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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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toten Pferde« genannt, weil viele Hundert Pferde auf dem Weg an Hunger und Misshandlung starben. Einer der Mounties an der Grenze hatte sich über die Grausamkeit und die Dummheit der Leute beklagt, die nicht genug Futter für ihre Tiere mitnahmen. Doch hier gab es viele Pferde und auch Hunde, Ochsen, Esel, Ziegen und sogar Käfige mit Hühnern.
    Außerdem erklang eine Kakofonie von Geräuschen: das Auftreffen von Äxten auf Holz, das Sirren von Sägen, ständiges Hämmern, bellende Hunde und Leute, die sich etwas zuriefen. Vor ein paar Jahren musste das hier noch eine stille Wildnis gewesen sein, durch die nur hin und wieder Indianer oder Trapper kamen. Jetzt entstand hier eine Stadt.
    Theos Laune besserte sich sichtlich, als er ein großes Zelt sah, in dem offenbar allabendlich Poker und Faro gespielt wurde, und obwohl es Beth nicht glücklich machte, dass er dort vielleicht auch noch sein letztes Geld verlieren würde, freute sie sich, ihn wieder lächeln zu sehen. Sie ging auch davon aus, dass sie hier mit ihrer Geige etwas Geld verdienen konnte, so wie am Lake Lindemann.
    »Wie weit noch?«, knurrte Theo, als Jack eine Stunde später immer noch weiter den See hinunterlief.
    »Da unten gibt es mehr Bäume. Es wird anstrengend genug werden, sie für das Boot zu schlagen, ich möchte sie nicht auch noch ein ganzes Stück schleppen müssen«, erwiderte Jack angespannt.
    Beth und Sam sahen sich an. Sie wusste, dass ihr Bruder das Gefühl hatte, zwischen den Stühlen zu stehen, denn er mochte beide Männer und verstand beide Seiten. Auch er trank und spielte gerne, und er war noch immer überzeugt davon, dass Theo derjenige war, der sie am Ende alle reich machen würde. Doch gleichzeitig wusste er, dass sie alle drei von Jack abhingen, denn nur er besaß die Fähigkeiten, die nötig waren, um sie alle heil nach Dawson zu bringen.
    Sam zog eine Grimasse. Er musste nichts sagen – Beth wusste, dass er fand, dass Jack ein bisschen zu forsch und herrisch war und dass ihnen allen zwei Tage Pause guttun würden, bevor sie mit dem Bau des Bootes anfingen.
    Sie beschloss, sich einzumischen, deshalb hob sie ihre Röcke und rannte Jack hinterher. »Können wir uns nicht zwei Tage ausruhen, bevor wir mit dem Bau des Bootes anfangen?«, fragte sie ihn. »Ich meine, es ist doch erst März, und das Eis schmilzt erst Ende Mai, also bleibt uns doch noch jede Menge Zeit.«
    Jack blieb abrupt stehen, ließ das Seil los, mit dem er den Schlitten zog, und sah sie amüsiert an. »Siehst du, wie viele Leute schon hier sind?«
    »Ja. Und?« Sie zuckte mit den Schultern.
    »Und es werden jetzt jeden Tag mehr werden«, erklärte er ihr geduldig. »Sie kommen zu Tausenden über die beiden Pässe, und bald werden alle Bäume, die du jetzt noch siehst, abgeholzt sein. Wir müssen uns sofort, nachdem wir unser Lager aufgeschlagen haben, Stämme für das Boot sichern, sonst riskieren wir, dass wir nichts mehr bekommen.«
    Beth blickte ihn bewundernd an. Er sah genauso dreckig und fertig aus wie die anderen Männer, mit seinem buschigen Bart, dem verfilzten langen Haar und der vom bitterkalten Wetter aufgesprungenen Haut. Aber in seinen Augen lag nicht dieses intensive Goldfieber, das sie in denen der anderen sah. Sie bezweifelte, dass er überhaupt so wie Theo und Sam von großen Reichtümern träumte.
    »Na gut.« Sie nickte. »Das macht Sinn, aber sag mir, Jack Child, was treibt dich eigentlich an? Ich glaube nicht, dass es das Gold ist.«
    Er lachte leise und blickte zurück zu Sam und Theo, die sich auf ihren Schlitten ausruhten. »Jemand muss euch doch sicher dorthin bringen.«
    »Das beantwortet nicht meine Frage«, gab sie zurück.
    Lächelnd streichelte er kurz ihre Wange. »Ich dachte, das tut es.«
    Mitte Mai hatten sie das Boot fertig, ein breites Floß mit einem Mast, einem Ruder und Brettern an den Seiten, um sie und ihr Gepäck zu sichern, falls sie in Stromschnellen gerieten. Die Männer hatten es »Gypsy« getauft und den Namen und die Bootsnummer, 682, auf das Brett vorne am Bug geschrieben. Generalmajor Samuel Steele, der Leiter der North-West Mounted Police, hatte angeordnet, dass alle Boote registriert werden mussten, und er war herumgegangen und hatte allen Goldsuchern jeweils eine Nummer gegeben und die Passagiere auf jedem Boot und die Namen ihrer Angehörigen notiert, für den Fall, dass ihnen auf dem langen Weg nach Dawson City etwas zustieß.
    Das Floß lag auf dem Eis am Ufer, zusammen mit Tausenden von anderen Booten,

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