Echo gluecklicher Tage - Roman
vor ihnen auf etwas deuteten, das wie eine rote Flagge aussah, die in einem Baum hing, und ein Stück Holz, auf das ein Wort geschrieben war: »Canyon«.
»Scheint eine Warnung zu sein«, sagte Jack, und die Worte hatten seine Lippen kaum verlassen, als sie in der Ferne Wasser rauschen hörten.
Der Yukon, auf dem sie sich jetzt befanden, machte eine leichte Linksbiegung, und plötzlich sahen sie eine schmale Schlucht vor sich, an beiden Seiten von hohen schwarzen Steinen umgeben.
Beth keuchte, Theo wurde blass, und Sam winkte aufgeregt mit seinem Hut. »Haltet euch fest«, schrie Jack. »Das muss der Miles Canyon sein.«
Einer der Mounties hatte ihnen von dem Canyon erzählt. Demnach war er ein furchtbar gefährlicher Ort, an dem es an zwei verschiedenen Stellen Stromschnellen gab, aber keiner von ihnen hatte erwartet, dass sie ihn so schnell erreichen würden. Es war zu spät, um an Land zu paddeln und es sich zuerst anzusehen, denn das Floß trieb direkt auf die Schlucht zu.
»Nehmt die Paddel, und stemmt sie gegen die Felsen, damit wir nicht gegen die Seiten gedrückt werden«, schrie Jack und drückte Sam und Theo jeweils ein Paddel in die Hand. »Ich werde versuchen, uns da durchzulenken. Beth, du hältst dich so fest, wie du kannst.«
Mit blankem Entsetzen blickten sie nach vorn, während das Floß in den Canyon raste. Er war ein Drittel schmaler als der Fluss, auf dem sie gerade noch unterwegs gewesen waren, und weil das Wasser durch eine viel engere Stelle gepresst wurde, entstand eine Scheitelwelle, die in der Mitte über einen Meter hoch war. Sie glitten praktisch über diese Welle, schossen in atemberaubendem Tempo weiter, und das Wasser rauschte so laut, dass sie einander nicht hören konnten.
Im Wasser schwammen jede Menge Baumstämme, die die Strömung von den Bergseen mitgebracht hatte, und es gab riesige Felsen und spitze Steine. Beth hielt sich am Rand des Floßes fest und sah voller Angst, wie Jack versuchte, sie um die Hindernisse herumzulenken, und jedes Mal, wenn sie ein Scharren unter dem Floß hörte, fürchtete sie, jeden Moment zu kentern.
Vor ihnen sah sie eine große Schute kieloben treiben und fünf oder sechs Männer, die sich verzweifelt an ihr festhielten, während sie sich drehte und gegen die Felsen und Steine geschleudert wurde.
Beth blickte zurück und sah ein umgedrehtes Kanu, dessen Besitzer nirgends zu sehen war. Aber sie hatte zu viel Angst, um auch nur an andere zu denken, denn ihr eigenes Floß wurde im Kreis herumgewirbelt, in einem Moment hob sich der Bug und im nächsten das Heck wie bei einem bockenden Pferd. Große, eisige Wellen überspülten das Floß, und sie mussten sich an den Seitenwänden festhalten, um nicht über Bord zu gehen.
Beth schloss unwillkürlich die Augen, und als sie sie wieder öffnete, sah sie noch zwei weitere Boote gegen die Felsen prallen. Eines zerbrach sofort, als wäre es aus Streichhölzern gebaut.
Nur Jack stand. Er hatte sich mit einem Seil an der Seitenwand des Floßes festgebunden, und jeder Muskel seines Körpers war gespannt, während er sein Paddel in der Hand hielt und es benutzte, um sie an den Felsen vorbeizuschieben und zu verhindern, dass sie gegen die Wände des Canyons prallten.
Eben hatte Sam noch mit seinem Paddel am Bug gekniet und versucht, sie von den Felsen fernzuhalten, aber als Beth wieder hinsah, war er verschwunden.
»Sam!«, schrie sie, so laut sie konnte. »Sam ist über Bord gegangen!«
Sie klammerte sich an die Seitenwand, während sie sich hektisch nach ihm umsah, aber sie konnte in dem dunklen, brodelnden Wasser nur Holz treiben sehen.
Theo und Jack suchten ebenfalls, aber genau wie sie entdeckten sie ihn nicht.
»Er muss irgendwo vor uns sein!«, schrie Jack. »Bestimmt hält er sich an einem Stück Holz fest, damit er über Wasser bleibt.«
Sie konnte nur hoffen, dass Jack recht hatte, denn es war klar, dass sie Sam auch dann nicht hätten retten können, wenn sie ihn im Canyon entdeckt hätten.
Plötzlich geriet das Floß in einen Strudel und fing an, sich zu drehen, und sie konnten sich nur noch festhalten und beten, dass der Albtraum bald vorbei sein würde.
Als sie den Strudel hinter sich hatten, schossen sie in einen noch schmaleren Canyon und wurden am Ende mit Wucht in weitere Stromschnellen geschleudert. Sie spürten, wie das Holz des Floßes über die spitzen Steine kratzte, und hörten Schreie von den anderen Booten, aber sie wurden so schnell weitergespült, dass sie kaum erkennen
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