Echo gluecklicher Tage - Roman
übernehmen, Miss Bolton?«
»Ja, natürlich«, sagte Beth, ohne zu zögern.
»Ich werde ihn jetzt nähen, und er kann heute Nacht hierbleiben. Morgen lasse ich ihn dann auf einem Wagen zu Ihrer Hütte bringen. Ich sage Ihnen dann, was er essen soll. Er hat viel Blut verloren, und es wird eine Weile dauern, bis er wieder bei Kräften ist.«
»Warum hast du mir geholfen?«, fragte Theo am folgenden Abend.
Der Doktor hatte ihn am Morgen zur Hütte gebracht, und er war von den beiden Männern, die ihn begleiteten, ins Bett gelegt worden. Er hatte etwas gegen die Schmerzen bekommen, und das ließ ihn fast den ganzen Tag schlafen. Beth hatte ihm die Fleischbrühe gekocht, die der Doktor angeordnet hatte, und rührte am Herd darin herum, als Theo sie ansprach.
»Weil ich Dolly, die Hure, nirgends gesehen habe«, antwortete sie giftig. »Aber wenn du lieber dort wärst und in ihrem flohverseuchten Bett liegen würdest, musst du es nur sagen.«
»Ich würde viel lieber bei dir bleiben«, sagte er, und seine Stimme klang sehr schwach. »Du bist die einzige Frau, die ich jemals geliebt habe.«
Beth spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen, aber sie drängte sie zurück. »Ich werde mich wegen der alten Zeiten um dich kümmern, aber nur so lange, wie es dauert, Theo.«
Theo hatte an den ersten Tagen große Schmerzen. Dr. Chase kam täglich, um den Verband zu wechseln, und sagte, dass es zum Glück keine Anzeichen für eine Infektion gebe. Er zeigte jedoch kein Mitgefühl mit Theo.
»Sie haben Glück, dass Sie nicht tot sind«, sagte er barsch. »Ich habe Patienten, die ohne eigenes Verschulden krank geworden sind, und die behandle ich vorrangig.«
Offenbar hatte der Mann, der geschossen hatte, die Stadt inzwischen verlassen – vielleicht weil er glaubte, Theo getötet zu haben, und fürchtete, dass man ihn des Mordes anklagen würde. Theo sagte zu dem Thema nur, dass er verdiene, was ihm passiert sei. Beth nahm deshalb an, dass er den Mann betrogen hatte.
Sie verbrachte die Tage damit, ihm vorzulesen und den neuesten Klatsch zu berichten, und eigentlich war sie froh, drinnen im Warmen bei ihm sein zu können. Abends, wenn sie spielen musste, blieben Jack oder Sam bei ihm.
Erst zehn Tage nach der Schießerei sprach Jefferson sie darauf an. Er war während der ganzen Zeit nicht im Clancy’s gewesen, und sie hatte ihn auch nicht in der Stadt gesehen. Aber plötzlich stand er in der Menge, sah ihr beim Spielen zu und lächelte auf diese lässige, verführerische Weise, die ihr Herz schneller schlagen ließ.
»Trinkst du was mit mir?«, fragte er, als sie von der kleinen Bühne kletterte.
»Ich muss zurück.« Sie hätte ihn gerne gefragt, wo er die ganze Zeit über gewesen war, doch sie wusste, dass das nicht klug gewesen wäre.
»Ans Krankenbett?«, fragte er und hob eine Augenbraue. »Was tut der Earl für dich, dass er eine so zärtliche Pflege verdient hat? Ich habe gehört, du hast ihn nach unserer gemeinsamen Nacht rausgeworfen?«
»Ich kenne ihn schon sehr lange«, erwiderte sie. »Ich wende mich nicht von Freunden ab, wenn sie meine Hilfe brauchen.«
Er drückte ihr ein Glas Rum in die Hand. »Und wenn er sich erholt hat?«
Beth zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Das hängt von ihm ab.«
»Dann nehme ich an, dass du dich seinen Plänen fügen wirst? Wenn er zurück zu Dolly geht, dann bist du frei; wenn nicht, dann bist du an ihn gebunden?«
»Ich weiß es nicht, Jefferson, okay?«, sagte sie verärgert. »Als ich mich bereit erklärte, ihn zu pflegen, tat ich es wegen unserer gemeinsamen Vergangenheit. Ich würde mich auch um Jack kümmern, wenn ihm etwas passiert. Weiter kann ich jetzt noch nicht denken, und ich verstehe nicht, warum du das überhaupt wissen willst. Du bist nicht mal vorbeigekommen, um dich zu erkundigen, wie es mir geht, als du erfahren hast, dass ich ihn rausgeworfen habe, also wieso interessiert dich das?«
»Weil ich dich mag und er dein Untergang sein wird.«
»Er ist nicht anders als du«, erklärte sie wütend.
»Deshalb weiß ich, wie es enden wird.«
Beth seufzte, trank ihren Rum aus und griff nach ihrem Geigenkasten. »Dann hoffe ich, dass du auch jemanden hast, der sich um dich kümmert, wenn auf dich geschossen wird«, sagte sie knapp. »Gute Nacht, Jefferson. Es war schön, solange es gedauert hat.«
Sie glaubte, er würde ihr folgen; schließlich hatte er in jener Nacht gesagt, er wolle, dass sie mit ihm zusammen ist. Aber vielleicht war das nur Teil
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