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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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müssen sofort weg von hier.«
    Jack erschien im Zimmer, als Beth gerade fertig angezogen war. Er trug Sams und seine eigene Tasche. Ohne ein Wort stellte er beide ab und fing an, Beths Kleider auf das Bett zu legen und zusammenzurollen, um sie in ihrer Reisetasche zu verstauen.
    »Dann müssen wir uns hier wegschleichen wie Diebe in der Nacht?«, fragte Beth. »Kein Wort des Dankes dafür, was Pearl für uns getan hat?«
    »Wir schreiben ihr und entschuldigen uns«, sagte Sam, während er noch schnell mehr von Beths Sachen aufhob und sie in die Tasche stopfte. »Es tut mir so leid, Schwesterchen.«
    Weniger als zehn Minuten später liefen sie mit ihren Taschen und Beth mit ihrem Geigenkasten draußen auf der dunklen Straße zur nächsten Ecke, wo die Droschke auf sie warten sollte.
    Sie war bereits da. Das Pferd scharrte mit den Hufen, als sie sich näherten, und Theo sprang heraus.
    »Es tut mir so leid, Beth«, sagte er, als er ihr hineinhalf. »Ich mache es irgendwie wieder gut.«
    »Wohin fahren wir?«, fragte Beth, als die Kutsche sich in Bewegung setzte.
    »Wohin der erste Zug uns bringt«, erwiderte Theo.

22
    »Mir ist furchtbar kalt«, sagte Beth und wickelte sich den Schal noch fester um den Hals, während sie und die Männer aus dem Bahnhof von Montreal gingen. »Wenn es hier im September schon so kalt ist, wie ist es dann mitten im Winter?«
    Der erste Zug, der Philadelphia verließ, war nach New York gefahren, aber Jack hatte zu Recht darauf hingewiesen, dass sie dort nicht bleiben könnten, weil man sie dort finden würde.
    In der Grand Central Station hatten sie gesehen, dass zwei Stunden später ein Zug nach Kanada fuhr. Theo fand, dass es das perfekte Ziel war, um der amerikanischen Justiz zu entgehen.
    »Wir werden nicht lange dort bleiben. Wir warten nur ab, bis die Gemüter sich wieder beruhigt haben, dann fahren wir zurück«, sagte Theo unbekümmert.
    »Wir können nicht nach Philly oder New York zurück«, widersprach Jack. Er zitterte, weil er nur eine dünne Jacke trug. Er hatte seinen Mantel aus Versehen an der Tür in Pearls Haus hängen lassen. »Aber vielleicht können wir an die Westküste Amerikas, an irgendeinen Ort meilenweit weg, wo es warm ist.«
    Vor dreißig Stunden hatten sie Philadelphia verlassen. Es war eine anstrengende, kalte Nachtfahrt gewesen, und keiner von ihnen hatte mehr als ein paar Minuten am Stück schlafen können. Beth hatte das Gefühl, als läge Sand auf ihrer Haut, ihrem Haar und in ihren Augen, und obwohl es in Montreal so zivilisiert aussah wie an jedem anderen Ort, hatte sie nicht erwartet, so zu frieren.
    »Es ist nicht so kalt, das kommt dir nur so vor, weil du so müde bist«, sagte Theo und nahm Beths Arm. »Wir suchen uns ein Hotel. Nach einem heißen Bad, einem Frühstück und ein paar Stunden Schlaf ist alles wieder gut.«
    »Mord kann man nicht wiedergutmachen«, erwiderte sie angespannt.
    »Es war Notwehr«, gab Theo heftig zurück. »Der Mann hat mir ein Messer an die Kehle gehalten, und er hätte zugestochen. In meinen Augen ist Sam ein Held – er hat mir das Leben gerettet.«
    Später wachte Beth auf und stellte fest, dass Theo die Arme fest um sie gelegt hatte. Für ein paar Augenblicke glaubte sie, in seinem Bett in Philadelphia zu liegen, genoss die Wärme und lauschte seinen flachen Atemzügen. Dann fiel ihr wieder ein, wo sie war und warum, und die Wut, die sie auf der Fahrt hierher nur mühsam unterdrückt hatte, stieg wieder in ihr hoch.
    Es war stockdunkel, aber sie wusste nicht, ob es früher Abend oder mitten in der Nacht war. Sie war versucht, Theo unsanft wachzurütteln und ihn das zu fragen; tatsächlich wollte sie noch sehr viel mehr wissen als nur die Uhrzeit. Aber nach einem Moment des Nachdenkens hielt sie es für besser, zuerst ihre eigenen Gedanken zu sortieren, bevor sie sich mit ihm befasste.
    Sie wand sich aus seinen Armen und stand auf, nahm die Decke mit und wickelte sich darin ein. Dann ging sie hinüber zum Fenster und schob die Vorhänge beiseite, um nach draußen zu sehen.
    Die Straße draußen, auf der so viele Karren, Droschken und Leute unterwegs gewesen waren, als sie im Hotel ankamen, lag jetzt still da. Alle Geschäfte und Saloons auf der anderen Straßenseite waren dunkel, und es war keine Menschenseele zu sehen. Aber in den Zimmern in den höheren Stockwerken entlang der Straße brannte Licht, und sie nahm an, dass es ungefähr elf Uhr abends sein musste.
    Jack und Sam teilten sich das Zimmer nebenan. Theo

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