Echo gluecklicher Tage - Roman
an einem Mann vorbei, der seine Sachen gefunden hatte. Als der seinen letzten Sack herauszog, entdeckte Sam darunter ihren bändergeschmückten Stock. Wenn er nicht dort gewesen wäre, hätte der Schnee ihn eine Stunde später wieder komplett zugedeckt.
Das Beladen der Schlitten wärmte sie und hellte ihre Stimmung ein wenig auf, obwohl es noch immer heftig schneite. Schließlich zogen sie ihre Schlitten zu der schneebedeckten Hütte mit dem darauf flatternden, zerrissenen Union Jack, wo die North-West Mounted Police mit ihren Maxim-Maschinengewehren die Grenze nach Kanada bewachte.
Beth freute sich, die vertrauten roten Jacken und dunkelblauen Hosen zu sehen, und die Tatsache, dass das Mitnehmen von Handfeuerwaffen verboten war, beruhigte sie. Die Polizisten waren entschlossen, die Brutalität und Gesetzlosigkeit von Skagway nicht über ihre Grenze zu lassen.
Auf die Waren, die sie von der in Alaska liegenden Seite des Berges mitgebracht hatten, musste Zoll bezahlt werden. Aber Theo holte einen Trumpf aus dem Ärmel und zeigte einen Stapel von Quittungen über Waren vor, die sie schon in Vancouver gekauft hatten, und argumentierte, dass das alles zollfrei sei und dass nur für die Sachen aus Skagway Geld fällig würde.
Beth fragte sich, wie die Mounties so freundlich und gut gelaunt bleiben konnten, obwohl sie monatelang bei diesem furchtbaren Wetter oben auf dem Berg festsaßen. Sie mochten Büffelfellmäntel tragen, aber in ihrer Hütte war es kaum wärmer als in einem Zelt, und in einer Nacht konnte es bis zu zwei Meter Neuschnee geben. Doch Theos Argumentation schien sie zu amüsieren, und sie nickten zustimmend und berechneten ihnen insgesamt nur zwei Dollar Zoll, ohne sich ihre Sachen genauer anzusehen.
Wie durch ein Wunder hörte es auf zu schneien, und die Sonne schien schwach, als sie den Gipfel auf Schneeschuhen verließen und sich auf die sieben Kilometer lange Strecke zum Happy Camp machten. Obwohl sie die schwer beladenen Schlitten ziehen und sich an das merkwürdige Gefühl der Schneeschuhe gewöhnen mussten, kamen sie zum ersten Mal, seit sie Dyea verlassen hatten, zügig voran. Die vielen Leute, die hier vorher schon entlanggegangen waren, hatten den Schnee festgetreten, und die Schlitten glitten leicht darüber. Sie waren erstaunt, als ihnen jemand sagte, dass sie nur gut dreißig Kilometer von Dyea entfernt waren und zehn vom Sheep Camp, denn es kam ihnen wie mindestens hundert vor.
Trotz ihrer Erschöpfung waren sie froh darüber, endlich voranzukommen, und die Aussicht, die Nacht in einem Zelt und an einem wärmenden Feuer zu verbringen, munterte sie auf. An einigen Abhängen konnten sie sich sogar auf die Schlitten setzen und kreischten und lachten bei der Abfahrt wie die Kinder. Einige Leute hatten ein Segel auf ihre Schlitten gesetzt und überholten damit sogar die wenigen, die ihren von Hunden ziehen ließen.
Es war klar, warum der Ort, an den sie gingen, Happy Camp getauft worden war: Weil es dort flach war, konnten sie einfach ein Zelt aufschlagen, und sie waren wieder unterhalb der Baumgrenze, sodass sie Holz für ein Feuer sammeln konnten.
Um sie herum herrschte an diesem Abend ausgelassene Stimmung, trotz des hohen Schnees und der Aussicht, dass es weiter schneien würde. Die Erleichterung darüber, sich ausruhen zu können, bevor es weiterging, die Überzeugung, dass nichts so schlimm sein konnte wie die Golden Stairs oder der Gipfel, und die Tatsache, dass man an einem großen Feuer sitzen und die nassen Sachen trocknen konnte, brachten die gute Laune und das Lachen zurück.
Nachdem sie einen großen Topf Schinken und Reis gegessen hatten, holte Beth ihre Geige heraus und spielte am Feuer. Zu zweit oder zu dritt kamen die Leute aus ihren Zelten, um zuzuhören, und jubelten am Ende jeder Nummer. Jemand holte eine Flasche Whiskey, um sie mit Beth und den Männern zu teilen, und das feurige Getränk stieg ihnen sofort zu Kopf und ließ sie über alles lachen.
Später, als die Leute in ihre Zelte zurückgekehrt waren, stand Beth einen Moment lang da und sah sich um. Es war Vollmond, und der Himmel war klar und sternenübersät. Die Bäume um das Camp herum waren mickrig und dünn, aber schneebedeckt wirkten sie ganz zauberhaft. Selbst die Zelte, die um ihr eigenes standen und von denen sie wusste, dass sie fleckig und zerschlissen waren, sahen im goldenen Schein des Feuers, das vor jedem brannte, hübsch aus. Während der letzten qualvollen Woche hatte sie überhaupt nicht auf
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