Echo gluecklicher Tage - Roman
Gold zu schürfen, und lebten unter furchtbaren Bedingungen ohne Kontakt zu anderen Frauen.
Nur einem geringen Prozentsatz der Frauen ging es wirklich gut, und das waren die Schauspielerinnen, Sängerinnen und Tänzerinnen. Die meisten Tänzerinnen nahmen sehr viel mehr von den Männern, als sie gaben. Für einen Dollar durften die Männer sie weniger als eine Minute im Arm halten, bevor sie zu ihrem nächsten Partner weitergingen. Eine Frau besaß einen Gürtel, der mit siebzehn Zwanzig-Dollar-Goldstücken besetzt war, ein Geschenk von einem Goldgräber. Fast keine dieser Frauen machte ein Geheimnis aus der Tatsache, dass sie dazu da waren, die Männer um ihre Beutel zu erleichtern.
Beth arbeitete zu hart und zu lange, als dass sie das Leben hätte genießen können, aber das machte ihr nichts aus, denn dadurch musste sie nicht so oft an Sam und Molly denken. Wie versprochen hatte Theo Möbel für die Räume im ersten Stock gekauft, inklusive des angekündigten Messingbetts, und auch Teppiche. Im Saloon ging es jeden Abend lustig zu, und zu sehen, wie das Ganze ein großer Erfolg wurde, bereitete ihr große Freude.
Wenn sie etwas traurig machte, dann erinnerte sie sich daran, dass sie ihren Traum lebte. Es war nicht schwer, in Dawson glücklich zu sein; die Leute waren warmherzig und freundlich, und es verging kein Tag, ohne dass jemand etwas Ungeheuerliches tat, das sie alle zum Lachen brachte. Sie war vielleicht ein bisschen enttäuscht darüber, dass Theo und sie so wenig Zeit miteinander verbringen konnten, aber als der August kam und das kalte Wetter und die dunklen Tage bevorstanden, fuhren viele Leute mit den Schiffen weg, und sie wusste, dass sie demnächst wieder viel Zeit füreinander haben würden.
Sie wusste auch, dass sie sich einen Platz in den Geschichten erobert hatte, die man sich in Dawson erzählte. Es gab viele Geigenspieler in der Stadt, aber keiner war so gut wie sie, und es waren alles Männer. Außerdem hielt man sie für die hübscheste Frau in Dawson, etwas, auf das Theo und Jack sehr stolz waren.
Die Leute in Dawson mochten Geschichten, und die vielen, die sich um die Eldorado-Könige, um die Vermögen, die sie an den Spieltischen gewonnen und verloren hatten, und auch um nicht ganz so wichtige Leute rankten, hätten ganze Bücher füllen können. Es überraschte Beth kein bisschen, als sie feststellte, dass die Leute sich auch Geschichten über sie, Theo und Jack erzählten. Eines Abends hörte sie, wie ein Mann im Saloon einem anderen erzählte, dass Theo sie auf seinen Schultern über den Chilkoot Pass getragen hatte. Dann beschrieb er seinem Gegenüber, wie Sam im Miles Canyon gestorben war, als hätte er dabeigestanden, als es passierte.
Doch was die Leute am meisten faszinierte, schien ihr Verhältnis zu Theo und Jack zu sein, denn es hatte sich herumgesprochen, dass sie nicht mit Theo verheiratet war.
Sie war sich bewusst, dass viele der Tänzerinnen Theo schöne Augen machten. Sie konnte es ihnen nicht verübeln – er war attraktiv, charismatisch und jetzt auch noch reich, denn sie machten jede Menge Geld. Beth musste lächeln, wenn sie in ihren besten Kleidern ins Golden Nugget kamen, um zu versuchen, ihn in die Tanzlokale zu locken, in denen sie arbeiteten. Sie kannte Theo gut genug, um ziemlich sicher zu sein, dass er keine bloße Tänzerin erwählen würde, wenn er mit einer anderen Frau durchbrennen wollte.
An einem regnerischen Abend Anfang August kam ein Mann ins Golden Nugget, der nicht nur eine Geschichte zu erzählen hatte, sondern der eine Kette von Ereignissen auslöste, die für Beth alles veränderte.
Sie spielte Geige, als er hereinkam, ein großer Mann in einem schweren Mantel und mit einem breitkrempigen Hut, der ihr irgendwie bekannt vorkam, aber im Saloon war es zu dunkel und verraucht, um ihn richtig zu sehen.
Wie immer spielte sie für eine halbe Stunde und machte danach eine kurze Pause, und als sie an die Bar ging, um etwas zu trinken, hielt der Mann sie am Arm fest.
»Wie geht’s denn so, Miss Gypsy?«, fragte er. »Ich hatte gehofft, dass ich Sie hier treffe.«
Als sie in sein Gesicht sah, erkannte sie ihn als Moss Atkins, einen von Soapys Gefolgsleuten aus Skagway. Er war oft ins Clancy’s gekommen, wenn sie dort war, und obwohl sie noch nie mit ihm gesprochen hatte, kannte sie seinen Ruf, besonders grausam zu sein. Er hatte auch ein Gesicht, das man nicht übersehen konnte, denn seine Augen waren leuchtend blau und seine Wangen
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