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Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Titel: Echo des Blutes: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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kleinen Mulde.
    Das Opfer war ein Schwarzer um die vierzig oder fünfzig. Er war nackt, sein Körper war vollständig rasiert und der Kopf mit einem weißen Papierstreifen umwickelt. Auf der Erde unter ihm, einem ehemaligen Grab, wuchs noch kein Gras.
    »Verdammte Scheiße! «, brüllte Byrne.
    Vorsichtig ging er auf den Leichnam zu und achtete darauf, keine Spuren zu zertreten. Byrne legte zwei Finger auf den Hals des Mannes. »Mein Gott! Der ist noch warm . Wir müssen die ganze Kavallerie zusammentrommeln. Eine Hundestaffel brauchen wir auch.«
    Dann öffnete Byrne die Hand des Toten. Auf dem Ringfinger der linken Hand war das Tattoo eines Fisches.
    Sie zogen beide ihr Handy aus der Tasche. Byrne kontaktierte die Kriminaltechnik und Jessica die Kollegen von der Mordkommission, die die Rechtsmedizin verständigen würden. Dann liefen sie mit gezogenen Waffen in entgegengesetzte Richtungen los und suchten das Gelände ab. Sie überprüften die unmittelbare Umgebung, durchkämmten das Gebüsch, schauten in Gräben. Sie fanden nichts.
    Als sie sich später am Fundort der Leiche wiedertrafen, waren sie beide in Gedanken versunken. Obwohl sie die Identität des Opfers nicht kannten, bestand weder für Jessica noch für Byrne der geringste Zweifel, dass dieser Leichnam auf einem ehemaligen Grab der von Tyvander »Hoochie« Alice war.
    Die Einsatzgruppe, ein Team aus Detectives des Dezernats für Sonderermittlungen und der Fahndung, traf mit sechs Fahrzeugen am Fundort der Leiche ein.
    Russ Diaz und sein Team schwärmten nach Norden und Osten Richtung Wald aus. Der Hundeführer traf ein paar Minuten später ein. Im nächsten Wagen saß Dana Westbrook. In dieser relativ ruhigen Ecke im Nordosten Philadelphias – einstmals ein Ort der Ruhe und Einsamkeit – wimmelte es jetzt von Polizeibeamten.
    Zehn Minuten später kehrte der Hundeführer mit seinem Tier zum Ausgangspunkt, dem Parkplatz in der Nähe der Spielfelder, zurück. Das konnte nur bedeuten, dass der Mörder dort geparkt hatte und dorthin zurückgekehrt war, nachdem er den Leichnam abgelegt hatte. Falls dem so war, verlor sich die Spur hier.
    Während die Kriminaltechniker ihrem Job nachgingen, standen Jessica und Byrne oben auf dem Hügel und beobachteten das rege Treiben am Fundort.
    Detectives würden in Kürze die Anwohner in der unmittelbaren Umgebung befragen. In der Mechanicsville Road und der Eddington Road waren neben zwei Mietshäusern auch Eigentumswohnungen entstanden. Vielleicht hatte jemand etwas gesehen. Jessica bezweifelte es. Der Mörder war ein Geist.
    Kenneth Beckman, Sharon Beckman, Preston Braswell, Tyvander Alice.
    Vier Leichen, acht Tattoos.
    Vier fehlten noch.
    Und sie hatten keine einzige handfeste Spur.
    Das Team verbrachte den ganzen Nachmittag damit, Anwohner zu befragen. In diesem Teil der Stadt war die Bevölkerungsdichte niedriger als in Center City. Daher war es hier noch ermüdender, die Anwohner zu interviewen und ihnen die immer gleichen Fragen zu stellen, und es ging auch langsamer voran.
    Sie kehrten ins Roundhouse zurück und überprüften ein paar vage Hinweise. Nichts. Am Ende der Schicht waren alle erschöpft und frustriert. Jemand löste die ungelösten Mordfälle in Philadelphia, indem er die Mörder und deren Komplizen tötete. Jemand rasierte ihre Körper, entstellte ihre Gesichter und umwickelte die Köpfe mit Papier. Irgendjemand, der wie ein Phantom durch die Stadt schwebte.
    Mit einer kalten Tasse Kaffee in der Hand setzte Jessica sich auf die Ecke eines Schreibtisches. Sie schaute zu dem begehbaren Schrank hinüber. In diesem Schrank standen dicke Bände mit kurzen Zusammenfassungen der Mordfälle aus mehr als hundert Jahren. Darunter waren auch Hunderte ungelöste Fälle mit Verdächtigen, denen niemals ein Verbrechen zur Last gelegt wurde, Verdächtigen, die nie angeklagt wurden, und Angeklagten, die aus den unterschiedlichsten Gründen freigesprochen wurden. Für den Scheißkerl, den sie suchten, bildeten diese Bände vor allem eine Liste potenzieller Opfer.
    Im Büro hielt sich fast niemand mehr auf. Die zweite Schicht hatte schon begonnen, und diese Detectives waren auf den Straßen unterwegs, verfolgten Spuren und suchten Zeugen. Jessica beneidete sie.
    »Hast du keine Familie, die auf dich wartet?«, fragte Byrne.
    »Nee«, erwiderte Jessica. »Aber ulkig, dass du mich das fragst. Ich habe tatsächlich einen Mann und ein kleines Mädchen in meinem Haus gesehen. Ich sollte die Polizei anrufen.«
    Byrne

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