Echo gluecklicher Tage - Roman
dein Kleid zerknittert«, sagte er und sah besorgt aus.
»Das gibt sich wieder.« Sie lachte. »Gehen wir jetzt in dein Bett, oder soll ich wieder in meins gehen?«
»Bitte bleib bei mir«, sagte er und küsste sie erneut. »Ich möchte dir beweisen, dass ich ein zärtlicher Liebhaber sein kann.«
33
»Wach auf, John, da draußen ist irgendetwas los«, sagte Beth und schüttelte ihn grob am Arm.
Es war sechs oder sieben Wochen her, seit sie zum ersten Mal mit John ins Bett gegangen war, und bis jetzt bereute sie es noch nicht. John hatte bewiesen, dass er nicht nur ein zärtlicher Liebhaber sein konnte, sondern auch sehr fordernd. Er kam oft am Tage zu ihr, während die Bar unten voller Leute war, oder zwischen ihren beiden Auftritten am Abend, und er wollte immer noch mehr, wenn er schließlich am frühen Morgen den Saloon schloss.
Für Beth war es genau das, was sie brauchte. Sie dachte jetzt kaum noch an Theo, und wenn, dann war sie eher ein bisschen amüsiert als verletzt. Sie hatte viele neue Freunde gefunden, sie hatte Geld gespart für die Zukunft, und weil sie nur abends arbeitete, hatte sie Zeit, während des Tages im Hospital zu helfen.
Jack vermisste sie noch immer, aber alle paar Wochen kam jemand aus Bonanza und brachte ihr einen Brief von ihm. Er arbeitete für Ed Osborne, einen alten Sourdough, der liebevoll Ostrich oder Oz, der Strauß, genannt wurde, weil er so selten seinen Claim verließ. Beth konnte spüren, wie glücklich Jack dort draußen war, denn seine Briefe waren voller lustiger Geschichten über die Goldgräber, die er kennengelernt hatte.
Beth war absolut zufrieden. Ihre Beziehung zu John beruhte auf gegenseitigem Verlangen, aber sie hatte nicht das Gefühl, es als Liebe verschleiern oder Hoffnungen damit verbinden zu müssen. John hatte eine Frau und drei Kinder zu Hause in Virginia, und er war ehrlich genug gewesen, ihr von Anfang an zu erklären, dass er vorhatte, das Monte Carlo an Mittsommer zu verkaufen und nach Hause zurückzukehren.
»Da draußen ist doch immer irgendetwas los«, erwiderte John verschlafen und versuchte, sie zurück in seine Arme zu ziehen. »Schlaf weiter.«
Beth wollte sich gerade wieder hinlegen, als sie den Ruf »Feuer« hörte. Sofort sprang sie aus dem Bett und rannte zum Fenster.
Sie konnte nur einen goldenen Schein etwas weiter die Front Street hinunter sehen, aber das reichte. Dieses Mal trommelte sie mit Fäusten auf John ein, um ihn zu wecken, denn sie hatte Ende 1898 gesehen, wie schnell sich die Flammen ausdehnten. In jener Nacht waren das Greentree- und das Worden-Hotel und die Post abgebrannt, und Männer mussten andere Gebäude sprengen, damit das Feuer sich nicht in der ganzen Stadt ausbreitete.
John rannte los, um alle im Monte Carlo zu wecken, während Beth ihre wärmsten Kleider anzog, denn es war draußen fast vierzig Grad unter null.
Mit hämmerndem Herzen rannte Beth neben John auf das Feuer zu. Inzwischen standen alle Bewohner und Besitzer der Gebäude an der Front Street draußen. Die Männer organisierten sich hastig, um das Eis auf dem Fluss aufzubrechen, damit sie Wasser holen konnten. Alle fragten sich, wo der Feuerwehrwagen blieb, der erst im letzten Jahr angeschafft worden war. Aber offenbar hatte es mit den ausgebildeten Feuerwehrleuten Streit um ihre Löhne gegeben, und der Wagen war nun nicht sofort einsatzbereit.
Beth sah entsetzt zu, wie die Männer Feuer auf dem Fluss entzündeten, um das Eis zu schmelzen und das Wasser zu erreichen, aber das dauerte viel zu lange, und das Feuer sprang auf immer mehr Gebäude über und verschlang alles, was sich ihm in den Weg stellte.
Endlich kamen die Feuerwehrleute mit Schläuchen, und die Pumpen wurden angeworfen. Beth sah, wie die Schläuche langsam anschwollen, als sie das Wasser ansaugten, und wie alle anderen dachte sie, dass das Feuer nun bald unter Kontrolle sein würde. Aber dann ertönte ein reißendes Geräusch, und zum Entsetzen der versammelten Menge platzte der Schlauch auf, denn das Wasser darin war gefroren und hatte sich ausgedehnt.
Beth sah, wie Tim Chisholm, der Besitzer des Aurora, sein Gesicht in den Händen vergrub, während die Flammen auf seinen Saloon übergriffen. »Was können wir tun?«, rief er.
»Sprengt die Gebäude vor dem Feuer«, ordnete Captain Starnes von der North-West Mounted Police an und schickte schnell einen Hundeschlitten los, um Dynamit zu holen.
Tausende von Leuten kamen und wollten helfen. Jeder Wagen oder Schlitten wurde
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