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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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hin zum Kauf von Holz und dessen Transport hierher. Abends kam Theo fast nie ins Monte Carlo, um Beth spielen zu hören, sie musste oft allein essen, und er kehrte fast nie vor sieben oder acht Uhr morgens ins Zelt zurück und schlief dann den ganzen Tag. Manchmal fragte sie sich, ob er sie überhaupt zu schätzen wusste.
    Sie beschloss, runter zur Post zu laufen und nachzusehen, wie weit er in der Schlange schon vorgedrungen war. Aber als sie um die Ecke der Front Street bog, sah sie ihn durch die Menge auf sich zukommen. Sie winkte, und als er sie entdeckte, lächelte er strahlend.
    Obwohl sie inzwischen etwas desillusioniert war, was seinen Charakter anging, verging kaum ein Tag, an dem Beth nicht dachte, wie gut er aussah. Selbst damals im Winter, in einen schweren Mantel gehüllt, mit Hut und Schal und einem dichten Bart, der die Hälfte seines Gesichts bedeckte, hatten seine dunklen, ausdrucksvollen Augen ihr Herz immer noch schneller schlagen lassen.
    Sogar in dieser ungehobelten Stadt war es ihm irgendwie gelungen, wie der perfekte englische Gentleman zu wirken. Er hatte sich schon auf dem Fluss den Bart abrasiert und sich fast sofort nach ihrer Ankunft hier die Haare schneiden lassen. In seinem beigefarbenen Leinenjackett, mit der roten Krawatte und dem Panama-Hut hätte er auf dem Weg nach Ascot sein können. Nur der Schlamm an seinen braunen Reitstiefeln störte das Bild, etwas, worüber er fast täglich schimpfte, während er sie putzte.
    »Du hast einen Brief bekommen«, rief er, als er näher kam. Er zog einen Umschlag aus seiner Tasche und winkte ihr damit zu. »Sie wollten ihn mir nicht geben, weil er an Miss und Mr Bolton adressiert ist, aber als ich ihnen sagte, dass es der Mädchenname der Gypsy aus dem Monte Carlo ist, durfte ich ihn mitnehmen.«
    Beth lachte. »Er ist von den Langworthys«, sagte sie, weil sie die Handschrift schon von Weitem erkannte, und rannte die wenigen Schritte auf ihn zu, um ihn ihm zu entreißen. »Aber sie können meinen Brief vom Lake Lindemann doch sicher noch nicht bekommen haben, oder?«
    »Dawson City ist überall auf der Welt in den Nachrichten«, erwiderte Theo. »Ich schätze, sie haben beschlossen, dir hierher zu schreiben, weil sie wussten, dass du irgendwann hier eintreffen würdest.«
    »Er sieht aus, als wenn er nass geworden wäre«, beschwerte sich Beth, denn der Umschlag war fleckig und die Tinte verschmiert.
    »Einige der Briefe waren so durchnässt, dass die Umschläge nicht mehr lesbar waren oder ganz fehlten«, erklärte Theo. »Heute gab es jede Menge enttäuschter Leute, aber du gehörst zu den Glücklichen.«
    Beth riss den Umschlag auf, weil sie nicht länger warten konnte. Liebe Beth und lieber Sam , las sie. Es gibt keine Möglichkeit, Euch diese schreckliche Nachricht zu übermitteln, außer sie einfach aufzuschreiben.
    Ein kalter Schauer lief Beth über den Rücken, aber sie musste weiterlesen.
    Also vergebt mir bitte meine Direktheit, wenn ich Euch mitteile, dass unsere wunderbare kleine Molly vor zehn Tagen, am 7. März, an einer Lungenentzündung gestorben ist. Sie hatte im Februar einen schlimmen Husten bekommen, und trotz allem, was wir und der Doktor versuchten, trotz all der Medizin und der Pflege, wurde daraus eine Lungenentzündung. Sie starb im Schlaf, während ich bei ihr saß.
    Edward und ich sind untröstlich. Wir haben sie so sehr geliebt, und alles ist so trostlos und kalt ohne sie. Aber ich denke auch an Euch beide, die Ihr so weit weg seid, denn wir wissen, dass es ein schlimmer Schock für Euch sein wird, genau wie für alle anderen, die sie liebten. Bitte glaubt uns, dass wir alles für sie getan haben, was wir konnten. Die Beerdigung hat eine Woche nach ihrem Tod, am 14. März, stattgefunden; es war ein wunderbarer und bewegender Gottesdienst in St. Brides ... Edward, Mrs Bruce, die Köchin und Kathleen senden Euch alle ihr Beileid, und wir hoffen sehr, dass dieser Brief Euch irgendwie erreicht. Wir lesen immer alles, was die Zeitungen über Klondike berichten, und fragen uns, ob Ihr wohl heil dort angekommen seid. Wir denken an Euch und schließen Euch in unsere Gebete ein; bitte besucht uns, wenn Ihr nach England zurückkehrt. Und Edward und ich möchten Euch noch einmal danken für die große Freude, die Ihr uns damit gemacht habt, dass wir uns um Molly kümmern durften. Sie war vielleicht nur vier kurze Jahre bei uns, aber für uns waren es die glücklichsten von allen.
    Wir denken an Euch in dieser unendlich traurigen

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