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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Wiege, und stell sie an den Ofen, damit sie es warm hat. Ich muss zurück und dem Doktor helfen.«
    Während Sam die Wiege aus der Stube holte, stand Beth da und blickte auf das Baby in ihren Armen. Sie hatte noch nie ein Neugeborenes gesehen, und obwohl Mrs Craven gesagt hatte, dass dieses hier groß sei, fand sie es winzig, rot und zerknautscht. Es hatte dunkles Haar, und obwohl sie die Augen nicht sehen konnte, da sie fest geschlossen waren, mochte sie es, wie der kleine Mund sich öffnete und schloss wie der von einem Fisch.
    Sam brachte die Wiege. »Ich glaube, wir wärmen zuerst die Matratze und die Laken an«, schlug Beth vor, denn seit es richtig kalt war, hatten sie in der Stube kein Feuer mehr gemacht. »Wie findest du sie?«
    Sam blickte auf das Baby und strich ihm vorsichtig mit dem Finger über die Wange. »Sie ist ein bisschen hässlich«, sagte er und rümpfte angewidert die Nase.
    »Nein, ist sie nicht«, widersprach Beth. »Sie ist süß, und es ist genauso wie bei neugeborenen Hunden oder Katzen. Zuerst sehen sie alle wie Ratten aus, aber kurz danach sind sie richtig hübsch, und das wird sie auch sein.«
    Durch all die Vorbereitungen für die Babywiege und weil sie noch mehr Tee für Mrs Craven und den Doktor kochten, vergaßen sie kurzfristig ihre Mutter. Erst als ihre Nachbarin mit einem großen Bündel blutdurchtränkter Laken zurück in die Küche kam und Sam bat, die Zinkwanne aus dem Hof zu holen, um sie darin einzuweichen, wurden sie schlagartig an sie erinnert.
    »Es wird ihr eine Zeitlang sehr schlecht gehen«, erklärte Mrs Craven ernst. »Wir müssen sie mit Fleischbrühe, Eiern und Milch wieder aufpäppeln. Wenn der Doktor mit ihr fertig ist, könnt ihr ein oder zwei Minuten zu ihr. Erwartet aber nicht zu viel von ihr, sie hat viel durchgemacht.«
    Es schien Stunden zu dauern, bis Dr. Gillespie endlich wieder aus dem Schlafzimmer kam, doch tatsächlich war nicht mehr als eine halbe Stunde vergangen. Er sah müde aus, als er sich die blutbespritzte Schürze auszog und zur Spüle ging, um sich die Hände zu waschen. »Habt ihr Brandy im Haus?«, fragte er.
    »Ich glaube ja, Sir«, antwortete Sam und ging in die Vorratskammer, um welchen zu holen.
    »Gut, Junge, dann gib deiner Mutter welchen in heißer Milch.« Er ging zur Wiege und blickte auf das schlafende Baby. »Sie scheint zumindest ganz gesund zu sein, und Mrs Craven wird euch erklären, was sie braucht. Ich komme morgen wieder, um nach eurer Mutter zu sehen.«
    Er nahm eine kleine dunkle Flasche aus seiner Tasche und stellte sie auf den Tisch. »Wenn eure Mutter in der Nacht Schmerzen hat, dann kann sie drei oder vier Tropfen davon in heißem Wasser nehmen. Versucht sie auch dazu zu bringen, Wasser zu trinken.«
    »Na los! Ihr könnt jetzt zu ihr«, drängte Mrs Craven sie, als der Doktor gegangen war. »Und dann muss ich auch ins Bett.«
    Sam und Beth schlichen leise in das Zimmer ihrer Mutter und wussten nicht recht, was sie dort erwartete. Alles sah überraschend ordentlich und normal aus, wenn man bedachte, was hier passiert war. Es war nur sehr heiß, weil der Ofen an war, und es roch ein bisschen komisch. Aber Alice schien geschrumpft zu sein; sie wirkte in dem großen Messingbett so klein wie ein Kind, und ihr Gesicht sah im Gaslicht merkwürdig fleckig aus.
    »Wie geht es dir, Mama?«, fragte Sam.
    »Ich habe Schmerzen«, krächzte sie. »Das Baby?«
    »Es geht ihr gut, sie liegt warm eingepackt in der Wiege und schläft«, sagte Beth leise. »Du musst das hier trinken«, fügte sie hinzu und trat näher an das Bett, um ihrer Mutter so weit hochzuhelfen, dass sie die Brandy-Milch trinken konnte. »Ich schlafe heute Nacht in der Küche, damit sie es warm hat und ich sie im Auge behalten kann. Es schneit draußen.«
    Als ihre Mutter getrunken und Beth sie wieder hingelegt hatte, griff sie nach dem Arm ihrer Tochter. »Bitte, hasst mich nicht dafür«, flehte sie.
    »Dich wofür hassen?« Beth runzelte die Stirn und sah Sam verwirrt an.
    »Dass ich euch mit einer solchen Last allein lasse«, sagte sie und schloss die Augen.
    Beth deckte ihre Mutter gut zu und stellte die Gaslampe dann so weit herunter, dass sie nur noch schwach schien. Sam legte noch mehr Kohlen ins Feuer, und sie schlichen leise wieder aus dem Zimmer.
    »Glaubst du, sie wird sterben?«, fragte Beth Sam, als Mrs Craven nach Hause gegangen war.
    »Das war bestimmt nur die Medizin, die sie das hat sagen lassen«, erklärte er ihr. »Mach dir keine

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