Echo des Zorns (German Edition)
»Was?«
»Einer ist uns durch die Lappen gegangen.« Sie seufzte. »Der … der die Fäden zieht. Jemand, der sich im Hintergrund hält und aus seinem sicheren Versteck alles beobachtet … jetzt verwischt er die letzten Spuren.«
Puppenspieler. Wer? Wer war er – und wo steckte der Bastard?
***
Mit klopfendem Herzen rannte Beth die Stufen hoch. »Quinlan?« Verdammt, er war früher zurück, als sie erwartet hatte. Sein Auto hatte draußen gestanden, als sie in die Einfahrt gefahren war.
Hoffentlich brachte das ihren Zeitplan nicht durcheinander. Sie hatte die Attentate so geplant, dass er noch bei diesen FBI -Wichsern im Büro hätte sein sollen. Sie hatte ihm das perfekte Alibi verschafft. Kein Verdacht und kein bescheuerter Stiefbruder mehr, der zwischen Quinlan und ihrem Geld stand.
»Quinlan, wo bist du?« Sie öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Leer. »Quinlan?« Sie lief den Flur entlang. Wo waren alle? Eigentlich hätten zwei Hausangestellte hier sein sollen, aber sie hatte niemanden gesehen.
Plötzlich hörte sie aus Franks Zimmer ein Geräusch. Splitterndes Glas. Beth drückte den Griff und zog die Tür auf. »Was zur …«
Das Zimmer war ein Trümmerfeld. Möbel waren umgekippt. Die Spiegel zerschlagen. Bilder lagen zerstört auf dem Boden herum, und inmitten des Durcheinanders stand mit hängenden Schultern Quinlan.
Beth holte tief Luft. »Was tust du da?« Kein Nervenzusammenbruch bitte, nicht jetzt. Das konnte sie am wenigsten brauchen. Wenn erst mal der Ring an ihrem Finger steckte und auch sonst alles unter Dach und Fach war, konnte der Junge durchdrehen. Vorher nicht.
Er bückte sich und hob eine der großen Glasscherben auf, die zu einem antiken Spiegel gehört hatten.
»Ich bin ein Unglücksrabe«, sagte er so leise, dass sie Mühe hatte, ihn zu verstehen.
»Was soll das heißen?« Wenn der Knabe einen Wettstreit starten wollte, wer von ihnen die größere Arschkarte gezogen hatte …
Nein. Sie hatte Quinlan kein Wort über ihre Eltern verraten. Von ihrer Vergangenheit hatte sie ihm nur vage erzählt.
»Meine Mutter ist fortgegangen, als ich vier war. Dem Wichser, bei dem sie mich zurückließ, war ich scheißegal, und sie hat sich nie wieder blicken lassen.« Quinlan drehte die Scherbe in der Hand. Die Spitze war messerscharf und blitzte im Licht. »Mit fünfzehn hat er mich endlich aus dem Internat geholt, diesem Kittchen, und warum? Um mich dieser Hure vorzustellen, die er heiraten wollte.«
»Wenigstens hat er dir nicht jeden verdammten Tag die Hand in die Unterhose gesteckt«, dachte sie. Sie straffte die Schultern und schloss leise die Tür. Gott sei Dank war sonst keiner da. In diesem Zustand durfte ihn keiner sehen.
»Quinlan, bitte beruhige dich.« Bewusst redete sie gutmütig und beschwichtigend auf ihn ein. »Du hast schlimme Tage hinter dir. Du stehst unter Stress, aber das da hilft dir nicht.« Ja, sie hörte sich an, als läge ihr wirklich etwas an ihm, oder? Armer, kleiner, reicher Bub. Du kannst klagen, soviel du willst, mit dir habe ich kein Mitleid.
Er stieß ein bitteres Lachen aus. »Für mich gab es nie Platz in seinem Leben, für sie schon. Für sie und ihren Sohn, diesen Exknacki.«
Was?
Als sie rasch Luft einsog, hob sich Quinlans Kopf, und sein Blick fiel auf ihr Gesicht. »Da staunst du, was? Max hat einen Mann ermordet. Er hat ihn mit einem Baseballschläger totgeprügelt.« Seine Augen glänzten wie im Fieber. »Aber mein alter Herr hielt ihn dennoch für einen Goldjungen. Ihn hat er mir als Vorbild hingestellt und lag mir ständig in den Ohren, wie sehr sich der tüchtige Max den Arsch aufriss, um sich selbst einen Namen zu machen – ja, klar, mit dem Geld meines Vaters.«
Max hatte einen Menschen ermordet? Damit hatte sie nicht gerechnet.
»Erst als diese Hure krank wurde, habe ich die Wahrheit herausgefunden.«
»Hast du getrunken?«, fragte Beth. Das war nicht der Quinlan, den sie kannte. Sicher, schimpfen und klagen, darin war er groß, aber nie hätte er Katie als Hure bezeichnet.
»Ich habe nicht getrunken, aber Pillen geschluckt.« Er wischte sich mit der Hand übers Gesicht. »Ich kann seine dumme Fresse nicht mehr sehen. Ich habe die Pillen geschluckt, die mir der Psychotherapeut verschrieben hat.«
Ihre Zunge fuhr über ihre Unterlippe. Ah, Medikamente. Davon hatte sie jede Menge gebraucht, um Frank bei der Stange zu halten. »Du solltest dich hinlegen. Das da …« Sie wies auf das Chaos im Zimmer. »Du hättest dir wehtun
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