Echo gluecklicher Tage - Roman
Haar war zerzaust, und er trug ein Smokingjackett aus Satin über einem ziemlich dreckigen kragenlosen Hemd.
»John Fallon, zu Ihren Diensten, Mam«, begrüßte er sie, nahm ihre Hand und küsste sie. »Bitte entschuldigen Sie meinen Aufzug. Hätte ich gewusst, dass die Klondike Gypsy Queen mich besucht, hätte ich mich in Schale geworfen und Sie schon erwartet.«
Beth war hocherfreut, dass die Gerüchte, die sie gehört hatte, stimmten und er wirklich ein Südstaaten-Gentleman war.
»Ich bin es, die sich entschuldigen sollte, dafür, dass ich Sie so früh störe«, sagte sie.
»Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen, Mam.« Er lächelte. »Ich bin ein großer Bewunderer Ihrer Musik. Ich habe schon oft vor dem Golden Nugget gestanden und Ihnen zugehört. Zu Hause in Virginia haben wir auch gute Geiger, aber ich glaube nicht, dass ich schon mal jemanden besser spielen gehört habe als Sie.«
Beths Herz klopfte ein bisschen schneller. »Danke, Sir«, sagte sie atemlos. »Dann bin ich hier vielleicht richtig.«
Sein breites Lächeln und der interessierte Ausdruck in seinen blassblauen Augen ließen sie die Nerven behalten. »Sehen Sie, ich suche nach einem Saloon, in dem ich auftreten kann. Und das Monte Carlo würde mir gut gefallen, vorausgesetzt, dass Sie mit meinen Bedingungen einverstanden sind.«
»Vielleicht sagen Sie mir, welche das sind?« Sein Lächeln wurde zu einem listigen Grinsen.
»Fünfzig Dollar pro Abend plus alles, was die Leute in den Hut werfen. Und ich brauche ein Zimmer.«
Er sog die Luft ein. »Fünfzig Dollar pro Abend ist zu viel. Ich könnte Ihnen fünfundzwanzig geben.«
Beth wäre auch bereit gewesen, für fünfzehn Dollar zu spielen, aber dass er ihr mehr anbot, machte sie mutiger.
»Es tut mir leid, Mr Fallon, aber dann kann ich nicht für Sie spielen«, sagte sie, drehte sich um und ging zur Tür.
Sie wollte sie gerade aufdrücken, als er hustete. »Vielleicht könnte ich auf fünfunddreißig gehen«, sagte er.
Beth wandte sich zu ihm um. »Kommen Sie schon, Mr Fallon. Sie möchten doch nicht, dass ich im Criterion spiele, oder? Wenn Sie mir fünfundvierzig geben, dann gehe ich dort gar nicht erst hin. Vorausgesetzt, Sie geben mir ein anständiges Zimmer.«
Er zögerte nur eine Sekunde lang. »Einverstanden«, sagte er und kam zu ihr, um ihr die Hand zu schütteln. »Wann können Sie anfangen?«
»Wann ist das Zimmer fertig?«, fragte sie.
»In einer Stunde?«, schlug er vor.
Sie nickte. »Haben Sie jemanden, der mich zurück ins Golden Nugget begleiten könnte, damit ich meine Sachen holen kann? Ich fürchte, One Eye könnte wütend werden, wenn er erfährt, dass ich seinen Laden verlasse.«
»Ich werde selbst mitkommen, Mam«, sagte er mit einem breiten Grinsen. »Geben Sie mir nur fünf Minuten, um mich anständig anzuziehen.«
Es war ein unglaublich befriedigendes Gefühl, den Ausdruck von unverhohlener Wut auf One Eyes Gesicht zu sehen, als er John Fallon mit Beths Kleidern auf dem Arm auf der Treppe sah.
»W-w-wohin wollen Sie denn mit den Sachen?«, stotterte er.
»Zu mir«, erklärte Fallon gut gelaunt. Er wandte sich zu Beth um, die auf der Treppe hinter ihm ging. »Haben Sie jetzt alles?«
»Alles, was mir wichtig ist«, sagte sie und grinste One Eye an. Sie hielt ihre Geige in einer und ihre vollgepackte Reisetasche in der anderen Hand. »Sie können mein Zimmer an zwei weitere Huren vermieten. Schließlich brauchen Sie etwas, womit Sie die Leute hier reinlocken können, wenn ich nicht mehr für Sie spiele.«
»Du kannst mich doch nicht einfach so im Stich lassen«, protestierte One Eye.
»Aber, aber, Mr Donahue«, sagte Beth mit seidiger Stimme. »Gäste, die sich in die Hose scheißen und auf den Boden kotzen, interessieren sich nicht für Geigenmusik, und jetzt können Sie doch endlich den ganzen Laden in einen Puff verwandeln. Sie kommen schon zurecht.«
Es war eine große Befriedigung für sie zu wissen, dass Dolores, eine der größten Klatschtanten von Dawson, oben an der Treppe stand und zuhörte. Bis spätestens heute Abend würden alle in der Stadt davon erfahren haben.
»Sie sollten besser dafür sorgen, dass der Saloon bis heute Abend wieder sauber ist«, sagte Beth knapp, als sie an One Eye vorbeirauschte. »Sonst denken die Leute noch, Sie kommen nicht mehr zurecht!«
»Der Gent kann nicht bei Trost gewesen sein, als er Sie verließ«, sagte Fallon, während er Beths Sachen in eines der beiden vorderen Schlafzimmer im Monte Carlo trug.
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