gefangene? Der Mann, der ausgebrochen ist?«
»Was ist mit ihm?«
»Es ist unser Verdächtiger im Mordfall der Anonymen Alkoholiker. Lucas Anthony Thompson.«
Kurz nach drei kehrte Byrne ins Roundhouse zurück. Jessica hatte ihn zwei Mal angerufen, aber nur die Mailbox erreicht.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte sie.
»Gut.«
Jessica starrte ihn an. Byrne wusste genau, dass Jessica sich nicht mit dieser Kurzversion abspeisen lassen würde. Er versuchte es dennoch. Sie funkelte ihn böse an, bis er klein beigab.
»Sie haben das MRT gemacht, und jetzt wird es ausgewertet. Sobald die Ergebnisse vorliegen, rufen sie mich an.«
»Wann?«
Byrne atmete tief durch. Er musste die Fragen beantworten, sonst würde Jessica keine Ruhe geben. »Vielleicht morgen.«
»Sag mir sofort Bescheid, wenn du was gehört hast.«
»Ja, Mama.«
»Pass bloß auf, sonst gibt’s Hausarrest.«
Jessica und Byrne sprachen über Thompson und die
Weitere Kostenlose Bücher